Lange Blüte im Topf

Catharanthus roseus

Es gibt einige Pflanzen, denen ein kurzes Leben vorprogarmmiert scheint, und die oftmals als ‚Wegwerfartikel‘ verkauft und erworben werden. Hierzu gehört auch Catharantus roseus, das Madagaskar-Immergrün oder Zimmer-Immergrün. Die Pflanze hieß gelegentlich auch schon ‚Vinca‘ und gehört zur Familie der Hundsgiftgewächse (Apocynaceae).  

Eine Nachbarin schenkte mir im letzten Jahr gleich drei Pflanzen, die sich durch unterschiedlich gefärbte Blüten auszeichneten: weiß, rosa und rot. Doch damit ist das Blütenfarbenspektrum wohl noch lange nicht erschöpft und das machte die Pflanze zusätzlich interessant. Die Nachbarin hatte gelegentlich über die reichliche Samenproduktion der Pflanzen geklagt, denn die Samen werden großzügig ausgestreut. Und regelmäßig muss in der Nähe der Pflanzen das ausgefallene Saatgut zusammengekehrt werden. Das kann eventuell als mühevoll angesehen werden. Ich sah dies als Chance, auch im kommenden Jahr wieder zu einer Pflanze zu kommen. Mir fiel auf, dass auch zahlreiche Samen schon in den Töpfen keimen. Auch hier kann das Auszupfen eventuell als lästig empfunden werden. Für mich war es eine gewisse Arbeitsersparnis und eine enorme Chance, auch für das kommende Jahr schon Pflanzen bereit zu haben, denn streng genommen müssen diese Sämlinge nur in Einzeltöpfe pikiert und weiterkultiviert werden. Gesagt getan.    

Aufgrund der Herkunft aus tropischen Regionen ist Catharantus nur bedingt winterhart. Die Sämlinge wurden vorsichthalber unter geschützte Bedingungen gestellt, die zugehörigen Mutterpflanzen aber draußen gelassen, um deren ‚Winterhärte‘ unter den hiesigen Bedingungen zu testen. Hier ist anzumerken dass der Verfasser im klimatisch begünstig­ten Mittelmeeraum lebt, wo Fröste nur selten zu erwarten sind. Doch die gemachten Erfahrungen lassen sich auch auf mitteleuropäische Bedingungen übertragen. Will heißen, dass unter geschützten Bedingungen und bei hellem Stand die Pflanze im Topf problemlos kühl  überwintert werden kann. Hinzu kommt, dass die aktuellen Sorten schon  eine gewisse ‚Winterhärte‘ mitbringen, die bei Pflanzen tropischer Herkunft normalerweise nicht zu erwarten ist. Bei Überwinterung im Freiland leiden die Blätter etwas, verfärben sich und werden zuweilen abgeworfen. Doch die Triebspitzen weisen gesundes grünes Laub auf und auch Blütenknospen in Wartestellung sind vorhanden. Ich würde denken, dass sich diese Pflanze bei uns problemlos überwintern lässt – fros­tfrei und hell – und mit zunehmendem Alter auch immer spektakulärer wird. In England scheint dies häufig praktiziert zu werden und die Ergebnisse können sich durchaus sehen lassen. Die besten Erfahrungen erhielt ich mit der rotblühenden Sorte, deren Sämlinge schon  im Mai zur Blüte kommen und dies bis September durchhalten.   

Hinweis zur heilkundlichen Bedeutung des Madagaskar-Immergrüns:  

In dieser Pflanze wurden über 70 Alkaloide mit biologischer Wirkung entdeckt, die von medizinischem Interesse sind. Zusammenfassend werden sie als Vincaalkaloide bezeichnet und haben große Bedeutung bei der Behandlung von Lymphknotenvergrößerungen, Leukämie, Brustkrebs und Lungenkrebs. Vielleicht ein weiterer Grund, sich mit dieser ‚Wegwerfpflanze‘ zu beschäftigen.   

Und selbst wenn eine eigene Pflanze nicht heil über den Winter kommen sollte und Sie vergessen haben, die sich im Topf entwickelnden Sämlinge zu pikieren, können eventuell aufbewahrte Samen für eine eigene Anzucht verwendet werden. Vergessen werden soll hier auch nicht die geringe Schädlingsanfälligkeit. Andere Vertreter der Familie, wie der ­Oleander, werden gelegentlich von gelbgefärbten Blattläusen heimgesucht, die die Triebe entstellen. Das ist bei Catharanthus nicht der Fall.   

Kurios ist auch die Tatsache, dass diese Pflanze am heimatlichen Standort bedroht ist, so dass eine Kultur im Haus ein Beitrag zur Erhaltung der Art angesehen werden kann.                                               

Thomas Bay

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