Aus kleinen Aststücken wachsen Sträucher und Bäume

Steckholz – Schneiden im Winter, setzen im Frühjahr  

Es ist weniger bekannt, dass man Gehölze außer über Samen auch über Aststückchen gewinnen kann und das sogar sehr preiswert und sortenrein. Zu dieser Vermehrung ist es jetzt Zeit, so genannte Steckhölzer zu schneiden. Darunter versteht man Stücke von einjährigen Trieben im winterlichen Ruhezustand. Geeignet sind dazu Jahrestriebe, die ein kräftiges Wachstum aufzeigen. Sie werden in ihrer ganzen Länge zu Steckholz verarbeitet. Am besten fragt man Freunde oder Bekannte, die bereits Wildgehölze besitzen, oder Landwirte, die ihre Felder mit Hecken eingezäunt haben. Oft geben auch Gärtnereien und Baumschulen Ruten ab.   

Geschnitten werden die Ruten von November bis Ende Februar, je nach Witterungsverlauf. Die Knospen sollten noch völlig ruhen.  Zu den bekannten, durch Steckholz vermehrbaren einheimischen bzw. eingebürgerten Gehölzen gehören: Weißdorn, Besenginster, Pfaffenhütchen, Sanddorn, Goldregen, Rainweide, Heckenkirsche, Zitterpappel, Schwarze, Rote und Alpenjohannisbeere, Stachelbeere, Silberweide, Ohrweide, Salweide, Purpurweide, Schwarzer Holunder, Traubenholunder, Heidelbeere, Gewöhnlicher und Wolliger Schneeball; zu den Kletterpflanzen zählen Waldrebe, Wein und Knöterich. Fruchttragende Gehölze, von denen Steckhölzer geschnitten werden, sind Sanddorn, Johannisbeere, Stachelbeere, Holunder und Heidelbeere.   

Nach dem Schnitt werden die Ruten im nächs­ten Arbeitsschritt mit einer scharfen Rosen- oder Baumschere in Teilstücke von 20 Zentimetern geschnitten. Am unteren, basalen, Ende – so nennt man das zur Wurzel zeigende Stück der Rute – wird der Schnitt möglichst kurz und etwas angeschrägt unter einer Knospe ausgeführt. Bei den geschnittenen Steckhölzern sollte die oberste Knospe gut ausgebildet und ausgereift sein. Die so vorbereiteten Hölzer werden zu Bündeln von 20 bis 40 Stück, je nach Umfang, zusammengefasst und etikettiert. Letzteres sollte gründlich erfolgen, vor allem, wenn viele verschiedene Arten vorliegen. Dies verhindert ein langwieriges Bestimmen zum späteren Zeitpunkt. Beim Bündeln der Steckhölzer ist auch darauf zu achten, dass der basale Teil aller Hölzer in eine Richtung zeigt. Mit diesem unteren Teil werden die Hölzer dann in Kästen mit feuchtem Sand gesteckt und die Kästen anschließend mit feuchtem Sand aufgefüllt. Als Lagerplatz bis zum Auspflanzen empfiehlt sich ein frostfreier Keller oder Schuppen.   

Im Frühjahr, je nach Witterung Anfang bis Ende März, wird im Freiland ein Beet mit lockerer sandiger Erde vorbereitet. In diese Beete steckt man die Hölzer im Abstand von 5 x 15 cm und drückt sie anschließend fest an, so dass sie von allen Seiten mit dem Boden verbunden sind. Jedes Holz wird so tief in den Boden gesteckt, dass nur noch das oberste Auge beziehungsweise Augenpaar herausschaut. Nach dem Stecken bekommt das Beet eine Mulchschicht, die die Feuchtigkeit im Boden hält und das Aufkeimen von Wildkräutern verhindert.  

Ein Jahr später, im darauf folgenden Frühjahr, gräbt man die bewurzelten Steckhölzer aus; der Neutrieb wird auf ca. 20 cm oder drei bis fünf Knospen zurückgeschnitten und die Hauptwurzel etwas eingekürzt. Mit diesen Pflanzen lassen sich nun eine Hecke oder ­“Gehölzinseln“ im Garten gestalten.    

Foto und Text: Peter Busch   

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