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Jovibarba ist auch dabei
Jede Blume hat ihre Zeit, auch Donnerwurz. Donnerwürze oder Hauswürze sind wie gemacht für die heutigen, kleinräumigen Haus- und Kleingärten. Auf engstem Raum lassen sich Hunderte von ihnen unterbringen, eine Pflanze hübscher als die andere. Sie blühen je nach Art und Sorte ab Juni im Juli und August. Zu der Zeit sind ihre grundsätzlich hübschen Rosetten mit den dickfleischigen Blättern am allerschönsten, als ob sie sich für diese Zeit extra schön und intensiv hätten färben wollen. Die Farbscala der Blüten reicht von fast weiß über helles und dunkleres Gelb bis zu Rosa und intensivem Rot.
Sempervivum, wie Donnerwürze botanisch heißen, verhalten sich, was die Blüte betrifft, ziemlich individuell. Die einen blühen zuverlässig jedes Jahr, die anderen seltener, die einen heben ihre Blütenstände bis 30 cm hoch, die anderen bleiben wesentlich niedriger. Gemeinsam ist ihnen, dass sie vermännlich blühen. Mit anderen Worten: die männlichen Staubbeutel reifen vor den weiblichen Stempeln. Erst wenn die Staubbeutel ihre Pollenkörner entlassen haben, neigen sie sich zur Seite und die Stempel sind dran. So wird gewünschte Fremdbefruchtung gesichert.
Wer Sempervivum-Blüten einmal genau betrachtet, wird einen wesentlichen Unterschied feststellen. Einige haben strahlenförmige Blüten mit weit geöffneten Blütenblättern, die anderen mehr krugförmig geschlossene. Die mit den strahlenförmigen Blüten sind, etwas laienhaft ausgedrückt, die echten Semperviven, die krugförmigen Jovibarba. Die Unterschiede sind für weniger Bewanderte. abgesehen von den Blüten, nicht ohne weiteres wahrnehmbar. Sempervivum sind in der Überzahl.
Nach der Blüte endet das Leben von Donnerwurzrosetten. Während die Blüte vergeht, vergeht auch die Rosette, welkt, trocknet ein, und schließlich entfernt man das unansehnlich gewordene Gebilde. Zu gleicher Zeit entsteht Nachwuchs in Form von jungen Pflanzen, so genannten Kindeln, die mit Stolonen an der Mutterpflanze entstehen – willkommene „Brut“ zu noch mehr Donnerwürzen. Auch hier gibt es Unterschiede, die einen bilden kaum Kindel, die anderen vermehren sich zahlreich. Jovibarba-Arten sind teils sehr fleißig im Vermehren. Sie bilden kleine, aber zahlreiche Kindel, die sich häufig, wenn sie groß genug sind (was aber immer noch klein ist) selbsttätig von der Mutterpflanze trennen und auf Suche gehen nach geeigneten Plätzen in angrenzenden Platten- und Pflasterfugen, im Bereich von Kieswegen oder dergleichen, so dass abseits von den eigentlichen Gefäßen mit der Zeit hübsche Donnerwurzteppiche entstehen, graue oder graugrüne. Sempervivum-Kindel werden, sobald sie etwas größer wurden, von der Mutterpflanze getrennt, in kleine Töpfe gesetzt oder gleich ins Endgefäß, Schale, Trog oder dergleichen.
Ilse Jaehner