Gewöhnliche Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris)

Wenn die Kuhglocken läuten  

Vielleicht sind es die spektakulärsten Blüten, die die heimische Flora zu bieten hat: Große violette Blütenblätter umranden das strahlend gelbe Zentrum. Im April hat die Kuhschelle ihren ­großen Auftritt.  

Ihren Namen hat sie von ihrer Blütenform, die an Kuhglocken erinnert. Der andere bekannte Name „Küchenschelle“ hat nichts mit Kochen oder Backen zu tun. Er ist eine Verniedlichungsform der Kuh (Kühchen), bei der ein „h“ verloren gegangen ist.  

Die Kuhschelle wächst gerne an hellen, trockenen, mageren und eher kalkigen Stellen. Weil diese Standorte immer seltener werden, gehen auch ihre Bestände stark zurück. Sie steht unter Naturschutz, darf also keinesfalls für den eigenen Garten ausgegraben werden.  

Dies würde sie ohnehin nicht gut verkraften, weil die Wurzeln empfindlich auf Störungen reagieren. Glücklicherweise können wir aber Kuhschellen-Pflanzen oder -Samen im Fachhandel kaufen. Die Samen sind ähnlich attraktiv wie die Blüten. Ihre behaarten Federschweife sind nicht nur schön, sondern drehen die Samen nach ihrem „Abflug“ in den Boden. Dies geschieht, weil sie sich je nach Luftfeuchtigkeit ausdehnen oder zusammenziehen. Unsere Vorfahren scheinen die Samenstände jedoch eher als unheimlich wahrgenommen zu haben, was alte Namen wie „Bocksbart“ oder „Teufelsbart“ vermuten lassen.  

Direkt nach der Reife keimen die Samen zuverlässig. Finden sie nicht gleich einen geeigneten Platz dazu, gehen sie allerdings in eine Ruhephase und benötigen den Kältereiz des Winters, um im nächsten Jahr auszukeimen. Bis sich eine kräftige Pflanze entwickelt hat, kann es dann noch 3 oder 4 Jahre lang dauern.  

Nicht nur wir Menschen, auch Insekten erfreuen sich an der Kuhschelle. Die Dunkelgrüne Schmalbiene und die Zweifarbige Schneckenhausbiene sammeln dort Pollen, um ihren Nachwuchs zu versorgen. Wenn wir der Kuhschelle im eigenen Garten einen sonnigen und trocken-mageren Platz bieten, können wir uns jedes Frühjahr auf ein Farbspektakel freuen.  

Markus Schmidt, 
Stiftung für Mensch und Umwelt
www.stiftung-mensch-umwelt.de

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