Überlegungen vor dem Anlegen eines Gartens

Heute werden Kleingärten, nachdem sie bis in die 90er Jahre überwiegend im Sinn der Schrebergärten dienten, wieder intensiver als Obst- und Gemüsegarten genutzt. Einziger Wermutstropfen, oft ging die praktische Erfahrung mit dem Gartenbau verloren. Aus dem Grund muss dieses Wissen entweder neu erworben oder wieder aufgefrischt werden. Der Umfang des Grundwissens ist nicht nur auf die Pflanzen beschränkt, sondern umfasst den Aufbau des Bodens und ebenfalls die Wahl des Saatgutes und die Nutzung der Fläche. Schon bei der Wahl eines Gartens muss vieles berücksichtigt werden. Sinnvoll ist es, den arbeitsarmen Winter zu nutzen, um die Gemüsebeete für die neue Saison zu planen und das nötige Saatgut zu kaufen. Ein eigenes Gartenbuch oder ein Karteikasten erinnert den Gärtner an Witterung, Bodenverhältnisse, Pflanz-und Saatgut vergangener Jahre. Wer nicht das Glück hat, einen zum Haus gehörenden Garten zu besitzen, muss Zusätzliches beachten, wenn er kosten­sparend arbeiten will:   

  1. Der Garten muss die richtige Größe haben und nicht zu weit von der Wohnung ­entfernt sein.   
  2. Er sollte auch mit einem Fahrzeug bequem angefahren werden können.  
  3. In der Nähe des Gartens dürfen keine großen Bäume oder Gewächse stehen.   
  4. Das Grundstück benötigt Sonne und Schatten.   
  5. Eine Wasserstelle mit Wasser­zähler und/oder eine Regentonne mit Deckel ist nötig.   
  6. Schön wären auch Gerätehaus und Unterstellmöglichkeiten.   
  7. Es gilt zu klären, ob das Aufstellen eines Komposthaufens oder die biologische Bewirtschaftung erlaubt ist.   
  8. Sind die Gartennachbarn freundlich und mit der geplanten Wirtschaftsart einverstanden?   


Unterstützt die Familie den Plan?    

Vielfach ist die erste Freude, etwas Eigenes wachsen, zu sehen groß. Deshalb ist es güns­tig, diesen Schaffensdrang zu nutzen und den Garten im Frühjahr zu pachten. Neulinge können sich vor Ort erkundigen, welches die ersten Arbeiten sind. So bekommen sie gleich einen Kontakt mit den Gartennachbarn. Besonders wenn der zukünftige Gärtner noch keine Pflanzerfahrung hat, lohnt sich ein intensiver Blick in die Nachbargärten und ein Gespräch mit den anderen Kleingärtnern. Wichtig ist es, schon vor der Pflanzzeit den eigenen Bedarf an Obst und Gemüse zu ermitteln.      

Vorsicht! Ein Garten kann schnell zum Ärgernis werden
Um Ärger zu vermeiden, ist es wichtig für sich selbst, vor der Anlage des Gartens folgende Fragen zu klären:

  • Will oder muss ich einen Garten bewirtschaften?    
  • Habe ich genügend Vorkenntnisse?    
  • Will ich einen Traumgarten oder einen Obst- und Gemüsegarten?    
  • Brauche ich ein Gewächshaus?   
  • Welche Wirtschaftsweise bevorzuge ich?   
  • Wo erhalte ich Pflanz- und Saatgut?   
  • Wer bewirtschaftet den Garten, wenn ich krank oder im Urlaub bin?   
  • Wie transportiere ich etwas in oder aus dem Garten?    
  • Möchte ich meinen Garten am ­PC planen?  
  • Habe ich ein Rückenleiden und sollte Hochbeete einplanen?   


Wie viel Zeit brauche ich für meinen Garten?      
Bei einer Gartengröße von 100 Quadratmetern beträgt die tägliche Gartenarbeit, mit einiger Vorausplanung, eine Stunde täglich. Auf alle Fälle ist es nützlich, mit einer kleinen Fläche, vielleicht auch einem Pflanzkübel, zu beginnen.     

Kosten – Nutzen Aufstellung     
Ein angemieteter Garten sollte an Ernte mindestens die aufgewandten Kosten einbringen. Wer dazu noch den gesundheitlichen Wert anrechnet, müsste sich immer auf der Haben­seite befinden.     

Den Platzmangel im Garten geschickt ausgleichen   
Einige Kräuter oder auch Erdbeeren breiten sich im Garten gerne aus. Um ihren Platz einzuschränken, grenzen einige Gärtner ihre Beete mit Steinen ein. Wird aus Platzmangel eine zweite Ebene benötigt, können die Pflanzen auch in Hängeschalen oder höher stehende Balkonkästen gepflanzt werden. Der Vorteil: Die Früchte können – zum Greifen nahe – zum Beispiel an der Terrasse platziert werden.     

Eine gute Wegeplanung im ­Gemüsegarten     
Die Breite der Wege richtet sich nach der Länge der Füße des größten Gärtners in der Familie. Sie sollte zwischen 30 und 50 Zentimetern sein. Die Wege, besonders der mindestens 80 Zentimeter breite Hauptweg, können, damit sie auch mit einer Schubkarre zu befahren sind, mit kurz geschorenem Rasen bepflanzt oder mit Steinen gepflastert werden. Einige Gärtner wollen aber die Beeteinteilung möglichst flexibel halten und legen darum nur unbefestigte Trampelpfade an. Das mag seinen Vorteil haben, die Pflege und Begehbarkeit wird aber erleichtert, wenn man die Wege befestigt.      

Beeteinfassungen und ­Schneckenzäune     
Gartenbeete sehen sauber aus, wenn die Beet­fläche leicht erhöht ist und sie eine niedrige Einfassung erhalten – aus möglichst witterungsbeständigen Holzbohlen wie Eiche, Robinie – oder aus dünnem Beton Kantensteine hergestellt werden. Wer Schneckenfraß befürchtet, kann Beete mit Tagetes, das von Schnecken gerne gefressen wird, umrahmen oder sie mit einem stabilen Schneckenzaun einzäunen.    

Die Ernte ist nur so gut wie der Mutterboden    
Damit die Ernte gut wird, ist es für einen Gartenliebhaber wichtig zu wissen, wie der Gartenboden beschaffen ist und wie er verbessert werden kann. Manchmal ist eine Bodenanalyse erforderlich, um zu ermitteln, ob dem Boden Nährstoffe fehlen und er ausreichend mit Mikroorganismen besiedelt ist. Die Mikrolebewesen in der Erde benötigen Futter, Wasser, Sonne und Schatten, um rund um die Uhr arbeiten zu können. Damit sie optimale Arbeitsbedingungen haben, ist es wichtig, den Boden zu mulchen. Einige Gärtner reichern vorher den Boden mit Kompost, Mist oder Urgesteinsmehl an. Es ist nie verkehrt, sich bei Fragen, an einen örtlichen Gartenbauverein zu wenden. Dieser verfügt in der Regel über Fachberater, die sich ein Bild vor Ort machen können.    
Ein Tipp: Damit die Kleinstlebewesen im Frühjahr in ihrer Entwicklung und Arbeit nicht gestört werden, den Boden im Frühjahr nicht tiefschollig graben.    

Dem Körper angepasste Gartengeräte     
Jedes Gartenland und jeder Gärtner benötigt andere Gartengeräte. Es sind meist weniger als erwartet. Am besten orientiert der zukünftige Gärtner sich an den Gerätschaften der Gartennachbarn. Wenn mehr als eine Person im Garten arbeiten will, lohnt sich die Anschaffung eines flexiblen Stiels, mit dem es optimal an die Körpergröße angepasst werden kann.     

Eine optimale Einteilung der ­Gartenfläche    
Erfahrungsgemäß reicht für einen Kleingarten, der für eine Grundversorgung einer vierköpfigen Familie ausreichen soll, eine Fläche von rundgerechnet 100m² aus. Dazu gerechnet wird eine Fläche für Obstbäume und Beerensträucher. Eine gute Anbauplanung ist die halbe Miete für den Ernte-Erfolg im Gemüsegarten.   
In den meisten Fällen sind die Beete, um die Bearbeitung zu erleichtern, rechteckig oder quadratisch angelegt und das Gemüse wird in Reihen angebaut. Damit man an alle Pflanzen zur Bearbeitung gut herankommt, ist eine Beetbreite von 80 bis 130 Zentimetern praktisch. Bei dieser Größe kann ein durchschnittlich großer Mensch von beiden Seiten bequem die Beetmitte erreichen.
So wird die individuelle Beetbreite ermittelt:       
Hinhocken und dort, wo man auf dem Boden noch hinlangen kann, eine Markierung machen. Wird nun der doppelte Abstand von der Fußspitze bis zur Markierung gemessen, ist die individuelle Beetbreite ermittelt.     

In welcher Reihenfolge wird angebaut?       

Die Pflanzen, die angebaut werden sollen, müssen, damit zur optimalen Jahreszeit eine gute Ernte erfolgen kann, in folgende Gruppen eingeteilt werden:

  • Hauptkulturen, zu denen zum Beispiel Kartoffeln, Möhren, Gurken und Zuckermais zählen.    
  • Vor- und Nachkulturen wie Buschbohnen, Winterporree, Feldsalat, Kohlrabi, Spinat und Radieschen.     

Damit im Garten alle Flächen optimal genutzt werden, wird nun jedes zur Hauptkultur gehörende Gemüse mit einem zur Vor- oder Nachkultur gehörenden kombiniert. Das bedeutet, dass die Gemüse, die zur Vor- oder Nachkultur gehören, gesät oder gepflanzt werden. Sind sie geerntet, folgt die Hauptkultur. Dabei gilt es individuelle Vorlieben der Pflanzen zu berücksichtigen. Spinat beispielsweise ist eine gute Vorkultur für Möhren. Buschbohnen werden als Nachkultur auf abgeerntete Kartoffelbeete, gesät. Feldsalat folgt dem im Herbst geernteten Kohl oder den Zwiebeln.    
Wer selbst experimentieren möchte, befolgt die Regel: Geeignete Partner für die Fruchtfolge haben unterschiedlich lange Kulturzeiten, gehören unterschiedlichen Familien an und haben einen unterschiedlich hohen Nährstoffbedarf.      

Warum wird ein Pflanzplan benötigt?     
Um zu ermitteln, wie viel Pflanz- und Saatgut gebraucht wird, muss ein Pflanzplan erstellt werden. Die meisten Pflanzen brauchen, um ausreichend wachsen und gedeihen zu können, einen optimalen Pflanzabstand. Aus dem vorhandenen Platz und dem, der für die jeweilige Sorte und Art eingeplant werden soll, errechnet sich die Zahl der benötigten Pflanzen.     
Ein Gemüsegarten sollte das Auge erfreuen. Darum pflanzen viele Gärtner dort auch Sonnenblumen oder Rosen an und umgeben ihn, zum Schutz gegen Wildtiere, mit einem stabilen Zaun. Dieser kann auch als Rankhilfe für Erbsen, Gurken, Kürbisse, Wicken oder Wein verwendet werden. Kinder lieben auch Hecken aus roten, weißen und schwarzen Johannisbeeren. Örtlich werden Gemüsegärten auch, nach Vorbild alter Gemälde und Grafiken, mit einem Weidenflechtzaun umfriedet. Schön sehen auch niedrige Hecken aus Ligus­ter oder Buchsbaum aus.    

Der Pflanzplan wird jährlich neu erstellt    
Auf den Beeten stehen, wegen des unterschiedlichen Nährstoff-Bedarfes, jeweils die Pflanzen zusammen, die Starkzehrer, Mittelzehrer und Schwachzehrer sind. Das bedeutet, dass sie den Boden stark, mittel oder schwach zum Aufbau der Früchte nutzen.    
Starkzehrer sind: Kartoffeln, Kohl, Kürbis und Zucchini, Neuseeländer Spinat und Zuckermais.    
Mittelzehrer sind: Auberginen, Endivien, Gurken, Lauch, Mangold, Rettich, Paprika, Rote Bete, Spinat, Stangenbohnen und Tomaten.    
Schwachzehrer sind: Buschbohnen, Erbsen, Feldsalat, Knollenfenchel, Kopfsalat, Radieschen, Zwiebeln und Kräuter.   

Ein klassischer Gemüseanbau ist nicht immer sinnvoll    
Im klassischen Gemüsegarten wächst pro Beet immer nur eine Gemüseart. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass Mischkulturen, bei denen unterschiedliche Gemüsearten reihenweise in dasselbe Beet gesetzt werden, mehr Vorteile haben. Die Pflanzen nutzen unterschiedliche Nährstoffe, schützen sich vor Schädlingen oder Krankheiten und/oder begünstigen ihr Wachstum. Gute Partner im Garten sind Zwiebeln und Möhren, Feldsalat und Kohlrabi oder Tomaten und Paprika. Ein Beispiel für einen guten Schutz sind Möhren, deren Duft die Zwiebelfliege vertreibt, während gleichzeitig der Zwiebelgeruch die Möhrenfliege vertreibt.   

Ein Fruchtwechsel verhindert ­Pflanzenkrankheiten   
Nicht nur Landwirte, sondern auch Gärtner tun gut daran, beim Anbau eine gut durchdachte Fruchtfolge und einen Fruchtwechsel einzuhalten. So wird dem schädigenden Nermatodenbefall und der Kohlhernie vorgebeugt und dem Boden die Nährstoffe nicht einseitig entzogen.     
Einige Regeln: Keine Pflanzen aus derselben Familie, oder Starkzehrer, zwei Jahre nacheinander auf einer Fläche anbauen. Das gilt vor allem für Kohlgewächse, aber auch für Nachtschattengewächse wie Kartoffeln und Tomaten. Auch Pflanzen mit hohem Nährstoffbedarf sollte man nicht zwei Jahre nacheinander auf derselben Fläche kultivieren. Wenige Ausnahmen sind zum Beispiel mehrjährige Gemüse- und Obstarten wie Spargel, Erdbeeren oder Rhabarber.    

Eine Terminplanung und den ­Saatgutkauf nicht vergessen    
Damit die Aussaattage nicht verpasst werden, lohnt es sich, einen Saatkalender anzulegen oder zu kaufen. Er gilt, da Aussaat- und Erntezeitpunkt sich jedes Jahr witterungsbedingt verschieben können, als Erinnerungsstütze und ungefähre Zeitplanung. Wer noch Saatgut aus dem Vorjahr hat, macht eine Saatprobe, damit gewährleistet ist, dass das Saatgut noch keimfähig ist. Gemüsezüchter sollten Saatgut ohne den Zusatz „F1“ kaufen, das vor allem von biologischen Saatzuchtbetrieben angeboten wird. Es lohnt sich, sich fortlaufend über Neuzüchtungen zu informieren, denn seit einigen Jahren kommen immer mehr Gemüsesorten mit höherer Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten auf den Markt.     

Schon dagewesen oder neue Ideen?   
Dort wo Mutterboden rar ist, zum Beispiel auf der Schwäbischen Alb, hat sich die Tradition des Bauerngartens durchgesetzt. Obst, Gemüse und Blumen wachsen nicht unbedingt getrennt voneinander, sondern begünstigen ihr Wachstum oder schützen sich in Mischkulturen gegenseitig. Die Idee, Kohlköpfe, Salat oder Erdbeeren als Prestigeobjekte oder Beetbegrenzung in den Schmuckgarten einzubeziehen, ist so gesehen nicht neu. Praktischerweise werden Kräuter im Garten auch passend zum Gemüse angebaut, zum Beispiel am Ende der Buschbohnenreihen: Bohnenkraut. Viele Gärtner planen bei der Gartengestaltung auch einen Garten für ihre Kinder ein.   

Grundlegende Literatur:       

  • Nutzpflanzen in Deutschland, Udelgard Körber-Grohne, Kulturgeschichte und Biologie,
  • 4.000 Jahre Landbau in China, Korea und Japan, F. H. King
  • Mein landwirtschaftliches Testament, Sir Albert Howard
  • Biodynamischer Gartenbau, Ehrenfried Pfeiffer, Erika Riese
  • Permakultur, praktische Anwendung für den Garten…, Sepp Holzer

  
Monika Hermeling    

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