Schon seit vielen Jahren werden alljährlich Pflanzen des Jahres gekürt. In diesem Sortiment ist ganz sicher die Heilpflanze des Jahres eine Besonderheit, da oft eine Gattung ausgewählt wird, die nicht als schmückende Zierpflanze bekannt ist, sondern einer ganz anderen Gruppe zugeordnet werden kann. So hat auch für dieses Jahr der NHV Theophrastus (Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise nach Theophrastus Bombastus von Hohenheim) eine Gattung als Heilpflanze des Jahres ausgewählt, die wohl einen sehr großen Bekanntheitsgrad besitzt, aber mehrheitlich doch als Wild- oder Unkraut bekannt ist. Das hängt damit zusammen, dass sich viele Arten nicht nur in der Natur, sondern auch auf Kulturflächen stark verbreiten und so das Wachstum der Kulturpflanzen beeinträchtigen können. Interessent in diesem Zusammenhang ist, dass diese Brennnessel den botanischen Namen Urtica trägt, zur eigenen Familie der Urticaceae gehört und über 80 verschiedene Arten enthält. Die für uns wichtigste Art ist U. dioica, die im Wildwuchs auch auf Kulturflächen eine besondere Rolle spielt. Diese Pflanze trägt den volkstümlichen Namen Große Brennnessel und war schon vor Christi Geburt bekannt, da sie schon im Alten Testament als Metapher, also als Mitbewohner, vor allen Dingen auf verwilderten, ungepflegten Feldern erwähnt wurde.    
Das Besondere an der Brennnessel ist, dass sie als Wildpflanze zwar sehr bekannt ist, aber als Heilpflanze bisher nur einen geringen Bekanntheitsgrad hatte.   
Sie siedelt sich gerne an so genannten Ruderal­standorten, in der Umgebung von gärtnerischen und landwirtschaftlichen Flächen, an. Ihre Entwicklung ist zweihäusig so dass es  nur rein männliche und rein weibliche Pflanzen gibt, die alle im Durchschnitt eine Wuchshöhe von 1,50 m erreichen können.    
Die Brennnessel dient auch nicht nur als Nahrungsquelle von verschiedenen Insektenarten sondern auch als Lebensraum, wie zum Beispiel für viele Schmetterlingsarten, die ihre Eier bis in den Spätsommer hinein an der Blattunterseite der Pflanzen ablegen.    
Brennnesselkraut enthält ungesättigte Fettsäuren, Flavonoide, Kalium, Kalzium, Magnesium, Eisen, Kieselsäure und Chlorophylle. Extrakte aus dem Kraut zeigen eine entzündungshemmende, immunmodulierende Wirkung, der hohe Gehalt an Mineralstoffen ermöglicht eine wassertreibende Wirkung und damit eine erhöhte Harnsäureausscheidung. Auch die Inhaltsstoffe der Wurzeln können die Harnausscheidung beschleunigen und das zu häufige Wasserlassen reduzieren. Bei Gelenkentzündungen, Rückenschmerzen, Ischias, Hautausschlägen, Harnwegsinfekten, Erschöpfungszuständen usw. können die Inhaltsstoffe der Brennnessel in Form von Tees, Tinkturen und zahlreichen anderen Möglichkeiten zur Linderung verhelfen.  Auch bei Tieren soll das angetrocknetes Nesselkraut vitalisierend wirken. So soll sich zum Beispiel bei Hühnern die Legeleistung und das Eigelb der Eier steigern sowie bei Kühen die Milchbildung anregen.             

Edgar Gugenhan