Ohne Flieder kein Frühjahr

­­Züchtungen auch für kleine Gärten   

Was wäre der Frühling ohne Flieder? Wohl jeder kennt die lauen Maiabende, an denen die Fliederblüten ihren unverwechselbaren Duft ausströmen. So bekannt dieser Blütenstrauch auch ist, in unseren Gärten ist er gerade seit einem Jahrhundert vertreten.   

Beheimatet im Balkan und vorderen Orient, kam er zwar schon Ende des ersten Jahrtausends nach Spanien und 500 Jahre später nach Wien, aber erst vor gut 100 Jahren begann die Schaffung neuer Sorten. In den letzten drei Jahrzehnten ist es ruhiger um den Flieder geworden. Mit seiner Größe von sechs Metern ist der Edelflieder oft zu groß für kleine Gärten, und seine kurze Blütezeit wird von anderen, sommerblühenden Sträuchern übertroffen. Dass Flieder zur Zeit aber wieder eine Renaissance erlebt, liegt an der Wiederentdeckung der Wildfliederzüchtungen, die als kleine Sträucher in jeden Garten passen und eine deutlich längere Blütezeit aufweisen.  

Sehr zu empfehlen ist der Zwergflieder, Syringa meyeri ‚Palibin‘. Diese Sorte bildet einen nur einen Meter hohen dichtbuschigen Strauch mit violetten bis rosa Blüten im Juni, der selbst in Trögen und Kübeln zur Geltung kommt und zudem Trockenheit gut verträgt. Die rotvioletten, später hellrosa Blüten zeigen sich den ganzen Juni über. Von seiner langen Blütezeit unübertroffen ist der Herbst-Flieder, S. microphylla ‚Superba‘. Zum ersten Mal präsentieren sich an diesem gut einen Meter hohen Strauch im Juni die duftenden lila Blüten; die Hauptblüte erscheint dann vom Spätsommer bis in den Oktober hinein. Als besonders schöne Wildart ist der Bogenflieder, S. reflexa, zu empfehlen, der aus China stammt. Der aufrechte Busch erreicht eine Höhe von drei Metern und zeigt im Juni bis 16 Zentimeter überhängende Rispen; die Blüten sind außen weinrot und innen fast weiß. Aus Amerika stammen die Preston-Hybriden, die zwar einen späten Blütezeitpunkt haben, aber leider nicht duften.   

Für die größte Farbpalette sorgen nach wie vor die Edel-Flieder, S. vulgaris-Veredelungen, die aber bis zu sechs Meter hoch und bis zu drei Meter breit werden; ihre Farben reichen von weiß, zartgelb, rosa, lila, rotviolett, blauviolett bis weinrot.   

Im Garten stellt der Flieder so gut wie keine Ansprüche. Jeder durchlässige, feuchte bis trockene, leicht saure bis alkalische Boden ist geeignet. Weil Flieder schon im Sommer sein Triebwachstum abschließt, ist er auch vollkommen winterhart; da er erst nach den Eisheiligen blüht, können auch keine Spätfrös­te die Blütenfülle, die eine wichtige Bienenweide ist, schädigen. Je wärmer und sonniger der Flieder steht, umso üppiger ist auch der Knospenansatz. Von der Verwendung ist sowohl ein Einzelstandort als auch ein Platz im Gruppengehölz möglich; die kleinen Sorten eignen sich gut für Böschungen, Mauerkanten und für Mobiles Grün.  

Flieder wird gewöhnlich im Frühjahr oder Herbst ohne Ballen gepflanzt; auch jetzt noch lassen sich ballierte Ware oder Containerpflanzen im Garten eingraben. Flieder braucht zwei bis drei Jahre, um gut einzuwurzeln und verträgt dann auch Trockenheit; bis dahin ist aber ausreichend für Feuchtigkeit zu sorgen. Nach zwei bis drei Standjahren setzt beim Flieder eine üppige Blüte ein und, da die Sträucher sehr alt werden, wiederholt sich diese jahrzehntelang.  

Als einzige wichtige Pflege beim Flieder ist es wichtig, seine Bodentriebe, wann immer sie auftreten, zu entfernen. Sie stammen in der Regel aus der Unterlage, einer Wildsorte, die nur einfach rosa blüht.                    

Peter Busch

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