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Ab Oktober ist Kürbiszeit. Dazu braucht es nicht erst Halloween. Deutschlandweit reifen jetzt in den Gärten Kürbisse, kleine, größere und ganz große. Eine Gruppe sticht besonders hervor: Hokkaido-Kürbisse, eine wunderbare Gabe der Natur. Noch vor gar nicht langer Zeit wussten viele mit Kürbissen nichts anzufangen. Es gab sie zwar, aber eigentlich nur für ein paar mäßig Interessierte, und zwar einmal Riesenkürbisse (Cucurbita gigantea) für den Verzehr, außerdem kleinere (Cucurbita pepo) als Zierkürbisse. Die Großen erregen heute Aufsehen hauptsächlich bei Wettbewerben, in deren Verlauf die allergrößten wegen Umfang und Gewicht prämiert werden. Der Geschmack ist Nebensache. Diese Kürbisse liefern Material eigentlich nur für süßsauer Eingelegtes und ziemlich fade Suppen, wie in Henriette Davidis‘ berühmtem Kochbuch von 1845 nachzulesen ist.
Inzwischen gibt es gleich mehrere Kochbücher, die sich ausschließlich mit Kürbis befassen. Das verdanken sie einem bestimmten Kürbis, dem Hokkaido. Noch vor wenigen Jahrzehnten hätte jeder gefragt „Hokkaido? Nie gehört, was ist das?“ Inzwischen avancierte dieser Kürbis zur Nummer Eins im Sortiment. Aus der modernen, gesunden Küche ist er nicht mehr wegzudenken. Der hohe Gehalt an Vitamin C fällt auf. Antioxidantien machen schädlichen freien Radikalen den Garaus, hinzu kommen Ballaststoffe, die die Verdauung anregen und dazu beitragen, die Haut fein und reinzuhalten. Vor allen Dingen gefällt der einmalige, aromatische Geschmack, intensiv, etwas nussartig, köstlich. Es ist nahezu unglaublich, was man mit diesem Kürbis alles anfangen kann, von roh bis auf vielfältige Weise gegart, solo und kombiniert mit anderen Gemüse- und Obstarten.
Wo kommt dieser Hokkaido her? Der Name lässt vermuten, dass er von der gleichnamigen japanischen Insel Hokkaido stammt. Das stimmt jedoch nicht. Ursprungsgebiete sind wärmere Gegenden Südamerikas, wo der Vorläufer von Hokkaido, der Moschuskürbis (Cucurbita moschate) wächst und nur als bereits angebaute Kulturpflanze bekannt ist. Irgendwann kamen einige Pflanzen auf die Insel Hokkaido. Die Einheimischen verbesserten den Fremdling auf ihre Weise, integrierten ihn vollständig mit dem Inselnamen. Zum Hokkaido gesellte sich eine weitere, geschmacklich hochwertige Kürbisart, der Butternut-Kürbis, besonders auch in Australien verbreitet. Diese beiden sind heute, was den Geschmack betrifft, praktisch unschlagbar. Vor allen Dingen kann man sie mit Haut und Haar, also mit Schale verzehren und, wie schon angefügt, mit allen wertvollen Inhaltstoffen, die roh unversehrt bleiben. Im Garten sind diese Kürbisse ohne weiteres gut zu kultivieren, bekommen sie nur genug Wärme, Wasser und Nährstoffe zu gutem Boden.
Ilse Jaehner