Erhalt und Neupflanzung von Hecken ist wichtig

­­Besonders in Nord- und Westeuropa prägen traditionell Heckenlandschaften die Begrenzung der Gärten und landwirtschaftlich genutzten Flächen. Sie bieten besonders in England, Nordfrankreich und in Norddeutschland, neben ihrer Funktion als Holz- und Nahrungslieferanten, für viele Tiere und Pflanzen einen dringend erforderlichen Windschutz. Gärtner, die ihr Territorium neu begrenzen oder in ihrem Garten neue Akzente setzen wollen, pflanzen Hecken zum Beispiel meist im Herbst an. Um ihnen die Entscheidung für eine Hecke zu erleichtern, hier einige grundlegende Gedanken: Damit der Wert von Heckenlandschaften besser erkannt und ihre Anpflanzung und Pflege aktiv unterstützt wird, untersuchte die Biologin Kathrin Litza vom Institut für Ökologie, Arbeitsgruppe Vegetationsökologie und Naturschutzbiologie, der Universität Bremen, in einer europaweiten Studie den aktuellen Einfluss von Klima und Pflege auf die Artenvielfalt in diesen Hecken. 


Warum werden Heckenlandschaften gebraucht?

Hecken sind, so die Ökologin Kathrin Litza, ein wichtiger Ersatzlebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. In klimatisch eher rauen Zonen bieten sie einen Witterungsschutz und ermöglichen damit Unterschlupfmöglichkeiten und Ansiedlung von Lebewesen.

  1. Durch die Studie zeigte sich, dass einige häufig vorkommende Pflanzen in Waldnähe außergewöhnlich gut darin sind, sich, über Tiere oder den Wind, über weite Strecken auszubreiten. 
  2. Sie können außerdem starke Störungen, zum Beispiel durch Pflegemaßnahmen oder hohe Temperaturen, besser vertragen als seltene Arten.
  3. Bei einer intensiven landwirtschaftlichen Nutzung als Ackerfläche, wurden beispielsweise weniger Arten gefunden, als auf wenig befahrenen Wegen oder in Wäldern, die angrenzten.


Die Vorteile von Heckenlandschaften

Hecken sind für das Auge des Betrachters in einer Landschaft eine willkommene Abwechslung. Sie sind für den Menschen Holz und Beerenlieferanten, machen praktisch gesehen oft eine Besiedlung von Pflanzen möglich, bieten Nagern, Vögeln und Insekten einen Unterschlupf und sind, so gesehen, real lebende Zäune. Sie haben für Mensch, Tier und Pflanzen einen hohen Wert für die Erholung und den Naturschutz. 

Weitere Vorteile:

  • Isolierte Lebensräume, wie zum Beispiel Wälder, werden durch die Hecken miteinander verbunden.
  • Viele Waldpflanzenarten, etwa Busch-Windröschen, Große Sternmiere oder Gefleckter Aronstab finden in den Heckenlandschaften einen Lebensraum, weil sie waldähnliche Bedingungen aufweisen.

Es zeigte sich, dass der Klimawandel und unpassende Pflege erhebliche Auswirkungen auf die Artenvielfalt in den Hecken haben. Ebenfalls ist die Nutzung der angrenzenden Flächen für die Artenvielfalt maßgeblich.


Warum sind Heckenlandschaften in Gefahr?

Kathrin Litza erklärt, dass extreme Wetterereignisse besonders aufschlussreich für die Wirkungsweise von Heckenlandschaften sind. Viele Hecken waren in den vergangenen Jahren extremer Dürre oder Hitze ausgesetzt. Untersuchungen ergaben, dass sie nachweislich artenärmer wurden. Sie befürchtet, da solche Wetterereignisse durch den Klimawandel zunehmen werden, dass noch mehr Hecken zukünftig weniger Pflanzenarten Schutz bieten können. Bisher steht fest, dass das regionale Klima nachweislich eine wichtige Rolle für die Artenvielfalt spielt, denn in warmen Gegenden wurden weniger Waldarten in den Hecken gefunden.


Zukünftig die Breite der Hecken vergrößern

Besonders Gärten in waldnahen Gebieten bieten demnach eine Art Pufferzone, die die Art und Häufigkeit von Waldpflanzen mit bestimmen. Beim Forschungsprojekt wurden Informationen über das regionale Klima, die umgebende Landschaft und die Heckenpflege gesammelt, um die Anzahl und Häufigkeit von Waldpflanzen damit in Zusammenhang zu bringen. Hecken sind im Vergleich zu Wäldern schmal. Sie passen sich den örtlichen Gegebenheiten zwar besser an als Wälder, in ihnen schwanken Temperatur und Luftfeuchtigkeit hingegen stärker. Dieser positive Effekt ist durch die Breite der Hecke zu beeinflussen, stellte die Bremer Ökologin fest. Bisher wurde er bereits häufig in regionalen Studien nachgewiesen. Nun ergab die europaweite Studie ebenfalls, dass die breiten Hecken deutlich mehr in Wäldern lebende Pflanzenarten beherbergen. Um bei zukünftigen extremen Wetterereignissen Wildpflanzen ein besseres Überleben zu ermöglichen, fordern die Forschenden, dass Pflegemaßnahmen und Managementstrategien auf europäischer Ebene angepasst werden müssen. Kathrin Litza hält es für unerlässlich, dass die Breite der Hecken als Schlüsselelement für die Artenvielfalt berücksichtigt wird.


Wer ist Kathrin Litza?

Kathrin Litza forscht im Institut für Ökologie zum Verbreitungsmuster von krautigen Pflanzen, besonders in Wäldern und ihrer Umgebung. Im Rahmen ihrer Doktorarbeit konzentriert sie sich auf krautige Arten in Wallhecken (Knicks) in Schleswig-Holstein und der Veränderung ihrer Artenzusammensetzung im Laufe der Zeit. Mit ihrer Studie wies sie nach, dass die Hecken insgesamt gesehen viele Gemeinsamkeiten haben, die Artenzusammensetzung der dadurch angesiedelten Pflanzen jedoch regional unterschiedlich ist. Für die Studie trugen Forscherinnen und Forscher aus vier europäischen Ländern einen bisher einzigartigen Datensatz zusammen, der aus mehr als 1.000 Heckenkartierungen entlang einer Linie von Südschweden bis Nordfrankreich die Vegetationsdaten erfasste.

Monika Hermeling

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