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Düngung – pH-Wert selber messen
Ohne Düngung würde der Gartenboden im Laufe der Zeit, nicht nur wegen der sauer reagierenden Niederschläge, immer mehr in das saure Milieu abgleiten. Kalk hat im Boden die Funktion, überschüssige Säuren zu neutralisieren und so für ein Gleichgewicht zu sorgen. Kalk gehört damit zu den wichtigsten Bausteinen im Boden. Ein zu saurer Boden hemmt die biologische Aktivität der Vielzahl an Bodenorganismen, die für den Aufbau von Humus verantwortlich sind. Auch die wichtigsten Nährstoffe können bei einem zu sauren Boden von den Pflanzen nur sehr schwer aufgenommen werden.
Aus gutem Grund zählt deshalb das Kalken des Bodens in den Gärten zu den Herbstarbeiten. Aber auch beim Kalk gehören wie bei den Nährstoffen einige Überlegungen dazu; einfach über den grünen Daumen gedüngt, führt häufig zur Überkalkung und damit zu ungewünschten Folgeerscheinungen.
Jede Bodenart hat einen optimalen Bodensäure-Wert (pH), bei dem sich das Bodenleben, die Humusbildung und die Nährstoffverfügbarkeit am besten entwickeln: bei reinen Sandböden liegt der Wert bei 5,5, bei lehmigen Sandböden bei 6 und bei lehmigen und tonigen Böden zwischen 6,5 und 7.
Vor einer Kalkung sollte die Ermittlung des Säurewertes im Boden erfolgen. Mit preiswerten im Handel erhältlichen Sets ist dieses eine einfache Sache. An verschiedenen Stellen im Nutzgarten wird in 10 cm Tiefe ein Teelöffel Boden entnommen und in ein sauberes Glas gefüllt. Anschließend wird nach Vorschrift des Herstellers eine Lösung hergestellt, aus deren Verfärbung der pH-Wert abgelesen werden kann.
Stimmt der Messwert mit der Bodenart überein, braucht keine besondere Kalkung zu erfolgen; zur Erhaltungskalkung (10–30 g/qm) reicht es aus, Gesteinsmehl oder Kalk hauchdünn zwischen die Kompostschichten zu geben. Liegt der gemessene Wert aber unter dem Idealwert der Bodenart, sollte aufgekalkt werden. Hat man einen recht sauren Boden, wird aber nicht in einem Schwung aufgekalkt, sondern maximal um 0,5 pH; dies wäre eine Veränderung, die einen fünfmal weniger sauren Boden als zuvor zur Folge hätte. Mit einer Gabe von 150–200 g Kalk erreicht man diese Änderung.
Im naturgemäßen Gartenbau wird kohlensaurer Kalk verwendet. Dies ist fein gemahlener Kalkstein, der langsam im Boden wirkt. Für sandige Böden empfiehlt sich Kalkmergel, der neben Kalk bodenverbessernde Tonteilchen enthält. Brand- und Löschkalk, die zwar schnell reagieren, werden wegen ihrer aggressiven Reaktion auf das Bodenleben im naturgemäßen Gartenbau nicht verwendet.
Eine Kalkgabe im Herbst wirkt auf den Boden am günstigsten. Der Kalk ist, falls er nicht über den Kompost gegeben wird, dünn über den Boden zu verteilen und mit dem Sauzahn einzuarbeiten. Kalk wird aber niemals auf Mist gestreut, da dieses zu Stickstoffverlusten führt.
“Reiche Väter, arme Söhne” sagte man früher, wenn zu viel Kalk gegeben wurde. Durch die reichhaltige Kalkgabe wird der Humus zwar zu Pflanzennährstoffen abgebaut; nach einigen Jahren besserer Ernte ist die Folge dann aber ein humusarmer, ausgelaugter Boden. Deswegen empfiehlt es sich, im Garten immer erst den pH-Wert zu messen, ehe in bester Absicht ein Zuviel des Guten an Kalk ausgestreut wir.
Peter Busch