Wildfrüchte könnten oft mehr genutzt werden

­­Vom Holunder und den Hagebutten weiß es jeder, dass sie essbar sind, doch bei Früchten der Felsenbirne, Kornelkirsche, der Zierquitte und des Weißdorns lässt die Kenntnis schon zu wünschen übrig. Kann man diese nun verwerten? Schulkinder können heute im Allgemeinen nur noch fünf heimische Pflanzenarten nennen und in den meisten Fällen gar nicht zwischen genießbaren und ungenießbaren Früchten unterscheiden. Vergiftungsfälle durch Pflanzen kommen trotzdem nicht allzu häufig vor, nur 5 % in der Bundesrepublik gehen auf Pflanzen zurück, wovon wiederum der überwiegende Teil auf Pilze entfällt.   

Die Giftgehalte von Pflanzen sind meistens gering, wobei Ausnahmen die Regel bestätigen. Man denke nur an die Tollkirsche. Trotzdem sind überall in der Natur Giftstoffe in großer Zahl vorhanden. So kann es zu wiederholten Krankheitserscheinungen kommen in einer Zeit, wo Menschen vermehrt den Weg zurück zur Natur suchen. Wildfrüchte besser kennenzulernen, sollte deswegen ein Anliegen von Erwachsenen sein und auch Kindern sollten es frühzeitig vermittelt werden. Dann wissen sie alle, dass Früchte verschiedener Zier- und Wildgehölze manchmal essbar sind und sich im Haushalt gut verwerten lassen. So sind zum Beispiel die erbsengroßen, schwarzen Beeren der Felsenbirne, die im Juli/August an diesem weitverbreiteten Zierstrauch reifen, oft sehr süß und wohlschmeckend. Doch selbst wenn sie bei verschiedenen Sträuchern etwas fad schmecken sollten, können sie trotzdem gut mit anderen Früchten zusammen zu Marmeladen verwendet werden.  

Die gelben Äpfel der Zierquitte liegen oft noch im Frühjahr unter den Sträuchern in großer Zahl. Dabei können die angenehm duftenden Früchte nicht nur in einer Schale als „Luftverbesserer“ ausgelegt werden, sondern lassen sich genauso wie Apfel- und Birnenquitten verarbeiten. Da die Samen leicht giftig sind, sollte man sie beim Verarbeiten der Früchte nicht mitkochen, sondern die Kerngehäuse vorher entfernen. Dabei werden dann so viele Kerne der prall gefüllten Gehäuse frei, dass es einfach schade ist, sie alle wegzuwerfen. Solange sie frisch sind, lassen sich die Kerne problemlos mit einer feineren Stopfnadel auf einen langen, doppelten Zwirnsfaden zu einer dekorativen Kette aufreihen. Mehrere solcher Ketten ergeben zusammengedreht einen ansehnlichen Modeschmuck – eine witzige Beschäftigung für Kinder, die gerne basteln.  

Dass der Sanddorn nicht giftig ist, sondern sich zu Saft, Gelee, Mus und Marmelade verarbeiten lässt, ist den meisten Menschen bekannt, weil entsprechende Säfte auch im Handel angeboten werden. Anders ist es mit dem Weißdorn. Dabei ist dieser sehr weit verbreitet und überall zu finden. Seine medizinischen Wirkungen für Herzkranke sind auch manchen Menschen nicht unbekannt. Es sind in erster Linie die herz- und kreislaufwirksamen Eigenschaften, die den Weißdorn auszeichnen. Die Herztätigkeit wird gestärkt, die Durchblutung der Herzkranzgefäße und des Gehirns gefördert. Verkalkung der Arterien wirkt der Weißdorn entgegen und reguliert hohen, aber auch niedrigen Blutdruck. Weißdorntee eignet sich deshalb besonders für ältere Menschen, aber auch für Personen, die durch Krankheit und Operationen ein angegriffenes Herz haben oder deren Kreislauf durch Krankheiten wie Grippe geschwächt ist. Der Weißdorn hat keinerlei Nebenwirkungen wie manche andere Naturheilpflanzen und ist absolut ungiftig. Deshalb kann er auch langfris­tig angewendet werden. Gesammelt werden Blätter und Blüten im Mai, im September und Oktober aber die roten Beeren, die bis weit in den Winter an den Sträuchern hängenbleiben, wo sie allmählich die Vögel abräumen. Sie sind etwas mehlig und schmecken süß/sauer. Wegen ihres hohen Pektingehaltes eignen sie sich gut als Beigabe zu Früchten mit schlechten Geliereigenschaften. Pektin ist aber auch ein gutes Mittel, um schlank zu bleiben und auch aus diesem Grunde für Übergewichtige sehr bekömmlich. Im übrigen sind die Früchte zwar arm an Vitamin C, dafür aber reich an Mineralstoffen und wirken, wie auch Blätter und Blüten, mit kochendem Wasser zu Tee überbrüht, heilend bei Herz- und Kreislaufproblemen. Die Beeren kann man zu diesem Zweck auch trocknen und vor Gebrauch ein paar Stunden kalt einweichen oder kurz aufkochen.   

Eine sehr wohlschmeckende Marmelade ergibt die Kornelkirsche. Am besten wartet man, bis die Früchte vollreif vom Strauch fallen oder steckt sie, wenn man die Arbeit des Auflesens scheut, vom Strauch gepflückt zuerst einmal in die Tiefkühltruhe, nachdem sie gewaschen wurden. Danach werden sie gekocht, durchs Sieb passiert und mit der entsprechenden Menge Zucker zu Marmelade verkocht. Die Kornelkirsche ist übrigens ein heimischer Strauch, der schon im Mittelalter als Obstgehölze genutzt wurde, was in unserer Zeit ganz in Vergessenheit geriet.          

Gertrud Knobloch   

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