Eine Hecke mal anders gestalten

Eine Hecke im Garten erfüllt sehr unterschiedliche Aufgaben. So kann die Hecke als Beeteinfassung, Grundstücksbegrenzung oder zum Lärm- und Sichtschutz eingesetzt werden. Sie kann aber auch als Gestaltungselement dienen. Die Auswahl an dafür geeigneten Pflanzen ist riesig, allerdings wird das in den meisten Fällen nur sehr eingeschränkt genutzt. Bei vielen Menschen enden die Auswahlkriterien bei Thuja, Scheinzypressen, Hainbuchen und Kirschlorbeer. Das ist nicht nur langweilig, sondern inzwischen alles andere als zeitgemäß, denn ausgerechnet diese Pflanzen haben die Hitzewellen und lang anhaltenden Trockenperioden des vergangenen Sommers ausgesprochen schlecht vertragen und sind teilweise sogar eingegangen. Nach Aussagen von Klimaforschern oder Meteorologen werden sich die Auswirkungen des Klimawandels eher verstärken und Mensch und Natur noch mehr zusetzen. Alternativ zu den weitverbreiteten Thuja-An­pflanzungen könnte man einfach Hecken aus Wildobstpflanzen anlegen. Dabei handelt es sich zum Teil um uralte Wildpflanzen, an denen Generationen lange vor uns schon ihre Freude hatten. Viele von ihnen verhalten sich Klima-angepasst, sind ökologisch wertvoll und erfüllen zudem viele naturnahe Merkmale, die einen biologisch wertvollen Garten auszeichnen. Die meisten Wildobstarten blühen sehr schön, tragen verwertbares Obst und haben zum Teil eine wunderschöne Laubfärbung im Herbst. Die teilweise sehr unterschiedlichen Blühtermine sind für Bienen, Wildbienen und andere Bestäuberinsekten von großer Bedeutung und werden sehr gerne angenommen. Der Pflegeaufwand ist gegenüber einer professionalen Obstanlage vergleichsweise gering. Manche wichtige Arten werden als Heckenpflanzen auf Dauer eventuell zu groß, man kann sie aber durch geeignete Schnittmaßnahmen für Jahre so kurz halten, dass sie dann immer noch dem Anspruch einer Heckenpflanze gerecht werden.   

Wann kann man Wildobst pflanzen?    
Wie bei den meisten Baumschulpflanzen, erhält man auch diese Gehölze – vorwiegend als Containerware, die man problemlos das ganze Jahr über pflanzen kann. Aus Gründen einer Kostenersparnis besteht darüber hinaus die Möglichkeit, sich wurzelnacktes Pflanzenmaterial zu besorgen. Zu beachten wäre dann aber die zeitlich begrenzten Pflanzzeiträume die zwischen Oktober/November bzw. Februar/Anfang März liegen. Soll das Wildobst, als Hecke gepflanzt werden, hält man einen Pflanzabstand von gut einem Meter von Pflanze zu Pflanze ein. Bei einem sehr stark durchwurzelten Container sollte man mit einem Messer den Wurzelballen leicht ankratzen, damit die Pflanze im Boden besser einwurzeln kann. Das Pflanzloch sollte etwas größer als der Ballen sein und ein kleiner Zusatz eines Bodenverbesserers fördert das Anwachsen. Nach dem Pflanzen muss immer gut ange­gossen werden.   

Woher bekommt man Wildobst?    
Wildobst ist inzwischen so populär, dass es in jeder Baumschule oder auch Gartencentern zum Standardprogramm gehört. Im Internet findet man darüber hinaus weitere Firmen, die sich auf diese Pflanzengruppe spezialisiert haben. Als nicht unbedingt ein Freund des Internet-Handels mit Pflanzen, hat dies jedoch den Vorteil, dass man wird ständig über Neuheiten auf diesem Gebiet informiert wird.  

Wie verwendet man Wildobst?     
Die wesentlichsten Vorteile der Pflanze wurden obenstehend bereits erwähnt, aber auch die Früchte sind natürlich etwas ganz Besonderes. Zugegeben: Die Verarbeitung ist nicht einfach, da die Früchte sehr kein sind und man muss sich darüber im Klaren sein, was man daraus machen möchte bzw. kann. Kurz gesagt, es ist mühsamer als nur einen Apfel zu schälen, aber dafür wird man mit Köstlichkeiten von ungeahnter Qualität und Güte belohnt. Kurzum, es lassen sich Gelees, Marmeladen, Kompotts, Schnäpse und Liköre, sowie allerlei Desserts damit herstellen, die jederzeit für eine Überraschung sorgen.   

Kleine Artengallerie       
Viele der nachfolgenden Arten gibt es inzwischen auch Hybriden, die sich durch höhere Erträge und größere Früchte auszeichnen. Manche Arten sind von Natur aus zweihäusig, das bedeutet, man benötigt, wenn man Früchte haben möchte, eine weibliche und eine männliche Pflanze – so ist das z.B. beim Sanddorn oder bei der Büffelbeere.     
Die Schlehe (Prunus spinosa) zählt zu den bekanntesten Wildobst­arten. Sie entwickelt sich, wenn man sie nicht rechtzeitig schneidet, zu einem stacheligen Gestrüpp, das mehrere Meter hoch werden kann. Sie blüht sehr zeitig bei uns und ist daher für die Insektenwelt von großer Bedeutung. Sie bildet kugelige, schwarzblaue Beeren, die erst nach Frosteinwirkung genießbar werden.     
Filzkirsche (Prunus tomentosa) ist ein Wildobstgehölz mit aromatischen Früchten und hohem Zierwert. Es handelt sich um eine langsam wachsende, dicht verzweigte, sommergrüne Pflanze. Durch Schnittmaßnahmen kann die Kirsche auf einer Höhe unter 1,5 Meter gehalten werden. Die zahlreichen Blüten erscheinen von April–Mai in einem weißen/hellrosa Farbton. Die Früchte können roh verzehrt werden.       
Die Berberitze (Berberis vulgaris) oder auch Sauerdorn genannt, gehört auch zum Wildobst. Der mittelgroße Strauch hat Dornen, die sich insbesondere bei der Ernte der zahllosen Früchte schmerzhaft bemerkbar machen können. Um sich dies zu ersparen, kann man die Triebspitzen mit den Früchten auch abschneiden und einfrieren, anschließend kann man die gefrorenen Früchte leicht abklopfen. Der Rückschnitt schadet der Pflanze nicht, da sie immer am einjährigen Holz Früchte trägt und nach dem Schnitt bereitwillig wieder austreibt.              
Apfelbeere (Aronia meanocarpa) ist ein hübsches, kompakt wachsendes Gehölz mit einer Wuchshöhe von bis zu drei Metern und sehr hohem Ertrag. Roh schmecken die Früchte ausgesprochen sauer. Die Pflanze hat eine wunderschöne orange Herbstfärbung und gilt bei uns als besonders frosthart.     
Chinabeere (Schisandra chinensis) ist in Japan und Korea beheimatet und zählt dort zu den Heilpflanzen, die bereits eine lange Geschichte haben. Der Saft hat tonisierende Eigen-schaften, soll eine beruhigende Wirkung haben und gegen Schlaflosigkeit wirken. Ihr Aussehen kommt der Johannisbeere sehr nahe.   
Felsenbirne (Amelanchier ovalis) – Von diesem hübschen strauchartigen Baum gibt es einige weitere Arten, wobei A. ovalis die schönsten und mengenmäßig die meisten Früchte tragen soll. Das sparrig wachsende Gehölz ist sehr schnittverträglich und die Blätter verfärben sich im Herbst kupferfarbig.     
Die Gojibeere (Lycium barbarum) heißt auch Bocksdornfrucht, Wolfsbeere oder Glücks-beere. Sie gehört zu den Nachtschattengewächsen. Die Heimat der Gojibeere liegt in China und der Mongolei. Sie wird seit vielen Jahrtausenden zu ganz unterschiedlichen Beschwerden in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) eingesetzt. Allerdings wächst die Gojibeere auch noch in manchen ­Regionen Tibets im Himalaya. Gerade die Gojibeere aus Tibet zeichnet sich durch eine besonders saftige und süße Qualität aus und weist ein höheres Vitalstoffprofil auf, als Gojibeeren aus anderen Regionen der Welt.   
Holunder (Sambucus nigra u.a.): Dem Holunder sagt man nach, dass in ihm ein guter Geist wohnt, der Haus, Hof und Garten schützt, deshalb sollte man in jeden Garten einen Holunderbusch pflanzen. Schon die Germanen und Römer wussten  von der Heilkraft dieser Pflanzen. Er ist sehr robust, absolut winterhart und sehr schnittverträglich. Der doldige Blütenstand wird gern zu den so genannten ‚Hollerküchle‘ verwendet. Legendär ist der Saft aus den schwarzen Beeren.    
Zierapfel (Malus floibunda) ist eine wunderschöne Gartenpflanze, die es in vielen verschiedenen Sorten gibt. Die Fruchtfarbe reicht von goldgelb bis dunkel purpurrot. Als Heckenpflanze ist sie vielleicht zu stark ­wachsend, dafür wächst sie aber langsam. Die kleinen Äpfelchen sind ca. 1–1,5 cm dick und hängen über und über dicht an den Zweigen. Sie sind natürlich essbar und vielseitig als Obst verwendbar. Besonders dekorativ wirken sie in kleinen Mengen in schmalen Glasflaschen, die mit dem Geist anderer Früchte aufgefüllt werden.    
Russenpflaume (Prunus cerastifera x P. salicina) ist das Zuchtergebnis zweier Prunus-Wildformen, letztere Art stammt tatsächlich aus Russland. Der baumartige Strauch hat dunkelrotes Laub und zeichnet sich durch einen enormen Fruchtansatz aus. Die Pflanze blüht bereits sehr zeitig, teilweise so früh, dass die Blüten manchmal den Spätfrösten zum Opfer fallen. Wegen der hohen Anzahl an Früchten, die auch noch sehr saftig sind, eignet sie sich auch zum Herstellen von Schnäpsen und Likören.    
Hagebutte (Rosa canina R. rugosa u.a.) kennt eigentlich jedermann und das daraus gefertigte, traditionelle Hiffenmark gibt es vermutlich schon seit Jahrhunderten. Die Hagebutte ist eine Vitaminbombe. Man erntet sie nach den ersten Nachtfrösten und kann sie sofort weiterverarbeiten. Verwenden kann man alle Arten von Hagebutten. Zur Herstellung von Marmelade eignen sich am besten die Früchte von Rosa canina.    
Die Kornelkirsche (Cornus mas) ist der erste Zier- bzw. Wildstrauch, der uns im Frühjahr mit seinen goldgelben, sternförmigen Blüten erfreut. Die Pflanze ist besonders beliebt bei den früh fliegenden Hummelarten, von denen dieser strauchartige Baum auch bestäubt wird. Der Fruchtansatz nach der Bestäubung gelingt nicht immer, weil die bestäubten Blüten durch Spätfröste gerne zerstört werden. Hat es geklappt, bilden sich in der Zeit von Ende Februar bis Mitte September kleine trommelförmige „Kirschen“ in einem tief purpurfarbenen Farbton. Die Früchte sind dann reif und fallen auch bald ab. Das Fruchtfleisch enthält sehr viel Pektin und ist dadurch sehr klebrig. Aus den Früchten der Kornelkirsche lässt sich eine köstliche Marmelade herstellen.     
Maulbeeren (Morus albus) stammen eigentlich aus dem Mittelmeerraum, sind bedingt durch den Klimawandel bei uns inzwischen als winterhart zu bezeichnen. Die Pflanze entwickelt sich zu einem kleinen Baum mit unscheinbaren Blüten. Daraus bilden sich zahllose kleine Früchte, die entfernt an eine Brombeere erinnern (übrigens auch im Geschmack). Man unterscheidet weiß- und schwarzfrüchtige Sorten. Erstere ist im Juni reif und die schwarze einen Monat später. Die Früchte werden nie alle auf einmal reif, wodurch der Erntetermin sich etwas in die Länge streckt. Für den Rohgenuß sollten die Früchte voll ausgereift sein.     
Die Sibirische Blaubeere (Lonicera kamtschatca) wird auch Maibeere genannt. Sie ist überwiegend in Sibirien und Kamtschatka verbreitet, sehr robust und winterhart. Die sibirische Blaubeere ist botanisch nicht mit unserer heimischen Blaubeere verwandt. Allerdings haben ihre Früchte die gleiche dunkelblaue Farbe sowie den grauen Schatten auf der Frucht. Auch der süßlich-bittere Geschmack ist bei beiden Arten identisch. Die bis zu 3 cm langen, ei- oder birnenförmigen Früchte erscheinen schon ab Ende Mai und liefern das erste Beerenobst des Jahres. Die Sibirische Blaubeere ist ein anspruchsloser Strauch. Er wächst in die Breite und treibt nach dem Winter früh mit den Blättern aus. Die weißgelben Blüten öffnen sich im März. Sie sind selbstfruchtend und die Fruchtbildung erfolgt am einjährigen Holz. Somit ist der Zeitpunkt für einen Rückschnitt direkt nach der Ernte. Zur besseren Befruchtung sollte man immer zwei Pflanzen nebeneinandersetzen.    

Kleinbleibende Wildgehölze    
Allackabeere (Rubus arcticus): Hierbei handelt es sich um eine staudenartig wachsende Himbeere aus dem nördlichen Skandinavien. Die 2–3 cm großen Blättchen ziehen sich im Spätsommer im Wurzelstock zurück und treiben im Frühjahr üppig wieder aus. Die sehr schöne rosa-rote Blüte erscheint im Mai bis Juni und süße, essbare, gelb-braune Früchte im Herbst. Eine interessante und seltene bodenbedeckende Art für Steingärten, Rabatten und Obstgarten. Um eine schöne Wirkung in der Fläche zu erzielen, sollte man 8–10 Pflanzen pro Quadratmeter setzen. Absolut winterharte Staude mit interessanten Verwendungsmöglichkeiten.     
Heidelbeeren (Vaccinium myrtillus): Der Name der Heidelbeere ist von Region zu Region sehr unterschiedlich und reicht von Blaubeere und Moosbeere bis zur Waldbeere oder auch Heubeere. Nicht nur in der Heilkunde, sondern auch zum Färben von Stoffen wurden die Beeren früher gerne genutzt. Die schmackhaften blauen Heidelbeeren entwickeln sich im Herbst aus den Blüten des kleinen Zwergstrauches. Dieser heimische Waldbewohner entwickelt sich zu einem ca. 50 cm hohen, straff aufrechten Strauch. Es muss für eine leichtsaure, durchlässige Erde gesorgt werden. Die Früchte schmecken unvergleichlich besser, als die Zuchtformen der Blaubeere. Deren Früchte färben auch dafür sind sie bedeutend größer. Auch die Pflanzen der Hybriden werden bedeutend höher.    
Preiselbeeren (Vaccinium vitis-idea): Sie gehören zur Gattung der Heidelbeeren. Frisch werden sie aufgrund ihres eher herbsauren Geschmacks nur selten genossen, sind aber ein gern verwendeter Begleiter für Wild­gerichte. Die Pflanze selbst wächst kompakt und aufrecht als Zwergstrauch auf eine Höhe von bis zu 40 cm. Die dunkelgrünen, ovalen Blätter sind immergrün und wirken ledrig. Von Ende Mai bis Anfang August dauert die Blütezeit, danach verwandeln sich die weißen Blüten in zunächst weiße, dann aber strahlend rote Beeren, die die Vitamine C, B1, B2 und A sowie wichtige Mineralstoffe enthalten.       
Cranberries oder Amerikanische Moosbeeren (Vaccinium macrocarpon), die ihr natürliches Vorkommen nur in Nordamerika haben, sind mit der europäischen Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea) verwandt. Beide Arten gehören wie die Heidelbeere zu den Heidekrautgewächsen und gedeihen auf sauren, torfigen Böden. Während Preiselbeeren meist nur wild wachsen, werden Cranberries in den USA und Kanada in großem Rahmen angebaut und daher auch oft als Kultur­preiselbeeren bezeichnet.     Die europäischen, zunächst weißen, später blass- bis dunkelroten Preiselbeeren sind etwa erbsengroß und werden vor allem in den skandinavischen Ländern gesammelt.    


Ihr Peter Hagen

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