Der Blausieb

Ein Holzbohrer an Obstgehölzen   

Es ist nicht das erste Mal, dass ich diesem Schädling begegne. Beim ersten Mal war es im Mitteltrieb eines jungen Apfelbaumes der Sorte ‚Fuji‘. Der Trieb war einfach in der Entwicklung steckengeblieben. Beim näheren Hinsehen fand ich dann Bohrstelle und Fraßgang, was auf ein größeres Tier hinwies. Der befallene Ast wurde entfernt und durch einen Seitentrieb als neuer Leittrieb ersetzt.   

Dieses Jahr konnte ich dasselbe nochmals beobachten. Wieder entfernte ich den betroffenen Ast und erwischte die Larve auf ihrem Fraßweg in den Stammbereich. Sie war etwa sechs Zentimeter lang und es dürfte sich um ein spätes Larvenstadium gehandelt haben. Es gibt nicht sehr viele Schädlinge, die diese Schäden hervorrufen. Der Schuldige war schnell gefunden, es handelt sich um die Larve des Blausiebs (Zeuzera pyrina). Der Blausieb ist ein großer bis sehr großer Schmetterling, dessen Larven sich im Holz von Ästen oder Stämmen entwickeln. Diese Entwicklung beansprucht einen längeren Zeitraum, zwei bis drei Jahre sind die Regel. Die gefundene Larve war gelblich mit schwarzen Punkten, der Kopf und das Nackenschild waren braun bis schwarz.   

Die Lebensweise dieses Schädlings ist interessant und aufschlussreich zugleich, denn die Eier werden im Juni und Juli in Wunden, Rindenrissen oder auch, wie es bei mir der Fall war, in die alten Schlupflöcher gelegt. Ein Weibchen soll einige Hundert Eier ablegen, gewöhnlich in Gruppen. Das Wirtspflanzenspektrum ist enorm groß, denn die Raupen können sich nicht nur in Apfel, sondern auch in Birne, Kirsche, Pflaume, Schwarzer Johannisbeere, Walnuss und auch im Ölbaum entwickeln. Die frischgeschlüpften Raupen zerstreuen sich von den Eigelegen aus sehr schnell, bohren sich in den Baum ein und fangen an zu fressen. Für mich war erstaunlich, dass nahestehende Obstgehölze nicht betroffen sind. Junge Räupchen sind auch in der Lage von Blattstielen und Hauptblattadern, Knospen und Jungtrieben leben, fressen aber später in stärkeren Zweigen oder Ästen. Sie dringen zum Kernholz vor und legen dort Gänge bis 40 cm Länge oder mehr an. Die Larve verpuppt sich in ihrem Fraßgang in einem seidenen Kokon, der auch kleine Holzteile enthalten kann. Im Frühsommer windet sich die Puppe aus dem Kokon heraus bis zur Zweigober­fläche. Ihre Hülle bleibt dort nach dem Schlüpfen noch eine zeitlang stecken.   


Schaden: Jungbäume bis zu einem alter von 10 bis 15 Jahren werden am häufigsten befallen und die Larven halten sich meist in Stämmen oder Ästen von weniger als 10 cm Durchmesser auf. Der Befall wird durch die Häufchen von Kot und Holzteilchen angezeigt, die aus dem Einbohrloch herausgeschafft werden. Später kommt es zum Welken und Absterben von Blättern oder Trieben. In meinem Fall waren die befallenen Äste abgestorben. Beim zweiten Befall konnte ein Eindringen in den Stammbereich noch rechtzeitig verhindert werden. Der Befall ist nach heißen Sommern, die für die Ablage der Eier am günstigsten sind, am stärksten.


Bekämpfung: Wenn eine Raupe früh genug entdeckt wird, kann sie herausgeholt oder getötet werden, indem man mit einem Stück Draht durch das Einbohrloch im Fraßgang stochert. Der Körper der Raupen ist weich und sehr verletzlich. Nach erfolgter Behandlung wird das Fraßloch mit einem Wundverschlussmittel abgedeckt.   

Inwieweit der Schädling auf dem Vormarsch ist, lässt sich schwer sagen. Doch sollten besonders nach warmen und trockenen Sommern die Jungbäume im Herbst kontrolliert werden.                                              Thomas Bay  

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