Blätter, die nach Knoblauch schmecken

Im Frühling trifft man in unseren Breiten häufig eine Pflanze, deren Blätter, besonders wenn man sie in der Hand zerreibt, intensiv nach Knoblauch riechen und auch so schmecken. Liebhaber dieses Gewürzes kommen so auch im Frühjahr voll auf diesen frischen Geschmack. Die würzigen Blätter stammen von der Knoblauchsrauke, Alliaria petiolata, die auch Knoblauch- oder Lauchhederich genannt wird. Sie ist nicht, wie man vielleicht vermuten würde, mit Knoblauch oder anderen Zwiebelgewächsen verwandt, sondern gehört wie der Kohl zu den Kreuzblütlern.  

Das Grün lässt sich hervorragend zu Rohkostsalaten, Suppen und Gemüsezubereitungen verwenden oder wird einfach fein gehackt auf ein Butterbrot gestreut. Der feine Geschmack nach Knoblauch stammt von dem in den Blättern enthaltenen Senföl und anderen Stoffen, die ähnlich wie der Knoblauch eine keimtötende Wirkung haben.  

Überall in den gemäßigten Zonen Europas kann man die Knoblauchsrauke finden; sie wächst vorrangig auf frischen, nährstoffreichen, humosen, oft lehmigen Böden und ist als Halbschattenpflanze häufig an Hecken, Wald- und Gebüschrändern, unter Holunder, Robinien und Ulmen sowie verwildert an Wegen, Zäunen und in Gärten zu beobachten. Bereits ab Anfang April zeigt die Knoblauchsrauke ihre weißen, nektarreichen Scheibenblüten, an denen man die bis zu 1 m hohe Pflanze gut erkennen kann. Zur sicheren Bestimmung dient die Größe dieser Schaftpflanzen aber keineswegs; in Steinritzen wurzelnd und bei extremem Nährstoffmangel werden die Stängel kaum größer als 10 cm. Da die Knoblauchsrauke als zweijährige Pflanze mit einer Grundblattrosette überwintert, treibt sie zeitig im Folgejahr aus und entwickelt bereits ab März viel Blatt­masse. Früher verwendete man diese Pflanze auch in der Volksmedizin bei eiternden Wunden, bei Husten und als Wurmmittel.  

Ein Sammeln der Blätter lohnt sich vor allen Dingen zu der Zeit, wenn im eigenen Garten noch nicht viel wächst. Findet man keine Pflanzen entfernt von Straßenabgasen und den Auswirkungen der intensiven Landwirtschaft, lohnt es sich, dieses anspruchslose Kraut in den eigenen Garten zu holen. Am besten sammelt man sich dazu von wild wachsenden Pflanzen Samen, die in langen Schoten im Juni und Juli heranreifen. Zu lange darf man mit dem Suchen der Samenschoten aber nicht warten, da bei der Reife die Springfrüchte aufplatzen und ihre Samen verschleudern. Wichtig ist es, eine sofortige Aussaat vorzunehmen, da die Knoblauchsrauke noch im Jahr der Samenreife keimt und Grundblätter entwickelt.   

Wie am Standort in der Natur erhalten die Pflanzen im Garten einen halbschattigen Standort an einem feuchten, nährstoffreichen Platz in etwas lehmhaltigem Boden. Fühlen sich die Pflanzen dort wohl, vermehren sie sich durch unterirdische Wurzelausläufer; die Samen werden zusätzlich durch Ameisen verbreitet. Findet man in seiner Umgebung keine Knoblauchsrauke, um Samen zu entnehmen, kann man Samen/Jungpflanzen auch im Fachhandel erwerben. Gerade Knoblauchliebhabern bietet diese Pflanze im Frühjahr die Möglichkeit, ihre Würze vielfältig in der Küche zu verwenden.            

Peter Busch  

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