‚Invicta‘ ohne Mehltau

­­Stachelbeersträucher bleiben gesund   

Wer gärtnert, weiß: es gibt mitunter auch Unerfreuliches aus dem Garten zu berichten. Das hat oft mit Pflanzenkrankheiten zu tun, unter anderem mit Amerikanischem Stachelbeermehltau. Verursacher ist ein Pilz, der um 1900 eingeschleppt wurde und alle Freude am Anbau von Stachelbeersträuchern gründlich vermasseln kann. Bei starkem Auftreten vernichtet der Pilz die gesamte Ernte. Inzwischen ist diese Stachelbeerkrankheit seltener geworden. Eigentlich tritt sie nur noch da auf, wo vernachlässigte Sträucher allgemein nur noch wenig Widerstandskraft besitzen.  

Erinnern wir zunächst: Dieser Mehltau macht sich ab Mai bemerkbar. Die Blätter haben einen weißlichen Belag, der sich zunehmend ausbreitet. Die Triebspitzen werden ebenfalls weiß, wirken gestaucht. Zuletzt sind mit fortschreitender Jahreszeit die Beeren dran. Der erst weißlich-graue und anfangs abwischbare Belag auf ihnen verhärtet mehr und mehr, wird dunkler, bräunlich und fester. Geht es der Ernte entgegen, platzen zusätzlich viele Früchte. Kaum eine ist unversehrt, der Ertrag nur noch reif für den Kompost. Doch halt! Besser nicht, denn so würde sich der Pilz noch weiter ausbreiten. Das wichtigste Gegenmittel war lange Zeit Entspitzen aller Triebe spätestens vor Austrieb, weil der Pilz in ihnen und ihren Knospen überwintert, eine denkbar fummelige Arbeit. Hinzu kommt mehrfaches Spritzen mit schwefelhaltigen oder biologischen Mitteln. Weitere Maßnahmen gelten allerdings unbedingt noch heute, auch für mehltaufeste Sorten: Lichthalten der Sträucher, allgemein gute Pflege, um sie bei Laune zu halten, Sparen beim Düngen mit Stickstoff, helle, freie, sonnige Standorte, vor allen Dingen dort, wo man mit vergleichsweise hohen sommerlichen Niederschlägen rechnen muss.  

Bei all dem ist es umso erfreulicher, wenn sich wirksame Hilfe einstellt. Das sind in diesem Fall nicht Pflanzenschutzmittel, sondern das Erscheinen widerstandsfähiger Sorten. Die bedeuten ungemeine Erleichterung, denn die Bekämpfung von Stachelbeermehltau auf die beschriebene alte, mögliche Weise ist sehr umständlich und arbeitsaufwendig, trotzdem oft nicht ausreichend erfolgreich. Schon 1967 entstand an der englischen Versuchsanstalt East Malling die Sorte ‚Invicta‘, übersetzt die Unbesiegbare. Es vergingen weitere 13 Jahre zwischen Entstehung und Einführung dieser Sorte. Ihre bemerkenswert großen, unbehaarten Früchte reifen mittelfrüh, lassen sich gut pflücken, schmecken angenehm süß-säuerlich, können vielseitig verwertet werden. Vollreife Beeren munden sogar roh sehr gut. Herrlich! Weitere mehltaufeste Sorten sind unter anderem ‚Remarka‘ und ‚Rolonda‘.   

Fazit: Niemand muss sich mehr mit Stachelbeermehltau ärgerlich auseinandersetzen. Ein großes Lob den Züchtern. Und lang lebe ‚Invicta‘, die „Unbesiegbare“ samt ihren Gefährten. 

Ilse Jaehner  

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