Kranke Pflanzen auf den Kompost?

Natürlich könnte die Überschrift auch „Was darf auf meinen/in meinen Kompost unter Berücksichtigung von…?“ heißen. Mir war das aber für die Überschrift zu lang.   

Ich will Ihnen in erster Linie Dinge aufzeigen, die aus dem Garten auf den „Haufen“ dürfen. Ganz speziell kranke Pflanzen oder Teile davon. Das hat auch einen Grund: zu oft höre ich in meinem Berufsleben, was alles aus dem Garten wegen Krankheitsverbreitung raus muss. Vieles davon ist einfach falsch. Da kommt es zu Empfehlungen, die hinten und auch vorne nicht stimmen. Natürlich komme ich ohne eine zusätzliche Bestandsaufnahme anderer Teile nicht aus. Grundsätzlich kann alles an gesundem Pflanzenmaterial aus Ihrem Garten zur Komposterzeugung genutzt werden. Ja, richtig gelesen, nur aus Ihrem Garten. Das Grundverständnis ist, Material aus dem Garten zu verarbeiten und es wieder in dessen Kreislauf zurückzuführen. Hier spricht man auch von einem geschlossenen Stoffkreislauf. Alles was so von außen, also nicht aus dem Garten kommt, ist in der reinen Lehre nicht notwendig. Wir kennen doch die Kleintierhalter, die den Mist ihrer Hasen einbringen. Andere entsorgen Küchenab­fälle, Karton, Sägespäne oder Asche über ihren Kompost. Vielen Gartenfreunden leuchtet es nicht ein, dass ihr braunes Gold einfach so aus den Pflanzenabfällen nur aus ihrem Garten entstehen kann. Da müssen doch Kalk, Kalkstickstoff, Kalkammonsalpeter, Thomaskali, Bentonit, Kräuterextrakte, Biokompostbeschleuniger, Kompostwürmer, Pferdemist oder vielleicht sogar homöopathische bzw. esoterische Zusätze rein sowie auch sonst noch aller möglicher und unmöglicher Tod und Teufel. Ganz abgesehen von den Geheimtipps aus dem Internet und vom Nachbarn. Anders kann das gar nichts werden.   

Im Gegensatz dazu lehnen manche Gärtner beispielsweise Schalen von Zitrusfrüchten ab – ja sogar Bananenabfälle, weil das alles nicht „astrein“ ist. Man kann sich bei der Kompostherstellung richtig in höhere Sphären arbeiten und weltanschaulich argumentieren. Dabei wollen wir doch nur einen Dünger produzieren. Den ganzen Kram der sonst so noch in den Kompost geschafft wird bzw. angeblich rein soll, ist nach meiner Erfahrung nicht nötig um ein brauchbares Endergebnis zu erzielen. In der Einfachheit liegt das Geheimnis. Das Wichtigste für mich ist zerkleinern, mischen und größere Mengen des Pflanzenmaterials zu haben. Dadurch entsteht die notwendige Hitze die zu einem guten Rotteverlauf führt. Außerdem tötet diese Erhitzung Krankheitserreger größtenteils ab. Große Haufen bringen mehr Hitze, welche dann auch länger anhält. Folgend einige Beispiele von Pflanzenkrankheiten die kompostierbar sind:  

Echter Mehltau (Zierpflanzen, Obst, Gemüse), Rost (Rose, Birnengitterrost), Sternrußtau (Rose), Schorf (Apfel, Birne), Blattflecken verursacht durch Nährstoffmangel (Obst, Zierpflanzen), Moniliaspitzendürre (Sauerkirsche, Mandelbäumchen), Rotpustelkrankheit (Gehölze), Grauschimmel (Obst, Gemüse), Fruchtmumien (Apfel, Birne, Pflaume, Kirsche), Unkraut ohne Blüten. Je nach Blütenstadium kann es zu einer Notreife kommen und doch noch Samen entstehen. Sogar viruskranke Blätter (Zwetsche) gehen. Mit tierischen Schaderregern befallene Blätter (Kastanienminiermotte) zersetzen sich auch. Allerdings sind die Viecher nicht bekämpft. Bei solchen Pflanzenteilen, auch mit Apfelwickler befallenen Früchten, kann die Abtötungsquote durch Zerkleinern erhöht werden. Eventuell jagen sie das Material halt zwei Mal durch den Häcksler. Was besser aus dem Garten weg kommt, ist alles was mit Welkekrankheiten zu tun hat. Diese Erreger bilden im Wurzelbereich bzw. Boden Überdauerungsorgane. An der Basis dieser Pflanzen sieht man dann krankhafte Verfärbungen, Faulstellen oder Wucherungen. Vielen von Ihnen ist Kohlhernie sicherlich ein Begriff. Diese Knubbel an den Wurzeln verseuchen das Gemüsebeet für viele Jahre. Ähnlich verhält es sich mit Wurzelfäulen an unseren Erdbeeren. Bei diesen Erscheinungen ist u.a. die Fruchtfolge ein brauchbares Gegenmittel. Ebenso sind mit Feuerbrand befallene Pflanzenteile von Obst- und Ziergehölzen nicht für die Kompostierung geeignet. Dieses Bakterium lässt sich so nicht sicher abtöten. Diese Zusammenstellung habe ich nicht aus Langeweile zusammengekehrt. Irgendwo steht bestimmt auch mal was Gegenteiliges. Mir geht es grundsätzlich um einen Überblick. Auch eine gewisse Sensibilisierung erscheint mir sinnvoll. Bei vielen Prüfungen zur Sachkunde im Pflanzenschutz tun sich große Lücken auf, was die Hygiene im Garten betrifft. Das richtige Beseitigen von kranken Pflanzen gehört zum umweltfreundlichen Pflanzenschutz. Was wiederum zum Einsparen von Pflanzenschutzmitteln führt. Leider herrscht nicht nur in diesem Bereich, schlichtweg gesagt, Unwissenheit. Auch in anderen Kernthemen offenbaren sich keine Wissenslücken sondern Wissenslöcher. Ausführliche Informationen zur Kompostbereitung finden Sie auf den Webseiten der deutschen Gartenakademien. Den kompostierenden Gartenfreunden wünsche ich ein gutes Gelingen ohne alle möglichen Beigaben. Es ist machbar!      

Hans Willi Konrad  

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