|
Einige Gärtner suchen nach einer schnell wachsenden Pflanze, die schön anzusehen ist, im Sommer Schatten spendet und zusätzlich heilsame Früchte hat. Hier bietet sich der Holunder (Sambucus), der wie Unkraut bis zu vier Metern hoch wachsen kann und im Volksmund als „lebendige Apotheke“ bezeichnet wird, an. Er ist in Norddeutschland, in einer Gegend, wo Platt oder Niederdeutsch gesprochen wird, als Hollerbusch und Fliederbeere bekannt (Die Früchte vom echten Flieder sind nicht zum Verzehr geeignet).
Es wird in Märchen und Legenden erzählt, dass von altersher ein Holunderbusch das Haus samt Bewohnern vor Feuer, Hexerei, Krankheit und anderen Unannehmlichkeiten des Lebens schützt. Diese Aussage ist wissenschaftlich gesehen nicht haltbar. Trotzdem erfahren Gärtner immer wieder wie außergewöhnlich schnell wachsend, widerstandskräftig und heilsam das Geißblattgewächs einerseits ist. Andererseits darf nicht vergessen werden, dass die Samen des Gemeinen Holunders (Sambuccus nigra) giftig sind.
Gewöhnlich wird das beim Verzehr nicht bemerkt, weil die Dosis des Giftstoffes Sambucin gering ist, die Kerne unbemerkt mit verschluckt, verdaut und ausgeschieden werden und die gesundheitlichen Vorteile überwiegen. Bei der Zubereitung sollte hingegen Rücksicht auf die Unversehrtheit der Kerne genommen und die gekochte Masse zur Saftgewinnung, durch ein Tuch gefiltert und keinesfalls in einem Mixer zerkleinert werden.
Holunderbeeren frisch vom Strauch zu essen wagen ihres Gehaltes an Sambucin und ihres saueren Geschmacks wegen eher wenige.
Ein Tee aus Holunderblüten hat die Mineralstoffe Kalium, Kalzium, Phosphat , Eisen, Zink,Fluorid,Jod, Carotinoide und die Vitamine E, Niacin, Vitamin C und Folsäure.
Er ist schweißtreibend, steigert die Abwehr gegen Infektionskrankheiten, reinigt das Blut, gilt als natürliches Antibiotikum und kommt besonders in der Erkältungszeit im Frühjahr wie im Herbst und Winter zum Einsatz.
Die getrockneten Holunderbeeren wirken in gleicher Weise. Zusätzlich sind sie mild abführend, vertreiben Magen- und Darmkrämpfe sowie Blähungen.
Die getrockneten Holunderblätter und Wurzeln helfen, als Tee zubereitet, bei Nierenstörungen und die frischen Blätter, aufgelegt, bei Nierenentzündungen.
Der Saft der Holunderbeeren wird an vielen Orten als Fliederbeersaft, heiß getrunken, fiebersenkend eingesetzt.
Holunder genießt einen guten Gartenboden im Halbschatten und passt sich problemlos vielen Standorten an.
Als Schattenspender wird ein Holunderbusch in der Nähe von Kompost und der Regentonne, bevorzugt im März/April oder im September/Oktober, gepflanzt. Es muss dabei bedacht werden, dass Holunder wegen seiner Wuchsfreude und Langlebigkeit, ein Dauergast sein wird.
Holunder ist zwar anspruchslos, er lohnt die Mühe einer gut vorbereiteten Erde an seinem Standort mit einer besseren Wurzelbildung.
Wer Holunder aus Samen ziehen will, muss diesen, weil Holunder ein Kaltkeimer ist, zuerst durch einen Aufenthalt von sechs bis acht Wochen im Gemüsefach des Kühlschrankes, in Keimlaune versetzen. Anschließend können die Samen auf der Fensterbank vorgezogen werden.
Meist genügt es bei einer Vermehrung durch Stecklinge einen Steckling von Holunder im Spätsommer oder im Frühling, wenn kein Spätfrost mehr erwartet wird, am richtigen Standort in den Boden zu stecken und zu bewässern.
Gegenüber einer Aussaat gestaltet sich diese Form der Vermehrung sehr viel einfacher in der Handhabung. Vorsorglich, damit sich die Wurzeln besser entwickeln, lassen manche Gärtner den Steckling vorher in einem Wasserglas Wurzeln bilden. Nötig ist das zumindest im südlichen Baden-Württemberg nicht.
Wer einen Holunder im Gartencenter kauft und dann einpflanzen will, lockert den Gartenboden vorher tiefgründig, hebt eine Pflanzgrube aus die etwa doppelt so groß, wie der Wurzelballen ist. Der junge Holunderstrauch wird ausgetopft, der Wurzelballen etwas auseinandergezogen und dann mittig in das Pflanzloch gesetzt. Dann wird der Ballen wieder mit Erde bedeckt und die Pflanze mit Wasser angegossen.
Der Holunder ist ein Flachwurzler. Damit er keine Bauwerke oder andere Gewächse behindert, hält der Gärtner bei der Pflanzung besser einen Abstand von bis zu drei Metern zu ihnen ein. Wenn mehrere Holundergewächse eine Gruppe bilden sollen, ist es ratsam, jeweils einen Abstand von einem Meter einzuhalten, damit alle Pflanzen Platz zur Entwicklung haben.
Wenn im August die Erntezeit beginnt, reifen die Beeren meist nicht alle gleichzeitig. Geerntet werden nur die Dolden, die überwiegend mit voll ausgereiften Holunderbeeren besetzt sind. Einzelne unreife Früchte werden heraus gepflückt, weil diese auch nach dem Kochen ihren Giftgehalt, wenn er auch gering ist, nicht verlieren.
Die schwarzen Holunderbeeren werden in der österreichischen Regionalküche (vorwiegend in Kärnten, Tirol und Oberösterreich) gerne verwendet.
Wenn im Frühjahr der Holunder mit seinen schönen, wohlriechenden, großen elfenbeinweißen Dolden blüht, können diese zum Beispiel in Eierkuchenteig ausgebacken werden. Mit Puderzucker bestäubt schmecken sie lecker.
Zum gleichen Zeitpunkt kann mit Honig, Wasser und Weinsteinsäure ein Holunderblütensekt oder eine Art von Sirup zubereitet werden. Für die Winterzeit wird aus dem gefilterten Saft der Beeren ein köstliches Getränk erstellt.
Monika Hermeling