Die Eberraute regt den Appetit an

Kräuter-Duft schützt vor Schnecken     
Gerade im Winter sind diejenigen Kräuter geschätzt, von denen sich auch in dieser Jahreszeit immer einige Blättchen zupfen lassen. Neben Rosmarin, der im Haus überwintert, und den im Freiland wachsenden Kräutern Salbei, Thymian und Tripmadam gehört auch die Eberraute dazu.     
Die Eberraute zählt bei den Korbblütlern zu den ca. 200 Artemisia-Arten; geschätzte Verwandte sind Beifuß, Estragon und Wermut. Beheimatet in Südeuropa, ist diese Pflanze – wie so viele Kräuter von den Benediktinern von ihrem Stammkloster Monte Cassino – in nördliche Länder eingeführt worden. Karl der Große verfügte in seiner Anweisung an die Pächter der Kaiserlichen Güter, neben vielen anderen Arznei-, Gewürz- und Gemüsepflanzen auch die Eberraute anzusiedeln.    
Die ausdauernde, holzige Eberraute entwickelt aus einem stark verzweigten Wurzelstock verzweigte Stängel mit schmalen fein gefiederten graugrünen Blättern, die zahlreiche Drüsenschuppen aufweisen.    
Man besorgt sich Eberraute am besten als Jungpflanze und gibt ihr im Garten einen sonnigen Standort mit humoser, kalkhaltiger Erde. Eine Pflanze reicht für die Versorgung des Haushaltes vollkommen aus; sie bekommt einen Abstand zu anderen Pflanzen von 40 cm. In kalten Jahren benötigt die Pflanze etwas Winterschutz; im Frühjahr schneidet man die Triebe um ein Drittel zurück, damit die Eberraute nicht zu stark von unten verkahlt. Aus den Triebspitzen lässt sich die Pflanze über Stecklinge auch unproblematisch vermehren.     
In der Heilkunde spielt die Eberraute keine Rolle; sie enthält ähnlich wie der Wermut stark antiseptische und desinfizierende Öle.     
Die Blätter der Eberraute duften etwas nach Zitrone; sie schmecken aromatisch mit einem leicht bitteren Nachgeschmack. Wie alle Bitterpflanzen, so regt auch die Eberraute den Appetit an und hilft, schwer bekömmliche Speisen besser zu verdauen. In der Küche werden die frischen Triebspitzen zu Braten, Soßen und Salaten verwendet, aber nur sparsam, da sie sonst zu dominant wirken.     
Ebenso wie Wermut halten auch getrocknete Sträuße der Eberraute im Kleiderschrank die Motten fern. Neben Rosen gepflanzt, vertreibt sie Läuse, und im Hühnerhof angesiedelt, so sagt es die Überlieferung, schützt die Eberraute vor Hühnerläusen.
Eine Renaissance erlebt dieses Kraut zur Zeit in vielen biologisch bewirtschafteten Gärten, da die Eberraute erfolgreich zur Vergrämung von Schnecken eingesetzt wird. So sieht es sehr schön aus und ist nützlich zugleich, wenn befallsbedrohte Beete, ähnlich wie vom Buchsbaum bekannt, mit Eberraute umrandet und so eine Zuwanderung von Schnecken vermieden werden kann. Eberraute lässt sich unproblematisch über Absenker vermehren, so dass man die vielen dafür benötigten Pflanzen für eine Hecke nicht teuer kaufen muss.    
Zu diesem Zweck werden im Frühjahr heruntergebogene, bodennahe Zweige leicht von unten eingeschnitten und anschließend an diesen Stellen etwas in die vorher gelockerte Erde gedrückt. Damit die Zweige nicht wieder hochschnellen, können sie zusätzlich mit einem Stein beschwert oder mit einem U-förmigen Draht, der über die Ableger in den Boden gesteckt wird, befestigt werden. Nach wenigen Wochen haben sich an den Schnittstellen die Äste bewurzelt und die Verbindung zur Mutterpflanze kann durchgeschnitten werden.                                                

Peter Busch      

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