Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,   

fleißige Bienchen beobachtet der Gärtner gern in seinem Garten. Die disziplinierten Ameisen hingegen werden häufig mit Skepsis betrachtet. Ist diese aber denn überhaupt berechtigt?   

Ameisen leben bekanntlich in einem Staat – klar in Kasten geordnet, mit strengen Regeln, einer gnadenlosen Polizei und mit selbstloser Hingabe für das Gemeinwohl. Sie sind dabei selbst gute Gärtner, denn sie lockern die Erde auf und schichten diese um, vertilgen tote Tiere, schaffen organisches Material unter die Erde und kümmern sich z.T. gewissenhaft um ihre unterirdische Pilzzucht für den eigenen Bedarf. Natürlich gib es unter den vielen Tausend bekannten Arten auch andere berufliche Orientierungen wie „Jäger“, „Sammler“, „Gärtner“ und sogar „Viehzüchter“.   

Unsere heimische Wald- und Wiesenameise ist – wie der Gartenbesitzer selbst – ein „Süßmäulchen“ und sagt zu zuckerhaltiger Nahrung nicht Nein. Da werden schon mal unter vollem Körpereinsatz und mit allen Waffen einer Ameise die Blattläuse mit Ihrem zuckerhaltigen Ausscheidungen vor Fressfeinden verteidigt, die der Gärtner doch so gerne von seinen Nützlingen vernichtet sehen möchte. Und auch das Stück Erdbeerkuchen beim Picknick ist nicht lange vor der kommunikativen Intelligenz der Ameisen-Patrouille sicher. Dieser Hunger, kombiniert mit einer geringen Körpergröße und enormer Kraft bringt dann häufig den Konflikt zwischen Mensch und Tier(chen), denn die kleinen Krabbler schlüpfen rasch in kleinste Öffnungen, spüren jede Nahrungsquelle auf, bilden Straßen zum Abtransport und werden dabei einfach lästig. Oder aber sie bedienen sich am Pflanzensaft aufgerissener Früchte, die dann natürlich nicht mehr so appetitlich aussehen (häufig aber durchaus noch verwertet werden können – großzügig ausgeschnitten).   

Hat sich der Konflikt zwischen den Parteien dann erhärtet und waren erste Maßnahmen, wie Entfernen der Futterquelle, nicht erfolgreich oder möglich, so sollte man keinesfalls zur chemischen Keule greifen. Einfache Vorgehensweisen können die Ameisen dennoch vertreiben.   

Ameisen mögen es nicht gerne nass, daher hilft intensives Wässern, die Sechsbeiner fern zu halten. Auch das Buffet der „Naschkatzen“ sollte abgeräumt werden. Das kann heißen, dass man frühzeitig gegen Blattlauskolonien vorgehen sollte (bitte so umweltschonend wie möglich).  

Zu guter Letzt lassen sich Ameisen auch den Appetit durch starke Gerüche verderben. Zitronenscheiben, Zimtstangen, Chilipulver, Nelken, Essig, Thymian, Lavendel oder die altbewährte Brennnesseljauche mögen sie nämlich gar nicht gerne. Mischt man alles, muss man aber wohl bald selbst die Flucht ergreifen. Also: bedachter Einsatz der Maßnahmen und gutes Beobachten der Reaktion mit etwas Geduld sind hier das Erfolgsrezept. Vor allem das genaue Beobachten könnte den Konflikt entschärfen – erkennt man doch erst beim genaueren Hinsehen, welch erstaunliche Lebewesen da meist unbemerkt den eigenen Garten bewohnen und heimlich bewirtschaften.  

Ihr Karl Born,
Vorsitzender des Hauptvorstands   

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