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(Dufourea inermis, NYLANDER 1848)
Sie wirkt wie eine Ameise auf Hochzeitsflug, so klein und schwarz wie sie durch die Lüfte fliegt. Die eher unscheinbare Ungezähnte Glanzbiene wird nur 8 Millimeter groß. Die Fühler der Weibchen sind kurz, die der Männchen lang. Der spärlich behaarte glänzende Hinterleib gibt der Biene ihren Namen. Ihre grauen Sammelhärchen verraten uns zudem, dass sie Pollen sammelt.
Hierzulande finden wir nur sechs Arten der Glanzbienen. Darunter befinden sich auch zwei Hochgebirgsarten. Die Ungezähnte Glanzbiene ist in Deutschland zwar weitverbreitet, jedoch zerstreut und eher selten zu beobachten. Sie liebt es warm: Erst bei mehr als 25 Grad Celsius fühlt sie sich richtig wohl. Vermutlich ist sie durch diese Ansprüche seltener als andere Glanzbienen. Sollten wir dennoch das Glück haben, sie zu beobachten, so tummelt sie sich an Waldlichtungen, sonnigen Waldrändern oder trockenen Magerrasen. Unsere Dörfer und Städte meidet sie. Als echte Sonnenanbeterin fliegt sie von Mitte Juli bis Ende August.
Beim Bau ihrer Kinderstube wird sie zum Maulwurf: Sie gräbt kurze Hohlräume in den Boden, in denen sie ihre Brutkammern anlegt. Details ihres Nestbaus sind unbekannt. Wohl aber wissen wir, dass sie eine Feinschmeckerin ist. Als Glockenblumen-Spezialistin sammelt sie ihren Pollen ausschließlich an der Rundblättrigen Glockenblume und der Nesselblättrigen Glockenblume. Den Pollen häuft sie mit den Haarbürsten an ihren Hinterschienen und den Körbchen an ihren Hinterschenkeln an. Weitere Pollenkörner haften an den Seiten ihres Brust- und Hinterteils. Und ihre Vorliebe für Glockenblumen geht noch weiter: Zum Schlafen krabbeln die Männchen und Weibchen in die Blüten von blau-violetten Sommergewächsen, wo sie sich an die Innenwand der Blüten schmiegen.
Ihre Lebensweise zieht auch Nutznießer an: Die gedrungene Kleine Kraftbiene (Biastes truncatus) etwa überlässt die Brutfürsorge gleich mehreren Glanzbienenarten. Als Kuckucksbiene braucht sie Blüten nur zur Eigenversorgung. Und es gibt noch andere Parasiten, die der Ungezähnten Glanzbiene unter den Pelz rücken: Die Weibchen der Fächerflügler bewohnen zeitlebens den Hinterleib von Glanzbienen. Das geschieht so: Die weiblichen Larven der Fächerflügler warten an Blütenblättern auf ihre Wirte. Sobald sie sich erfolgreich an eine Glanzbiene „angedockt“ haben, entwickeln sie sich im Hinterleib der Wirtsbiene. Hier häuten sie sich bis zu fünf Mal. Die flugfähigen Männchen der Fächerflügler spüren dann die Weibchen auf und paaren sich mit ihnen auf der Glanzbiene. Die Larven der Folgegeneration lassen sich kurz darauf an einer Blüte nieder und warten auf einen Wirt. Nun beginnt der Zyklus von Neuem.
Alle Glanzbienen sind gefährdet. Die Bestände gehen durch das Vorkommen von großen Nutzflächen, Überdüngung, Wegebefestigung und Verbuschung immer weiter zurück. Mit heimischen Wildpflanzen können wir Wildbienen & Co. jedoch „unter die Flügel greifen“. Helfen Sie mit! Pflanzen Sie beispielsweise Rundblättrige Glockenblumen und Nesselblättrige Glockenblumen, auf die unsere Wildbiene des Monats spezialisiert ist. Andere Bienen freuen sich ebenso darüber, zum Beispiel die Glockenblumen-Sägehornbienen und die Glockenblumen-Hummeln. Weitere Tipps, wie Sie bienenfreundliche Strukturen gestalten, finden Sie unter www.wir-tun-was-fuer-bienen.de und www.deutschland-summt.de.
Dominik Jentzsch, Stiftung für Mensch und Umwelt
Weitere Infos
www.wir-tun-was-fuer-bienen.de
Literatur