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Bei dem Bemühen, einen blütenreichen Garten zu kreieren, spielen Kletter- und Schlingpflanzen eine wichtige Rolle, denn sie blühen nicht nur in der Waagerechten am Boden, sondern sorgen für Blüten auch in der Senkrechten. Selbst wenn sie nicht blühen, bleibt für ihre Blätter noch genug zu tun, denn die schmücken ihrerseits, verdecken Unschönes, geben Sichtschutz. Man nutze das Potenzial von Schlingpflanzen!
Eine in vielfacher Hinsicht besonders brauchbare Pflanze der Schlingergruppe ist das Japanische Geißblatt, botanisch Lonicera japonica. Verbreitungsgebiete sind Korea, östliches China, einige japanische Inseln. Zum Beispiel ist das Geißblatt Nachbar vom Hokkaidokürbis. Beide lieben angenehm-warme Plätze, humosen, nährstoffreichen Boden, ausreichend Feuchtigkeit, das Geißblatt nachdrücklich, falls es etwas sonniger ist, sonst hellen Schatten. An sich ist das Geißblatt, übrigens ein Verwandter unseres heimischen Jelängerjelieber, durchaus nichts absolut Neues. Im Gegenteil, schon seit 1784 fungiert es als Gartenpflanze. 1862 war das Jahr der Sorte ‚Halliana‘. Sie erbte den Namen ihres Entdeckers oder Züchters Dr. Hall, eines USA-Amerikaners. Will man sich mit Japanischem Geißblatt einlassen, dann unbedingt mit dieser Sorte.
Seine wertvollste Eigenschaft ist die lange Blütezeit von Juni/Juli bis September/Oktober, etwas unterschiedlich je nach Standort. Die trompetenförmigen Blüten duften monatelang intensiv, vor allen Dingen abends und nachts. Sie sind erst weiß und werden im Blühen und Verblühen zunehmend gelblicher, in schönem Kontrast zu den intensiv grünen Blättern. Den Blüten folgen im September/Oktober Beeren, die allmählich immer dunkler werden, bis sie reif ganz schwarz sind und dann von Vögeln sehr geschätzt werden. Für Menschen sind sie leicht giftig, nebenbei heilsam, denn sie enthalten ätherische Öle und medizinisch nutzbares Glyzerin.
Obendrein fallen die Blätter nicht im Herbst ab. Je nach etwas wärmerem oder kühlerem Stand sind sie immer- oder wintergrün. Wintergrüne Blätter vergehen erst gegen Winterende, während die neuen schon austreiben. So bleibt das Geißblatt immer ansehnlich. ‚Halliana‘ wächst ziemlich stark. Mit meterlangen Trieben wird der Schlinger 4-6 m hoch und etwa 4 m breit, braucht dazu ein Gerüst, an dem er sich rechtswindend festhält. Die Halterungen müssen stabil, vorteilhaft aus Metall oder festem Holz sein, denn die Pflanze gewinnt bald an Gewicht. Man sollte sie auch nicht auf Bäume klettern lassen, denn sie „würgt“ bei Gelegenheit. Macht sich der Schlinger zu breit, kann man mit Schnitt gut bremsen, indem man entweder im Nachwinter vor Austrieb beliebig stark bis auf etwa 1 m zurücknimmt oder im Sommer die Triebspitzen kürzt.
Ilse Jaehner