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(Osmia leaiana, KIRBY 1802)
Ihr Name kommt nicht von ungefähr: Die seltene Zweihöckrige Mauerbiene hat tatsächlich zwei höckerartige Fortsätze auf dem Kopf. Und nicht nur die sind auffällig – auch ihre fuchsrote Bauchbürste. Mit der kann sie reichlich Pollen sammeln. Im Kontrast dazu stehen die grünen Augen, die allerdings nur die Männchen haben. Die Beine der ansonsten dunklen Biene sind kurz behaart. Kopfschild und Rücken hingegen sind hell und länger behaart. Ihre Mundwerkzeuge sind groß. Wenn wir es nicht besser wüssten, würden wir bei der Mauerbiene womöglich an eine Blattschneiderbiene denken. Wie ihre Verwandten braucht sie die Mundwerkzeuge für den Nestbau. Die Bienen werden nicht größer als 10 Millimeter.
Hierzulande ist die Zweihöckrige Mauerbiene weitverbreitet. Sie tritt meist einzeln auf. Wir finden die wärmeliebende Art in Waldsäumen, Weinbergen und Streuobstwiesen. Sie lebt aber auch auf brach liegenden Flächen und in sonnigen Hecken. Wenn die Voraussetzungen stimmen, können wir sie gelegentlich sogar im Siedlungsbereich in Gärten oder Parks beobachten.
Die Zweihöckrige Mauerbiene nistet oberirdisch. Und sie hat Mut zur Lücke: Sie nutzt bereits vorhandene Hohlräume als Kinderstube. Besonders gern besiedelt sie alte Fraßgänge im Totholz, hohle Pflanzenstängel oder Felsspalten und Mauerfugen. Auch naturbelassene Schilfrohre von Reetdächern und künstliche Nisthilfen sind für sie eine gefundene Brutstätte. Für die Brutzellen zerkaut sie Blattstücke. Diesen „Pflanzenmörtel“ nutzt sie als Baumaterial für Trennwände und für den Nestverschluss. Sie versorgt jede Brutzelle mit einem Gemisch aus Nektar und Pollen, dem so genannten „Pollenbrot“. Darauf legt sie ein Ei, aus dem später die Bienenlarve schlüpft. Am Pollenbrot frisst sich die Larve bis zu den letzten Krümeln satt. Um das Pollenbrot herzustellen, braucht die Biene bestimmte Pflanzenarten.
Die emsige Biene ist auf Korbblütler spezialisiert. Die Weibchen pudern ihre bauchseitigen Sammelbürsten besonders gern mit Pollen von Distel, Wegwarte und Flockenblume ein. Auch Löwenzahn, Habichtskräuter, Wiesen-Pippau und Ferkelkraut fliegen sie an. Diese etwas andere „Trennkost“ ist somit Hauptbestandteil des Pollenbrots. Bevor sie in die Welt hinausfliegt, überwintert sie als Ruhelarve in ihrer Brutzelle. Erst im Folgejahr schlüpft eine vollentwickelte Zweihöckrige Mauerbiene.
Wer so fürsorglich ist, zieht auch Nutznießer an. Als so genannte „Kuckucksbienen“ parasitieren die Schwarzflüglige Düsterbiene (Stelis phaeoptera) und die Punktierte Düsterbiene (Stelis punctulatissima) an unserer Wildbiene des Monats. Die Zweihöckrige Mauerbiene ist zudem Wirtin der Goldwespe Chrysura radians: Nachdem die Biene ihr Ei gelegt hat, legt die Goldwespe einfach eins dazu. Damit die Goldwespe diesen Moment nicht verpasst, wartet sie oft in der Nähe des Bienennestes.
Bienenschutz kann schwierig sein. Viele Bienenarten brauchen bestimmte Pollenquellen oder Bodenarten. Der Zweihöckrigen Mauerbiene können wir zum Glück recht einfach helfen, zum Beispiel mit künstlichen Nisthilfen. Achten Sie dabei auf saubere Bohrungen im Holz beziehungsweise auf glatte Einfluglöcher bei Bambusröhrchen. Die Gänge sollten jeweils 10 Zentimeter tief sein und einen Lochdurchmesser von 5 Millimetern haben. Die Nisthilfe selbst bringen Sie stabil an einem sonnigen, regengeschützten Ort an. Auf keinen Fall sollte sie frei schwingen.
Natürlich gehört zum passenden Nistplatz auch ein attraktives Nahrungsangebot. Dieses darf nicht allzu weit entfernt sein. Gut sind wenige Meter Abstand. Die Zweihöckrige Mauerbiene freut sich über die typischen Wiesenpflanzen. Sie wachsen oft ohne eigenes Zutun im Garten, wenn wir sie lassen.
Weitere Tipps, wie Sie bienenfreunliche Strukturen gestalten können, finden Sie auf unseren Websites www.wir-tun-was-fuer-bienen.de und www.deutschland-summt.de.
Dominik Jentzsch, Stiftung für Mensch und Umwelt
Schnelle Fakten:
Weitere Infos
www.wir-tun-was-fuer-bienen.de
Literatur