Umgang mit Samen

Einige allgemeine Ratschläge   

Zum Ausgang des Winters werden in den Supermärkten die Drehregale mit den Samentüten aufgestellt. Das Angebot ist enorm groß und die Auswahl nicht immer ganz einfach. Normalerweise sind es einjährige Sommerblumen oder Gemüse aller Art, die sich recht einfach durch Aussaat vermehren lassen. Das Saatgut keimt meistens auch ohne Probleme.  

Etwas schwieriger kann es bei exotischem Saatgut sein, das wir entweder exotischen Früchten oder Gemüse entnehmen, aus dem Urlaub mitbringen oder einfach von Freunden oder Verwandten geschenkt bekommen. Doch auch im spezialisierten Fachhandel lässt sich sehr viel Interessantes auftreiben.   

In der aktuellen Jahreszeit haben wir leicht Zugriff auf Früchte aus dem Süden. Bei den Vertretern der Citrus-Pflanzen (Zitrone, Orange, Mandarine, Grapefruit, Kumquat etc.) ist es wichtig, dass sofort nach der Entnahme der Samen ausgesät wird. Trocknet das Saatgut ein, dann geht die Keimkraft verloren. Zum Glück sind in den einzelnen Früchten zuweilen sehr reichlich Samen vorhanden, so dass bei Problemen schnell für Nachschub gesorgt werden kann. Bei Mandarinen muss eventuell etwas länger gesucht werden, denn hier werden die Samen als lästig empfunden und den Anbauern ist es mittlerweile gelungen, durch entsprechende Sortenkombinationen in ihren Plantagen weitestgehend samenfreie Früchte zu produzieren.  

Nicht nur Citrus, eine schnelle Aussaat will auch der Kaffee (Coffea arabica), hier verliert das Saatgut nach etwa 3 Monaten seine Keimfähigkeit. Wer die Möglichkeit hat, sollte sich ganze Kaffeekirschen besorgen oder mitbringen lassen. Dann kann fast nichts schief gehen.  

Die Größe der Samen ist zuweilen auch entscheidend für die Art der Aussaat. So sollte feines Saatgut nicht abgedeckt, sondern nur auf ein vorher angefeuchtetes Substrat aufgestreut werden. Hier ist auch auf ein feines Substrat zu achten; das Aussaat-Gefäß sollte mit einer durchsichtigen Plastikfolie oder anderem transparentem Material abgedeckt werden.  

Saatgut aus Südafrika und Australien keimt unter Umständen besser im Herbst, denn zu diesem Zeitpunkt ist es auf der Südhalbkugel Frühjahr und etliche Pflanzen sind in dieser Richtung gewissermaßen vorprogrammiert und auch deren Blütezeit liegt dann etwas außerhalb des Normalen.  

Aus diesen Regionen kommen auch Pflanzen (wie beispielsweise Callistemon, der Zylinderputzer), deren Samen erst nach Einwirkung von Feuer keimen. Es wäre denkbar, einzelne Zweige mit Früchten auf den Grill zu legen. Im Fachhandel gibt es auch Flüssigkeiten, welche die wirksamen ­Substanzen enthalten und mit denen das Saatgut vorgequellt wird.   


Was tun, wenn man nichts Genaues über das Saatgut weiß:   

  1. Saatgut in Wasser geben, das so genannte Vorquellen. Dadurch wird der Prozess des Aufquellens eingeleitet, was bei einigen Arten die Keimung erleichtert oder sogar beschleunigt (wichtig bei Gemüse-Saatgut, z.B. Bohnen). Ob das Saatgut auf den Boden sinkt, ist nicht immer für das Keimergebnis entscheidend und gibt nur bedingt Auskunft über die Keimfähigkeit.  
  2. Bei Saatgut mit harter Schale kann durch leichtes Aufrauen mit Schmirgelpapier oder einer Nagelfeile das Keimergebnis erheblich verbessert werden: dies funktioniert gut bei Saatgut von Zierbananen (Musa und Ensete), Strelitzie, bei Hülsenfrüchtlern aller Art, wie z.B. Erythrina-, Cassia- und Acacia-Arten. Ersatzweise kann das Saatgut auch ganz kurz in kochendheißes Wasser gegeben werden, dadurch wird in der Regel die Samenschale ‚gesprengt‘ oder erhält leichte Risse, die ein Eindringen von Wasser möglich machen und ein Quellen bewirken.  
  3. Feines Saatgut wird nur oberflächlich aufgestreut und leicht in das vorher angefeuchtete Substrat gedrückt. Anschließend entweder mit Plastikfolie abdecken oder gelegentlich die Oberfläche mit Wasser übersprühen. Vorsicht, hier kann es leicht zu Pilzbefall kommen. Alternativ kann auch eine feine Schicht von Vermiculit gute Dienste leisten. Dieses Material ist steril.  
  4. Kaltkeimer (fälschlich auch als Frostkeimer bezeichnet) brauchen eine Periode mit niedrigen Temperaturen, um zu keimen: Die Samen können in feuchten Sand eingeschichtet werden und verbringen dann eine gewisse Zeit im Kühlschrank. Dieser Vorgang wird auch als Stratifikation be­zeichnet. Anschließend wird normal ausgesät. Die Anzahl der Kaltkeimer ist groß, und letztendlich ist es eine Anpassung an die klimatischen Gegebenheiten am heimatlichen Standort.   
  5. Bei Saatgut von den Kanaren (z.B. Echium-Arten), aus Südafrika oder Australien ist für die Keimung ein Tag-Nacht-Wechsel der Temperaturen entscheidend. Es ist manchmal schon ausreichend die Aussaatgefäße im späten Frühjahr oder im Spätsommer im Freien aufzustellen. Bei Saaten von der Südhalbkugel kann manchmal auch eine den dortigen Jahreszeiten entsprechender Aussaatzeitpunk günstig sein.      

Thomas Bay  

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