Mannsblut macht Karriere

Bei Floristen und im Garten   

Was sind das für beerenbesetzte Zweiglein, die Floristen im Herbst so begeistert verwenden, zusammen mit Blättern, Blüten, Früchten der Jahreszeit und unterschiedlich gefärbt: rot, rosa, lachs, rotbraun, dunkelbraun, violett, gelb, grün, weiß, schwarz, allesamt hübsch anzusehen. Diese Fruchtzweige lassen sich hervorragend in alle möglichen Gebinde einfügen, vervollständigen Sträuße, Kränze, Girlanden, was auch immer. Vor ein paar Jahren gab’s das noch nicht – und jetzt diese Wirkung! Mit was haben wir es zu tun? Könnte das nicht auch etwas für den Garten sein? Und ob!   

Die fleischigen Beeren produziert eine Johanniskrautart, die man Amber oder häufiger Mannskraut, botanisch Hypericum androsaenum nennt. Die Pflanze ist nicht heimisch hierzulande, ursprünglich zuhause in Bulgarien und der Türkei, also in wärmeren Gegenden Europas, bürgerte sich im Laufe der Zeit weiträumig ein und ist inzwischen in Gärten kein Neuling, wenngleich weniger bekannt und seltener anzutreffen. Schade, denn sie bietet manches Bemerkenswerte.   

Wild wächst Mannsblut unter lichtem Gesträuch an feuchten und hellschattigen Plätzen, wird 60–100 cm hoch und ebenso breit, wünscht überwiegend guten, nährstoffreichen, humosen, eher frischen als trockenen, sauren bis leicht alkalischen Boden. Die ein wenig festen Blätter sind oberseits intensiv grün, unterseits blaugrün und haben die für alle Johanniskräuter typischen durchsichtigen Öldrüsenpünktchen. Ihr großes Plus: sie sind wintergrün, vergehen also erst, wenn die neuen im Vorfrühling schon treiben und duften angenehm. Gelbe Blütchen mit einem dicken Pinsel aus Staubbeutelfäden bilden sich von Juni/Juli bis August/September, je nach Standort, und werden gern von allerlei Insekten besucht. Reibt man Blüten oder Blätter kräftig zwischen den Fingern, färben diese sich rot. So kam es zum Namen Mannsblut. Ab Spätsommer runden sich beerenähnliche, fleischige Früchte, bei Gartenpflanzen vorwiegend zuerst hell, dann rot werdend und schließlich tiefschwarz ausreifend, während die Blätter sich teilweise etwas rötlich verfärben. Das macht sich gut im Garten und in vielerlei Gebinden aus eigener Werkstatt.    

Die kleinen Sträuchlein pflanzt man vorteilhaft im Frühjahr, damit sie reichlich Zeit haben, noch bis Beginn der Blütezeit anzuwachsen und fruchttragend gut durch den Winter zu kommen. Gegen Winter­ende sollte man die Triebspitzen jeweils etwas zurückschneiden, um den Neutrieb anzuregen oder gelegentlich stärker zurückzunehmen. Man integriert Mannsblut gern in Steingärten, setzt auf sanfte Böschungen, als Vordergrundpflanze zu höher werdenden Stauden. Der Strauch passt ferner gut in Heidegärten und naturnahe Bereiche.                        

Ilse Jaehner

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