|
|
Auf Spurensuche nach mehr Aroma.
Es ist ein Kreuz mit den Erdbeeren. Was man üblicherweise kauft, schmeckt etwas überspitzt so: das sind Rüben, die wie Erdbeeren aussehen. Die hervorstechendsten Eigenschaften der Beeren sind Größe und Härte. Größe sichert den Erzeugern Ertrag und Gewinn, mit Härte überleben die Früchte alle Strapazen von Versand und Verkauf, danach noch oft tagelanges Lagern im Kühlschrank, ohne missliche Spuren. Die Früchte sehen immer noch aus wie gemalt. Aber sie schmecken eben nicht.
Was ist zu tun? Einfach aromatische Erdbeeren im Garten ziehen. Zurück zur Natur geht es mit heimischen Walderdbeeren (Fragaria vesca). Die haben zwar recht kleine, jedoch sehr aromatische Früchte und stellen sich in ländlicher Umgebung oft von selbst ein, an warmen, sonnigen bis hell beschatteten Plätzen auf humosem, lockerem Boden. Haupternte ist im Juni/Juli und folgend bis Herbst. Für Nachwuchs durch Samen sorgen die Pflanzen selbst. Diesen Wildpflanzen am nächsten kommt eine großfruchtigere Auslese namens ‚Baron Solemacher‘, identisch mit ‚Rügen‘. Diese alte Sorte wird immer noch als Setzling angeboten oder man zieht aus Samen.
Großfruchtige Sorten haben eine andere Geschichte. Sie sollen deutlich aromatisch süß schmecken, dabei weich im Munde zergehen und nicht zerkaut werden müssen. Einem französischen Züchter gelang mit ‚Mara des Bois‘ das recht gut. Wegen des französischen Vokabels Bois für Wald im Sortennamen, dem ausgeprägten Walderdbeerenaroma, den nur mittelgroßen Früchten rechnen manche sie mitunter zu Walderdbeeren und bezeichnen sie auch so. Da die Sorte jedoch das Ergebnis von Kreuzungen großfruchtiger Sorten ist, gehört sie botanisch zu Fragaria x ananassa, deren Vorfahren aus Amerika stammen. ‚Mara des Bois‘ ist also keine Walderdbeere.
Die selbstfruchtbare Sorte fängt früh zu blühen an, fruchtet im Juni/Juli das erste Mal mit mittelgroßen Früchten, die sehr lecker am besten frisch sogleich verwertet werden. Man muss sich also ein bisschen umgewöhnen und wie in früheren Zeiten handeln, nicht erst lagern, sofort verarbeiten und genießen. Gourmets schätzen sie sehr. Das ist Feinkost! Dem ersten Ernteschub folgen weitere, bis es im Herbst zu kühl wird. Wegen der weichen Beeren ist immer rechtzeitig zu pflücken, bei warmer Witterung eventuell zweimal täglich. Am wohlsten fühlt sich ‚Mara des Bois‘, wo es früh Frühling wird und spät Herbst. Man sorge während des Wachstums für ausreichend Wasser und Nährstoffe, letztere am besten in flüssiger Form.
Ilse Jaehner