Goldige Blütenkolben

Wir entdecken Ligularien  

Was blauer Rittersporn für einen sonnigen Platz auf dem Staudenbeet ist, sind Goldkolbenstauden für schattigere Stellen in der Wildstaudenflur: fast unverzichtbar. Bloß wissen das bisher nur wenige. Überhaupt offenbaren sich einige Mitglieder dieser auch Kreuzkräuter genannten Staudengruppe als höchst interessant für den Garten. Zwei besonders schöne Sorten heißen ‚Zepter‘ und ‚Sternchen‘.  

‚Zepter‘, botanisch Ligularia stenocephala, entstand aus der Kreuzung von Ligularia prezewalskii und veitchieana, wurde 1975 als Findling entdeckt von Karl Partsch, einem deutschen Naturliebhaber und Züchter, und weiter vermehrt. Der Elternteil prezewalskii sieht dem Kind sehr ähnlich, aber ‚Zepter‘ ist noch schöner, weil seine mit vielen Blüten besetzten, hoch aufragenden Blütenstände mit sternförmigen Einzelblüten stattliche 180–200 cm Höhe erreichen. Unterhalb breiten sich mit gezähntem Rand versehene, herzförmige Blätter aus. Blütezeit ist ab Juli und im August, eventuell mit Nachzüglern noch im September. Bienen, Hummeln und Schmetterlinge schätzen die kräftig-goldgelben, nektarreichen Blüten sehr. Im Herbst lässt man die verblühten Blütenstiele stehen, weil sie rauhreifgeschmückt abermals gut aussehen.  

Diese Staude liebt hell beschattete bis sonnige Plätze je nach Feuchtigkeit im Wurzelbereich. Je mehr Wasser, desto sonniger, mit Grenzen!, kann der Standort sein. Daher eignet sich ‚Zepter‘ für Teich-, Bach- und Flussufer, für angrenzende Freiflächen, für hell beschattete Gehölzränder, stets mit feuchtem, humosem, nährstoffreichem, durchlässigem Boden. Man kann ‚Zepter‘ gut mit allerlei anderen Wildstauden kombinieren wie Geißbart, Wiesenraute und ähnlichen, gern auch mit niedrigen Arten wie Felberich, damit die Blütenkerzen voll zur Geltung kommen.  

Die zweite, überaus brauchbare Goldkolbenart ist Ligularia hessei, nach dem Dichter Hermann Hesse benannt. Deren Sorte ‚Sternchen‘ entstand 1985, ebenfalls in Deutschland bei Helmut Stade. ‚Sternchen‘ breitet sich horstig aus, bildet wie ‚Zepter‘ dicht mit kleineren Einzelblüten besetzte, jedoch nur 60–80 hohe, kerzenartige Blütenstände und blüht etwas eher im Juni/Juli. ‚Zepter‘ und ‚Sternchen‘ ergänzen sich hervorragend. ‚Sternchen‘ vermehrt sich gern durch Selbstaussaat, was man, falls bei weniger Platz unerwünscht, durch Rückschnitt der Stiele sofort nach der Blüte verhindert. Bei allen Ligularia-Pflanzen muss man ein wenig Geduld haben, bis sie ganz erwachsen sind, und junge Exemplare vor Schnecken schützen. Grundsätzlich erweisen sich die Stauden als äußerst pflegeleicht und erfreulich langlebig. Man kann mit ihnen etwas abseits gelegene, eventuell sogar mehr oder weniger vernachlässigte Gartenbereiche nachhaltig wunderbar aufwerten.   

Ilse Jaehner

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