Wildbiene des Monats September 2022: Heide-Filzbiene

(Epeolus cruciger, PANZER 1799)      

Unsere Wildbiene des Monats September gehört zu den auffälligen heimischen Bienenarten: Sie ist bunt und wirkt bucklig. Die blutroten Augen der Weibchen heben sich deutlich vom mattschwarzen Kopf und Rücken ab. Brust und Hinterleib zeigen zudem weiße filzartige Flecken, welche zum deutschen Namen der Gattung führten. Ihr lateinischer Artname cruciger bedeutet so viel wie „kreuztragend“. Das bezieht sich auf die kreuzartige Zeichnung auf dem Hinterleib. Die Beine beider Geschlechter sind rot und kaum behaart. Die Männchen sehen wie weiß bepudert aus. Mit ihren schwefelgelben Augen wirken sie wie von einem anderen Planeten.  

Filzbienen sind über den größten Teil der nördlichen Hemisphäre verbreitet. Doch auch im südlichen Afrika und Kolumbien finden wir Exemplare der Gattung Epeolus. In Deutschland leben fünf Filzbienenarten. Die Heide-Filzbiene gilt hierzulande als mäßig häufig. In Sandgebieten ist sie allerdings weitverbreitet: Wir finden sie auf Dünen, Flugsandfeldern und in alten Sandgruben mit Heidekrautbeständen.  

Die Heide-Filzbiene ist eine so genannte ­„Kuckucksbiene“: Sie baut keine eigenen Nester und muss somit auch keine Vorratshaltung betreiben. Vielmehr überlässt sie die Aufzucht ihrer Nachkommen anderen Bienen, vorwiegend Seidenbienen. Ihre Strategie: Zunächst spähen die Filzbienen die Nestbauten der fremden Bienen aus. Dann schmuggeln sie sich ins Innere. Hier legen sie ihre Eier in die fremden Brutkammern, möglichst ohne entdeckt zu werden. Sollten sie auf frischer Tat ertappt werden, kommt es zum Kampf der Bienen. Die Larven der Filzbienen entwickeln sich schneller als die der Seidenbienen.  

Folglich verhungern die Nachkommen der Wirtsbienen. Sie werden bisweilen sogar verspeist. Zu den ungewollten Gasteberinnen gehören vor allem Heidekraut-Seidenbienen, aber auch Dünen- und Efeu- Seidenbienen.  

Die Heide-Filzbiene ist eine richtige „Spätzünderin“. Sie fliegt erst ab Anfang Juli bis etwa Mitte September. Das erklärt sich durch die späte Heideblüte. Als parasitierende Art ist die Heide-Filzbiene nicht auf Pollenquellen angewiesen, auf Nektarquellen hingegen schon. Um sich mit Nektar zu versorgen, fliegt die bunte Biene auf eine Vielzahl von Blütenpflanzen. Besonders angetan haben es ihr Heidekraut (Calluna vulgaris), Hasen-Klee (Trifolium arvense), Rainfarn (Tanacetum vulgare) und Berg- Sandglöckchen (Jasione montana).  

Wie knapp die Hälfte der heimischen Wildbienenarten ist auch die Heide-Filzbiene in ihrem Bestand gefährdet. Um Filzbienen – aber auch ihren Wirten – zu helfen, sind vor allem ihre Lebensräume zu erhalten. Doch allzu häufig müssen wertvolle Standorte Bau- und Gewerbegebieten weichen. Ermutigen Sie Ihre kommunalen Politikerinnen und Politiker daher, sich auch für diese Lebensräume einzusetzen.  

Wir selbst können mit artenreichen Stauden- und Gehölzpflanzungen wichtige Trittsteine für die Tier- und Pflanzenwelt schaffen. Achten Sie darauf, ungefüllte, möglichst einheimische und aus der Region stammende Pflanzen zu kaufen. Und erzählen Sie Ihren Verwandten und Bekannten, wie vielfältig und gleichzeitig bedroht unsere Insektenwelt ist. Tipps, wie Sie bienenfreundliche Strukturen gestalten, finden Sie unter www.wir-tun-was-fuer-bienen.de und  www.deutschland-summt.de                          

Dominik Jentzsch, Stiftung für Mensch und Umwelt          

 

Schnelle Fakten:       

  • Name: Heide-Filzbiene (Epeolus cruciger, PANZER 1799)       
  • Flugzeiten: Anfang Juli bis etwa Mitte September        
  • Nahrung: benötigt Nektar zur Eigenversorgung; vor allem Heidekraut (Calluna vulgaris), Hasen-Klee (Trifolium arvense), Rainfarn (Tanacetum vulgare) und Berg-Sandglöckchen (Jasione montana)  
  • Lebensraum: lebt an sandigen Standorten in der Nähe ihrer Wirte; Zwergstrauchheiden, Flugsandfelder und Dünen   
  • Wirte: Heidekraut-Seidenbiene (Colletes succinctus, LINNAEUS 1758), Dünen-Seidenbiene (Colletes marginatus, SMITH 1846), Efeu-Seidenbiene (Colletes hederae, SCHMIDT & WESTRICH 1993)             
  • Gefährdung: gilt in Deutschland als nicht gefährdet; weitver­breitet und häufig              
  • Besonderheiten: Kuckucksbiene mit buckligem Rücken, farbenreiche Erscheinung                      

 

Weitere Infos    

www.wir-tun-was-fuer-bienen.de 

www.stiftung-mensch-umwelt.de 

www.deutschland-summt.de 

 

Literatur 

    • Amiet, Felix & Krebs, Albert (2012): Bienen Mitteleuropas; Gattungen, Lebensweise, Beobachtung; Haupt Verlag, Bern.
    • Bellmann, Heiko & Helb, Matthias (2017): Bienen, Wespen, Ameisen; Kosmos Verlag, Stuttgart.
    • Hemmer, Cornelis & Hölzer, Corinna (2017): Wir tun was für Bienen; Wildbienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei; 2. Auflage, Kosmos Verlag, Stuttgart.
    • Michener, Charles D. (2007): The Bees of the World; Johns Hopkins University Press, Baltimore. 
    • Scheuchl, Erwin & Willner, Wolfgang (2016): Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas; Alle Arten im Porträt; Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim.
    • Westrich, Paul (2019): Die Wildbienen Deutschlands; 2. Auflage, Ulmer Verlag, Stuttgart.
    • Wiesbauer, Heinz (2017). Wilde Bienen; Biologie, Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas; 2. Auflage, Ulmer Verlag, Stuttgart.

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