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Wenn sich die Kätzchen der Weiden mit ihren vielen leuchtend gelben Staubbeuteln öffnen, ist die Kraft des Winters gebrochen. Schon in früheren Kulturen war die Weidenblüte ein Anlass zur Freude. Die Kelten feierten zu diesem Zeitpunkt das Fest der Wiederbelebung der Natur und steckten Weidenzweige in die Erde. Aber nicht nur für den Menschen sind diese Blüten erste Frühlingsboten, auch für die Bienen stellen die Kätzchen die erste und damit eine überaus wichtige Nahrung im Jahr dar.
In einem naturnahen Garten gehören die verschiedenen Weiden deshalb zu den geschätztesten Gehölzen. Zu den am frühesten blühenden zählt die Salweide, die, beschnitten als Strauch, bis zu drei Meter und als Baum bis zu sieben Meter hoch wird.
Niedrige Weidenarten sind die Kriechweide (0,5 bis 1 m), die Öhrchenweide (2 m), die Schwarzweide (4 m), die Mandelweide (5 m) und die aschgraue Weide (6 m). Baumartig, mit einer Größe von bis zu zehn Metern, werden Bruchweiden, Lavendelweiden, Lorbeerweiden, Purpurweiden und Reifweiden; nur die Silberweide erreicht eine Höhe von bis zu 20 Metern.
Wer Weiden in seinem Garten hat, beobachtet auch bald gefräßige Raupen an den Blättern. Dies sind Schmetterlingsraupen, die als Falter geschätzt, aber als blattfressende Raupen oft wenig geliebt werden. Dabei ist zu bedenken, dass die Grundlage für eine reiche Tierwelt aus Insekten, Vögeln und Säugetieren im Garten erst das Angebot an heimischen Pflanzen als Grundstock der Nahrungskette ist. Im Laufe der erdgeschichtlichen Entwicklung haben sich die heimischen Tiere in Jahrtausenden an spezielle Nahrungsangebote angepasst. Gerade die Insekten sind häufig auf eine Pflanzenart angewiesen; sind sie der Wirtspflanze beraubt, verlieren sie ihre Lebensgrundlage. Die Weiden sind deshalb als wertvolle Schmetterlingsfutterpflanzen geschätzt; Arten wie Großer Schillerfalter, Trauermantel, Großer Fuchs, Abendpfauenauge, großer Gabelschwanz, Zickzackspanner, Schwarzes Ordensband und Rotes Nachtpfauenauge ernähren sich als Raupen von Weidenblättern.
Erstaunlicherweise kommen auch viele Gehölze mit einem Kahlfraß zurecht. Im Frühling sieht man häufiger Erlen, Pfaffenhütchen und Weiden regelrecht kahl gefressen von Raupen, die sich anschließend verpuppen. Mit einem zweiten Austrieb um Johanni belauben sich die Gehölze dann wieder und sind nicht im geringsten in ihrer Existenz bedroht.
Deswegen ist ein Entfernen der blattfressenden Raupen überhaupt nicht erforderlich. Will man einen kleinen Baum vor allzuviel Raupenfraß schützen, ist es ein Einfaches, einige abzusammeln und an Weiden in der umliegenden Gegend wieder auszusetzen. Empfehlenswert ist es zudem, etliche neue Weiden im zeitigen Frühjahr zu stecken; bekanntlich wurzeln in den Boden gesteckte Zweige ja unproblematisch an.
Außer einem sonnigen Standort ist nicht viel zu beachten; in der Regel wachsen Weiden auf jedem feuchten, nährstoffreichen Boden.
Peter Busch