Hyazinthentreiberei auf Wasser

Ein kleines Fest für Schöngeister   

Hyazinthen sind gerne bereit, noch vor dem Frühling zu blühen. Man muss nur wissen, wie man sie dabei wirksam unterstützt. Am einfachsten und gewissermaßen am saubersten geht die Treiberei auf Wasser. Blumenzwiebeln lassen sich generell gut zu frühem Blühen verleiten, weil sie in den Zwiebeln schon alle Voraussetzungen fürs Blühen haben, Stängel, Blätter, Blüten. Alles ist im Ansatz vorhanden, muss sich nur noch bei Wärme und Licht zur Vollendung weiterentwickeln. Für die frühe Blüte Anfang des Jahres besorgt man sich besonders präparierte Zwiebeln, die gewöhnlich im November/Dezember angeboten werden. Länger als Anfang Dezember sollte man nicht warten, weil sie sonst vielleicht schon ausverkauft sind.   

Außer den Zwiebeln braucht man geeignete Gefäße zum Aufsetzen derselben und Hya­zinthenhütchen zum Abdecken der Zwiebeln. Spezielle Hyazinthengläser sind seit dem 18. Jahrhundert in Gebrauch, bestehen aus einem größeren Reservoir für Wasser und einem davon abgeschnürten oberen kleineren Teil für die Zwiebel. Wasser und Zwiebeln müssen streng getrennt bleiben, sollen die Zwiebeln nicht faulen. Historische Hyazinthengläser werden von Sammlern auf Flohmärkten und im Kunsthandel gesucht. Das Zusammengehen von Hyazinthenblüten und hübschen Gläsern verschafft Schöngeistern einen Hochgenuss.

Dabei geht alles praktisch zu. Zunächst bringt man die Zwiebeln warm und trocken unter, bis sich am Zwiebelboden ein Wurzelkranz bildete. Erst dann füllt man die Gläser mit weichem, zimmerwarmen Wasser so hoch, dass sich die Wurzelansätze der aufgesetzten Zwiebeln wenige Millimeter über dem Wasserspiegel befinden. Das Wasser darf die Zwiebeln nicht berühren. Mit Hilfe der speziellen Gläser müsste das jedem gelingen. Damit die Zwiebeln an sich im Dunklen sind, bekommen sie jetzt die Hütchen ausgesetzt.   

Nun müssen zunächst viele Wurzeln wachsen, je mehr Wurzeln desto besser. Sowohl Wurzeln wie Triebe sollen sich nicht zu schnell entwickeln. Deswegen genügen zu Beginn der Treiberei 8–10 Grad. Wenn nach einiger Zeit viele weiße, lange, kräftige Wurzeln gewachsen sind, gibt man etwas mehr Wärme, damit die Zwiebeln nun langsam die Triebe entwickeln. Dazu genügen 10–12 Grad. Das Wasser braucht nicht mehr ganz so hoch zu stehen wie anfangs, sondern befindet sich jetzt 2 cm unterhalb des Zwiebelbodens. Die Hütchen bleiben auf den Zwiebeln, bis die immer länger werdenden Triebe sie selbst hochheben. Nun können sich die Blütenstände entwickeln. Dazu brauchen sie Platz, doch keinesfalls in praller Sonne, zwar hell, aber vergleichsweise kühl. Dann entstehen kompakte Blütenstände, und die einzelnen Blüten halten später lange, duften durch alle Räume.                           

Foto und Text: Ilse Jaehner

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