Terra Preta

Weltweit leiden unsere Böden in zunehmender Weise unter starker Trockenheit, einer mangelnden Humusschicht, oftmals einer sehr starken Verdichtung sowie einem unzureichenden Besatz von Mikroorganismen. Das führt unweigerlich zu einer Bodenmüdigkeit und letztlich zu absolut unfruchtbaren Böden, auf denen nichts mehr wächst. Hinzu kommt die weitverbreitete Bodenbearbeitung mit schweren Geräten und Maschinen sowie der Einsatz von ausschließlich mineralischen Düngern und Pestiziden. Beides schadet dem Mikrokosmos ganz erheblich. In einer Handvoll gesunden Bodens befinden sich mehr Kleinstlebewesen als es Menschen auf der Erde gibt. Nicht zuletzt wirken sich auch die riesigen landwirtschaftlichen Monokulturen negativ auf die Bodenstruktur aus. Hinzu kommt der Klimawandel, der durch extreme Temperaturschwankungen, Stürme oder Überflutungen mit Bodenerosionen einen weiteren Beitrag zum Abbau der so wichtigen Humusschicht und somit einer Verschlechterung der Bodenqualitäten beiträgt. Nun könnte man als Kleingärtner sagen, mit so großen Flächen haben wir nichts am Hut, doch dem ist leider nicht so, auch auf kleingärtnerisch genutzten Flächen gibt es Probleme. Die nahe Vergangenheit hat uns erst kürzlich gezeigt, was ungezähmte Natur anrichten kann. Es ist also Handlungsbedarf angesagt, um ­unsere Böden zu retten. Das kann z.B. durch Umdenken bei der Bodenbearbeitung schon umgesetzt werden. Fast jeder Kleingärtner verwendet heutzutage Bodenverbesserer (z.B. eigenen Kompost) oder ergreift andere Maßnahmen, die zur erhöhten Fruchtbarkeit seines Garten­bodens führen.   

Eine sehr gute und sehr alte, aber seltener angewandte Methode ist die Bodenverbesserung mit Terra Preta. Der Begriff Terra Preta stammt aus dem portugiesischen Sprachraum und bedeutet nichts anderes als schwarze Erde. Dabei handelt es sich allerdings nicht um eine Erde, sondern vielmehr ein Substrat, das zur Verbesserung und Wiederbelebung von verbrauchten humus- und nährstoffarmen Böden eingesetzt wird. Als direkt verwendete Pflanzerde wäre dieses aufwendig produzierte und teure Produkt vollkommen ungeeignet.     

Vor bereits über 2000 Jahren haben Einwohner in den Regenwald­gebieten des Amazonas erkannt, dass die sehr stark eisen- und aluminium­haltigen Böden der Urwälder für den Anbau landwirtschaftlicher Pflanzen vollkommen ungeeignet sind. Die Böden der Regenwälder sind entschieden zu sauer, zum anderen auch noch extrem nährstoffarm. Das mag nun etwas verwunderlich klingen, wenn man an die immense Wuchskraft eines Regenwaldes denkt. Doch kommen in diesen Wäldern so gut wie keine essbaren Pflanzen vor und die sehr dünne Humusschicht mit ihren wenigen Nährstoffen wird von den Pflanzen des Urwaldes selbst aufgebraucht bzw. regelmäßig weggespült. Restnährstoffe werden durch die sauren Böden gebunden und würden landwirtschaftlichen Nutzpflanzen nicht zur Verfügung stehen. Die Archäologen haben bei Ausgrabungen im Amazonasgebiet Fundstellen von Terra Preta entdeckt und waren davon in zweierlei Hinsicht begeistert. Einmal konnte durch diese Entdeckung belegt werden, dass Ackerbau zu dieser Zeit im Amazonasgebiet überhaupt möglich war und zudem waren die Fundstellen für die Archäologen eine wahre Schatzkammer mit Fundstücken aus dem täglichen Leben der damaligen Bevölkerung einschließlich Rückschlüssen auf deren Ernährung. In den 1960 Jahren entdeckten Forscher am Zusammenfluß von Amazonas und Rio Negro eindeutige Überreste vorkolumbianischer Zivilisation und führten hier viele Bodenuntersuchungen durch. Man kam zu dem Schluss, dass die Ernährung der Bevölkerung in der damaligen Zeit in den Ballungsgebieten nur durch eine nachhaltige Bodenverbesserung und Bearbeitung durch die Indios möglich war und stieß letztlich auf Terra Preta do Indio. Diese so genannte Schwarzerde fand sich zumeist in hochwassergeschützten Anhöhen in der Nähe des Amazonas und seinen vielen Nebenflüssen. Die Fundstellen waren nachweislich über 2000 Jahre alt, immer noch fruchtbar und hatten eine Mächtigheit von 50–200 cm. Die Archäologen fanden darin Überreste von Holz­kohle, Tonscherben, Knochen, Spuren menschlicher Fäkalien, Asche und Fischgräten. Aus dieser Vielfalt an organischen Reststoffen hatte sich nach und nach eine mächtige Humusschicht gebildet. Terra Preta do Indio ist Menschen gemacht und entstammt sehr nach­haltigem Wissen, was leider weitgehend verloren gegangen ist.     


Wie kommt man an Terra Preta?   

Man kann sie selber herstellen oder aber als fertiges Produkt in gut geführten Gartencentern kaufen. Es gibt den einen oder anderen Erden- und Substrathersteller der Terra Preta als Nieschenprodukt vertreibt, aber auch kleinere Firmen, die sich darauf spezialisiert haben und ihre Produkte im Internet vertreiben. Viele stellen diesen Bodenver­besserer allerdings auch selber her, Rezepturen und Anleitungen dazu findet man in großer Anzahl im Internet. Dazu gibt es allerdings sehr viel zu beachten, keineswegs sollte man blind jeder Veröffentlichung zu diesem Thema trauen.    


Was bewirkt Terra Preta?   

  • Pflanzenverfügbare Nährstoffe werden besser verwertet, dadurch besseres Wachstum und höhere Erträge. Boden wird nicht versalzen, weil der Einsatz mineralischer Dünger nicht notwendig wird.   
  • Organische Gartenabfälle werden regelmäßig in hochwertige Dünger umgesetzt.  
  • Stark verbesserte Wasserspeicherkapazität, wodurch längere Trockenphasen für viele Kulturen besser überstanden werden.  
  • Das Bodenleben, insbesondere die unterschiedlichsten Mikroorganismen werden gefördert und belebt. Sie finden insbesondere in der eingebauten Pflanzenkohle ­ihren idealen Lebensraum. 
  • Mykorhyza (Pilz, der in Symbiose mit den Pflanzenwurzeln lebt) wird stark vermehrt, was sich sehr positiv auf das Pflanzenwachstum auswirkt, insbesondere auf den Wasserhaushalt der Pflanzen.
  • Giftige Bodenstoffe (Schwermetalle) werden langfristig in der Pflanzenkohle gespeichert und festgehalten.  
  • Der Boden wird durch eine verbesserte Struktur wesentlich besser durchlüftet.  
  • Stickstoffsammelnde Bakterien (bei allen Leguminosen) können sich besser vermehren.  
  • Klimaschädliches Methan und CO2 ­werden absorbiert und im Boden gespeichert (durch die Pflanzenkohle).  


Aus was besteht Terra Preta?   

Mit der Ur-Terra-Preta (Terra Preta do indio) haben die modernen und unter verschiedenen Namen angebotener Substrate von Terra Preta kaum noch etwas gemeinsam, außer der Pflanzenkohle. Verkohlen lassen sich alle kohlenstoffhaltigen, pflanzlichen und tierische Stoffe. So sind inzwischen Pflanzenkohlen der unterschiedlichsten Qualitäten auf dem Markt. Für den Verbraucher sind deren Vorzüge oder Nachteile nur schwer zu erkennen.   


Pflanzenkohle   

Pflanzenkohle ist sehr porös und besitzt eine äußerst große Oberfläche, die je nach Herstellungsprozess bei bis zu 300 Quadratmeter liegen kann.    

Daher kann diese Kohle bis zum fünffachen Wert ihres Eigenwichts Wasser aufnehmen. Es gibt unterschiedliche Verfahren Pflanzen­kohle zu produzieren (auch selbst, was aber aufwendig ist). Am besten scheint das Pyrolyse-Verfahren zu sein, durch das die guten Speichermedien für Wasser und Nährstoffe (Dünger) entstehen. Besonders wichtig ist dabei auch die Entstehung der Kationenaustauschkapazität, die erst ermöglicht, dass ein Austausch der gespeicherten Nährstoffe überhaupt möglich ist. Normale Grillkohle, wie wir sie alle kennen, verfügt nicht über diese Vorzüge. Pflanzenkohle ist also kein Dünger, sondern ein Speicherorgan in diesem Substrat. Bei der Eigenherstellung von Terra ­Preta muss zum einen Pflanzenkohle verwendet werden und diese Kohle muss in jedem Fall vor ihrer Verwendung kräftig aufgedüngt werden. Würde man nicht aufgedüngte Pflanzenkohle einfach im Gartenboden eingraben, würde diese sämtliche vorhandenen Nährstoffe aufnehmen und für einen längeren Zeitraum speichern, was den Pflanzen dann fehlt.    


Kompost  

Der Trägerstoff für Terra Preta ist Kompost, den man entweder selber hat, ansonsten aber auch kaufen kann. Komposte unterscheiden sich nach ihren Ausgangsstoffen. Das kann der Kompost aus dem eigenen Garten sein, es gibt aber auch Grünschnitt, Holz- oder Bioabfallkompost. Komposte werden auch in ihrem Reifegrad oder Rottegrad unterschieden. Das ist ein Maß für den Abbau der organischen Substanz. Er wird über die Selbsterhitzungsfähigkeit bestimmt. Mikroorganismen erzeugen beim Zersetzen organischer Substanz Wärme. In der Anfangsphase der mikrobiellen Zersetzung werden Temperaturen von 60 bis 70 Grad Celsius erreicht. Diese Temperaturen hygienisieren den Kompost und sorgen zum Beispiel dafür, dass Keime abgetötet werden. Mit zunehmendem Rottegrad sinkt die Temperatur des Kompostes dann bis auf Außentemperatur. Es werden fünf Rottegrade unterschieden. Die Bestimmung ist allerdings ungenau, da sich das organische Material kontinuierlich abbaut und die Abbaugeschwindigkeit von mehreren Faktoren wie Wassergehalt und Außentemperatur abhängig ist. (Quelle: Ökolandbau.de)     


Fertiger Kompost (Reifestufe V):   

  • Riecht frisch und erdig.    
  • Fühlt sich krümelig an.      
  • Sollte die Faustprobe bestehen: Dafür wird eine Handvoll Kompost zusammengedrückt. Dabei dürfen keine Wassertropfen austreten. Beim Öffnen der Hand sollte der Kompost nicht auseinanderfallen.   
  • Er ist reif, wenn er höchstens 30 °C hat.   

(Quelle: Ökolandbau.de)


Dung von Geflügel, Huftieren und ­Inhalte von Bio- bzw. Trockentoiletten  

Der notwendige Dünger, mit dem die Pflanzenkohle aufgedüngt werden muss, sollte in jedem Fall organisch sein. In sehr frischer Form ist das meist mit einer gewissen Geruchsbelästigung verbunden, deshalb ist gut abgelagertes Material sicher etwas sinnvoller. Von dem Inhalt so genannter Trocken- oder Biotoiletten ist aus rein hygienischen Überlegungen eher abzuraten. In vielen Artikeln wird leider eher Positives dazu berichtet. Denke man z.B. nur an die weit verbreiteten Colibakterien und der Unwissenheit, ob selbige beim Fermentierungsprozess von Terra Preta zerstört werden oder nicht.    


Gesteinsmehl   

Besteht aus einer Vielzahl von Mineralien, die sich positiv auf das selbst hergestellte Substrat auswirken. Es bindet und regelt die Feuchtigkeit und ist unter anderem für den wichtigen pH-Wert und dessen Stabilität verantwortlich – Bokashi mit EM (effektive Mikroorganismen) und Pflanzenjauchen.   

Es gibt erstaunlich viele Gartenfreunde, die mit effektiven Mikroorganismen arbeiten und damit auch sehr viel Erfolg verzeichnen. ­Bokashi in Verbindung mit EM ist eine Philosophie, mit der man sich zunächst einmal auseinandersetzen muss. Es handelt sich dabei um eine sehr biologische Abfallentsorgung, die in einem speziellen Eimer durchgeführt wird. Richtig angewendet, passen die fermentierten Bioabfälle hervorragend zu der vorausgegangenen Beschreibung der erforderlichen Bestandteile zur Herstellung von Terra Preta.   

Kann man Terra Preta selber herstellen?   

Das ist selbstverständlich möglich, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass man sich die richtigen Zutaten besorgt und an die genauen Rezepturen und Vorgehensweisen hält. Ganz bewusst habe ich an dieser Stelle die Herstellungsweise nicht näher beschrieben. Das Internet ist voll mit den unterschiedlichsten Beschreibungen, die leider teilweise etwas widersprüchlich sind. Zudem gibt es auch eine ganze Reihe von Büchern, die sich mit diesem hochinteressanten Thema befassen. Mein Vorschlag an alle, die Interesse an Gärtnern mit Terra Preta haben. Kaufen Sie sich ein Fertigprodukt Terra Preta und probieren Sie es aus und wenn Sie damit Erfolg haben, dann produzieren Sie auf Ihre Art das schwarze Gold vom Amazonas selber.   


Handlungschritte:

  1. Vermischen der Pflanzenkohle mit Dung.   
  2. Bewässern mit EMa oder Pflanzenjauche und einige Stunden ziehen lassen.   
  3. Vermengen mit Kompost, dazu etwas Gesteinsmehl, dann auf einem Haufen aufschichten.   
  4. Luftdicht abdecken und warmen Außentemperaturen für 5–6 Wochen fermentieren.   
  5. Fertig zum Ausbringen.   


Wo sollte man Terra Preta verwenden?   

Wer mageren, sandigen, womöglich auch noch sauren Gartenboden hat, bei dem macht der Einsatz von Terra Preta sicherlich Sinn, denn damit kann das Bodengefüge und die Nährstoffverteilung nachhaltig verändert werden. Hat man allerdings einen gesunden Gartenboden mit einem vernünftigen Feuchtigkeitsgehalt, einer guten Struktur (Krümelstruktur), Humusgehalt, und ausreichendem Nährstoffgehalt, dann benötigt man dieses hoch gelobte Produkt nicht.               

Ihr Peter Hagen  

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