Mammutblatt, das Riesending

­­Länger und breiter – größer und weiter – drunter geht es nicht mehr, wenn heute etwas beachtet werden möchte oder soll. Gartenbesitzer/innen verhalten sich indes, was dies betrifft, allgemein verhältnismäßig bescheiden. Nur hin und wieder überkommt sie der Wunsch, mal richtig zu imponieren. Das gelingt garantiert mit dem Mammutblatt, das in Südamerika, vor allem in Chile, wächst, aber inzwischen auch in Europa anzutreffen ist. Den ­Anfang machte England 1847.   

Mammutblatt beeindruckt vor allem durch seine Blätter. Sie messen von einer Seite bis zur anderen mitunter 2 m. Ungefähr genauso hoch befinden sie sich über dem Erdboden auf festen,  markigen, kräftigen Stielen. Das Wort „Blätterdach“ ist hier berechtigt. Wer nicht gar zu hochgewachsen ist, kann sich unter ihm verstecken. Das tun in gewisser Weise auch die etwa 1 m hohen Blütenkolben dieser Staude, die sich, besetzt mit einer großen Zahl kleiner Einzelblüten, ziemlich verborgen zwischen den Blattstielen im Juli/August entwickeln, mitunter früher oder später, je nach Lage und Standort. Über dem Blätterdach ist gar nichts von ihnen zu sehen. Zweifellos geben bei dieser Pflanze die tiefgrünen, rhabarberähnlichen Blätter den Ton an.  

Alles am Mammutblatt ist, wie die Pflanze selbst, groß: der Sonnenhunger, der Platzbedarf, der Nährstoffappetit, der Wasserdurst, die Lust am Wachsen. Das Ergebnis ist wirklich imponierend und reizt, diese Pflanze als Schaustück in den Garten zu stellen, immer als Solitärstaude von allen Seiten zu bewundern: frei auf einem Rasen, am Rand eines Wasserbeckens oder am Ufer eines Baches, etwas erhöht auf einem gern etwas schottrigen Hügel oder, besonders angestaunt von Vorübergehenden, in einem größeren Vorgarten. Mit Rücksicht auf die Herkunft und seine bei uns nicht ganz ausreichende Winterhärte pflanze man im Mai, nachdem sich die Erde ausreichend erwärmte. Dazu hebt man eine etwa 1 m große, breite und tiefe Grube aus, die mit einem Gemisch aus Kompost und Landerde gefüllt wird. Zusatz vom grobem Sand ist bei schwerem Boden ratsam. In Anlehnung an natürliches Vorkommen in der Nähe von Wasserläufen, Steinbrüchen und lockeren Straßenrändern kann das nützlich sein. Man sorgt für reichlich Wasser und Nährstoffe. Mammutblatt im Kübel wird  sich weniger üppig entwickeln. Im Spätherbst sterben die oberirdischen Teile ab. Bodendecke aus Falllaub, Gartenhäcksel und ähnlichem, vor Beginn der Frostperiode über die Pflanze gebreitet, wärmt die Wurzeln ausreichend.   

So imposant das Mammutblatt ist, so eindringlich muss darauf hingewiesen werden, dass diese Staude nicht in die freie Landschaft gehört. Dort könnte sie mit ihrer Wuchskraft andere, weniger durchsetzungsfähige Pflanzen der heimischen Flora unterdrücken und damit das natürliche Gleichgewicht stören.     

Ilse Jaehner   

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