Zeitgemäße Bodenbearbeitung im Garten

„Im Frühjahr der Bauer die Rösslein einspannt…“ – ein altes Volks- und Kinderlied aus Böhmen, dessen Liedertext schmeichelhaft die so wichtige Bodenbearbeitung von Bauer und Gärtner mit einem Pflug näher beschreibt. Aber ist das heute noch zeitgemäß? An dem Lied kommt man allerdings kaum vorbei, da es doch noch jedes Kind im Kindergarten lernt. Anders verhält es sich mit einem Pflug. Wo sieht man solche Geräte noch, sie werden sehr viel seltener eingesetzt und meistens nur bei außergewöhnlichen Bodenverhältnissen oder großen Kulturwechseln in der Landwirtschaft (z.B. ehemalige Wiese zum Kartoffelanbau). Was für den Bauern der Pflug, ist für den Gärtner der Spaten. Unser Boden ist ein empfindliches, in sich stimmiges Gebilde oder auch Gut, das schnell aus dem Gleichgewicht geraten kann. Zum Beispiel durch mechanische Eingriffe – der Griff zum falschen Werkzeug gehört dazu. Geradezu automatisch werden im Herbst unsere Pflanzbeete einfach umgegraben. Nur in den seltensten Fällen ist das wirklich sinnvoll und hängt von der Art und Qualität des Bodens ab. Gut gemeint, ist also nicht immer gut gemacht!   

Unser Planet Erde ist, was seine Böden betrifft, ausgesprochen dünnhäutig und das gilt es zu bewahren und zu schützen. Unter anderem durch eine richtige Bodenbearbeitung.  

In der Bodenkunde werden die drei verschiedenen Schichten eines Bodens als Horizonte bezeichnet, die von den Buchstaben A bis C reichen. Diese fallen sehr unterschiedlich aus, was insbesondere die Qualität und die Mächtigkeit betrifft. Für eine differenzierte Beschreibung werden den Großbuchstaben noch Kleinbuchstaben nachgestellt. Es handelt sich z.B. bei der Bezeichnung Ap um einen Bodenhorizont, der stark landwirtschaftlich geprägt ist. Das p ist abgeleitet von pflügen. Es gibt viele weitere angehängte Kleinbuchstaben, die als weitere Informationsquelle in der Bodenkunde deutschlandweit gültig sind. Die drei Schichten, oder Horizonte, verhalten sich unter normalen Bedingungen konstant und bleiben auch so bestehen, solange sie nicht mechanisch bearbeitet werden (pflügen, umgraben, holländern, rigolen). Das bezieht sich auf Qualität, Art und Mächtigkeit. Eine vierte Schicht, die über dem Horizont A liegt, wird als Streu- oder Humusauflage bezeichnet. Sie verändert sich regelmäßig in ihrer Stärke und gelegentlich auch in ihrer Qualität. Wer weitere Informationen zu dieser sehr interessanten Thematik benötigt, findet sehr viel darüber im Internet.   

Erhalt der Humuschicht   

Die ganz oben aufliegende Bodenschicht wird wissenschaftlich nicht als Horizont bezeichnet, da sie in ihrer Stärke veränderlich ist und sich bei intakten Bodenverhältnissen ständig regeneriert und verändert. Man unterscheidet zwischen Dauer- und Nährhumus. Der Dauerhumus wird als Teil der Humusschicht bezeichnet, der gegen die Zerlegung durch Bodenorganismen weitgehend resistent ist und seine Bestandteile, wie z.B. Kalium, Magnesium, Stickstoff-, Phosphor- und Schwefelverbindungen, nur sehr langsam abgibt, d.h. für das Pflanzenwachstum verfügbar macht.    

Nährhumus ist hingegen der Humus, der vor allem aus leicht zersetzbarem organischem Material besteht. Da dieses Material von den Mikroorganismen im Boden schnell abgebaut und mineralisiert werden kann, eignet sich diese Humusart vor allem zur Nährstoffversorgung von Pflanzen. Diese Schicht besteht aus den vitalsten Bereichen eines Bodens, wenn man diesen in seinem Aufbau als Ganzes sieht. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass in einem Fingerhut voll Boden (Erde) mehr Lebewesen existieren als es Menschen auf der Erde gibt. Für die Entstehung von Humus spielen viele Faktoren eine wichtige Rolle. Das sind zum einen Klima- und Umweltfaktoren, aber auch unterschiedliche Bodenlebewesen tierischer, aber auch pflanzlicher Art. An der Humusentstehung wirken Regenwürmer, Bakterien und Pilze und viele andere Kleinst­lebewesen mit. Je höher die Temperatur ist, desto schneller bildet sich Humus.    

Die Bedeutung von Humus für den Boden    

Humus schließt eine Lücke im Naturkreislauf. Die Humusschicht bildet die Schnittstelle zwischen den lebenden Pflanzen und Organismen sowie den abgestorbenen organischen Substanzen, z.B. Pflanzen- oder Erntereste. Gleichzeitig werden hier Pflanzenreste humifiziert und mineralisiert. Damit übernimmt Humus und die in ihm enthaltenen Bodenlebewesen im Naturkreislauf wichtige Funktionen.  

Der humose Oberboden, die so genannte Humusschicht    

  • Enthält lebensnotwendige Mineral- und Nährstoffe für das Pflanzenwachstum.   
  • Stellt für die Bodenlebewesen und Pflanzen den wichtigsten ­Lebensraum dar.   
  • Verbessert die Porenverteilung und damit den Luft- und Wärmehaushalt.   
  • Erhöht Wasserhaltekraft des Bodens.   
  • Übernimmt umfangreiche Filter- und Pufferfunktionen gegenüber Schadstoffen.   
  • Ist die wichtigste Grundlage für Land- und Forstwirtschaft und den Gartenbau.   
  • Speichert je nach Art und Qualität bis zu 6 Tonnen CO2/ha.   


Was ist im Humus enthalten?   

Die Humuswirkung auf den Boden/Pflanze ist abhängig von seiner ­Zusammensetzung. Nachfolgende Natur-, Mineral- und Nährstoffe sind im Humus enthalten:   

Wasser (H2O), Magnesium(Mg), Kohlenstoff (C), Eisen (Fe), Stickstoff (N), Aluminium (Al), Phosphor (P), Mangan (Mn), Schwefel (S), Calzium (Ca), Kalium (K)   


Wie entsteht Humus?   

In der Natur bilden sich die günstigsten Humusschichten durch den kontinuierlichen natürlichen Anfall von Pflanzenresten – in einem Mischwald etwa durch im Herbst herabfallendes Laub und durch Überbleibsel anderer abgestorbener Pflanzen und Tiere, die durch Bodenorganismen zu Humus zersetzt werden. Der Wald liefert ständig und regelmäßig nach, er wird nicht gefegt und keiner gräbt oder pflügt seinen Boden um. Nur so wird sehr gleichmäßig und beständig Humus produziert.   


Wer hilft bei der Humusproduktion?   

Das sind, wie bereits erwähnt, in erster Linie Kleinstlebewesen, des weiteren Bakterien und Pilze. Der größte Teil davon bleibt dem menschlichen Auge verborgen, sie sind mikroskopisch klein. Es gibt aber auch größere Arten, wie z.B. die Springschwänze, die das menschliche Auge gerade noch so erfassen kann, oder der allseits bekannte Regenwurm. Zudem könnte man den Gärtner selbst noch erwähnen, der, wenn er denn alles richtig macht, ein hervorragender Humusproduzent sein könnte.   


Wie hoch sollte der Humusgehalt im Boden sein?   

(h): schwach humos (unter 4 % Humus)   

h: humos (4,1–8 % Humus)   

sh: stark humos (8,1–15 % Humus)   

a: anmoorig (15,1–30 % Humus)   

H: Hochmoor (über 30 % Humus); zwischen Hoch- und Niedermoor wird nicht unterschieden. Der anzustrebende Humusgehalt schwankt von Bodenart zu Bodenart. Bei sandigen Böden, die nur wenig Dauerhumus aufbauen können, sind es 1,5 bis 2 Prozent; bei Schluff- und Lehmböden 2,5 %. Ein humoser Boden kann bis zu 8 % reinen Humus beinhalten. Der genaue Humusgehalt eines Bodens kann von einem Labor für Bodenuntersuchung festgelegt werden.   


Zeitgemäße Bodenbearbeitung und was sich dahinter versteckt   

Im Herbst wird der Garten umgegraben – das haben wir schon immer so gemacht und so soll es bleiben! Diese Behauptung ist grundlegend falsch und trifft allenfalls nur auf schwere Lehm- und Tonböden zu. Beim Umgraben oder Pflügen werden die obersten Schichten eines Bodens nach unten verlagert. Meistens bis in eine Tiefe von ca. 30 cm. Im Oberbereich eines Bodens leben aber aerobe Mikroorganismen, die alle organischen Bestandteile zersetzen und den Humus produzieren. Durch pflügen oder umgraben gelangen also die aeroben (Sauerstoff liebenden) in die tiefer liegenden anaeroben Bereiche und sterben ab. Genau wo sich dieser Bereich befindet, kann man anschaulich mit einem Holzpfahl demonstrieren, der 50 cm tief in den Boden eingeschlagen wird. Nach Ablauf von 4–5 Jahren zeigt sich, wo die Mikroorganismen angesetzt haben. Oberirdisch ist der Holzpfahl tadellos, deutliche Zersetzungsspuren weist der Pfahl genau in Bodenhöhe bis zu einer Tiefe von 20–25 cm auf, (das entspricht in etwa einer Spatentiefe). Das weiterführende Holz des Pfahls, welches dann noch im Boden steckt, ist jedoch weitgehend intakt und weist kaum Zersetzungsspuren auf. Das zeigt anschaulich, wo sich der aerobe (also luftführende) Bereich eines Bodens befindet. Für eine zeitgemäße Bodenbearbeitung sollte man bessere Werkzeuge zur Bodenlockerung einsetzen als den Spaten. Bestens geeignet sind hierzu die Spatengabel die mit ihrem kurzen Spatenblatt in vier groben Zinken endet. Oder man verwendet eine richtige Grabgabel mit langen Zinken, mit der sich der Boden lockern und belüften lässt. Zur Bodenlockerung, ohne die Bodenschichten zu zerstören, eignen sich ferner der Grubber oder auch ein Kultivator. Beide Geräte ähneln sich, haben aber leicht unterschiedliche lange und breitere Zinken. Nicht zu vergessen ist dann noch der Kreil, der vorzugsweise im süddeutschen Raum eingesetzt wird. Ferner kommt ein sehr altes, wiederentdecktes Gerät zur Anwendung, das man als Sauzahn bezeichnet. Hier handelt es sich um ein hakenförmiges, gebogenes Gerät, das am unteren Ende eine Art „Schneidgerät“ aufweist, mit dem es besser in den Boden eindringen kann. Mit einem Sauzahn den Boden richtig aufzulockern ist allerdings nur mit einem erheblichen Kraftaufwand möglich. Einige Verwender, die nach den Regeln der anthroprosophischen Arbeitsweisen ihren Garten bestellen, bevorzugen den Sauzahn gerne als ver­kupfertes Gerät.                

Ihr Peter Hagen   

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