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Im August beginnt die Saison der hohen Staudengräser, die uns den ganzen Herbst und Winter in Atem hält. Wer das versäumt, versäumt einige der schönsten Erlebnisse im Ablauf des Gartenjahres. Hohe Staudengräser sind etwas ganz Besonderes, weil sie sich von den übrigen Pflanzengestalten so sehr unterscheiden, weil sie zum Teil regelrecht wuchtig auftreten, weil sie mit umfangreichen Blütenständen auf langen Halmen sehr wirkungsvoll sind, weil sie sich gern mit dem Wind einlassen, der sie noch interessanter macht.
Ein Gras braucht gar nicht bekannt gemacht zu werden, da es hinreichend Werbung für sich selbst macht: das Pampasgras (Cortaderia). Fast jeder kennt seine imposanten weißen Blütenfahnen an bis zu 200 cm hohen Halmen, die so beeindruckend auf sich aufmerksam machen. Manche, die schon Pampasgras pflanzten, mussten feststellen, dass dieses Gras Ansprüche stellt, vor allem was Sonne im Sommer und Wärme im Winter betrifft. Daher sei hier nicht noch mehr Reklame fürs Pampasgras gemacht, sondern geschaut, was ihm erfolgreich Konkurrenz bietet.
Da ist zuerst das Silberfahnengras Miscanthus sinensis ‚Silberfeder‘, das inzwischen fast ebenso bekannt ist wie Pampasgras und eben keine besonderen Ansprüche stellt, nur als Solitärpflanze genügend Freiraum verlangt wie alle hohen Gräser. ‚Silberfeder‘ blüht ab Ende August und hält die silberfarbenen Blüten bis in den Winter, gehört zu den blühsichersten Gräsern, auf die man sich fest verlassen kann. Wer es mächtiger haben möchte, ist mit dem 250 cm hohen Riesenchinaschilf M. giganteus ‚Aksel Olsen‘ gut bedient, das jedoch nur bei reichlich Wärme kupferfarbig blüht.
Schon im Juli schickt sich Reitgras Calamagrostis x acutifolia ‚Karl Foerster‘ in 150 cm Höhe zum Blühen an, liebt volle Sonne, wuchert nicht wie die Art und macht den Sommer zu einem besonderen Erlebnis. Heißt ein Gras Diamantgras, muss es wohl was Tolles sein, ist es auch, vor allem Achnatherum calamagrostis ‚Allgäu‘, bis 80 cm hoch mit lang haltenden Blütenähren für den räumlich beschränkteren Bereich.
Das Goldleistengras darf wegen seiner überhängenden goldbraunen Ähren nicht beengt stehen, weil sonst seine Schönheit nicht zur Geltung kommt. Voller botanischer Name von Goldleistengras (ohne die geht es im Bereich von Staudengräsern nicht) ist Spartina pectinata ‚Aureomarginata‘, bis 150 cm hoch werdend, braunährig. Sowohl an sonnigen wie halbschattigen Plätzen macht sich Pfeifengras gut, vor allem die Sorte Molinia coerulea arundinacea ‚Karl Foerster‘, die steif aufrecht bis 180 cm hoch wächst und mit goldbrauner Herbstfärbung zu punkten weiß. Ebenso schön ist ‚Windspiel‘ mit verzweigten Ähren in goldgelber Herbstfärbung.
Ilse Jaehner