Pilzinfektionen bei Nutzpflanzen vorbeugen

­­Wenn die Bedürfnisse von Nutzpflanzen an einen guten Boden, frische Luft und gesundes Wasser nicht ausreichend gestillt werden, kränkeln die Pflanzen im Garten meist. Sie zeigen das zum Beispiel durch herabhängende, verfärbte Blätter an. Spätestens dann erkennt jeder Gärtner, dass seine Pflanzen eine Unterstützung brauchen, damit sie nicht ernstlich von Pilzen oder Krankheiten befallen werden. Im Fachjournal Nature warnen Eva Stukenbrock von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und Sarah Gurr von der University of Exeter, UK, vor den verheerenden Folgen durch Pilzkrankheiten in der Landwirtschaft und im Gartenanbau. Es sind inzwischen weltweit zwischen 10 und 23 Prozent der jährlichen Ernten die, trotz des weitverbreiteten Einsatzes von pilzabtötenden Pflanzenschutzmitteln (Fungiziden), durch Pilzbefall verloren gehen. Der Verlust nach der Ernte ist demzufolge noch einmal etwa gleich hoch. Die Wissenschaftler aus Kiel und von der Universität Exeter, England, verkünden, dass sich die Situation voraussichtlich noch ver­schärfen wird.

Obwohl die Voraussagen für die Landwirtschaft getroffen wurden, ist vorhersehbar, dass die Pflanzen in unseren Gärten – Gemüse, Kartoffeln, Getreide – ebenso betroffen sein werden. Denn in Irland und England zum Beispiel wurden bereits Weizenstängelrost-Infektionen gemeldet, eine Pilzinfektion, die normalerweise bevorzugt nur in den Tropen auftritt. In der Folge wird neben einer weltweiten Ernährungskrise befürchtet, dass im Boden lebende Krankheitserreger, die dort jahrelang überleben können, auch Tiere oder Menschen infizieren könnten.


Ein konventioneller Anbau begünstigt die Ausbreitung von Pilzinfektionen

Pilze sind mit einer Vielfalt innerhalb der Pilzarten extrem anpassungsfähig, können durch die Luft zwischen den Kontinenten ­reisen und im Boden bis zu 40 Jahre überleben und vermehren sich fast unaufhaltsam. Besonders die Art der landwirtschaftlichen Produktion, der Anbau von genetisch einheitlichen Pflanzen auf riesigen Flächen (Monokultur), bietet eine ideale Nahrungs- und Brutstätten für Pilze. Sie entwickeln sich trotz Einsatz von Fungiziden. Schlimmer noch, der zunehmend verbreitete Einsatz von Fungiziden, den Wissenschaftlern zufolge, zur Entstehung von Fungizidresistenzen geführt hat. Eine verheerende Spirale setzt sich durch die Anwendung von Fungiziden in Gang. Um die Pilzinfektion zu bekämpfen, werden immer höhere Mengen von Fungiziden in der Landwirtschaft und im Gartenanbau eingesetzt, und das kann wiederum die Resistenzentwicklung beschleunigen.


Symptome von Pilzerkrankungen an Pflanzen

Echter und falscher Mehltau, Grauschimmel, Kraut- und Braunfäule, Sternrußtau, Rost, Schorf oder die Schrotschusskrankheit sind die Namen einiger Pilzerkrankungen im Garten. Sie zeigen sich oft durch Flecken, einen weißen oder grauen Belag an den Blättern. Spätestens dann ist, um die Pflanzen zu retten, ein schnelles Handeln erforderlich.


Wie Pilzerkrankungen im Garten ­vorgebeugt wird

Wenn es außergewöhnlich lange Regen­perioden gibt, befürchten viele Gärtner, dass ihre Pflanzen, in der Folge, von Pilzen befallen werden könnten.

Erfahrene Gärtner wenden vorbeugende Maßnahmen an.

  • Wahl, zum Beispiel bei Rosen, von mehltauresistenten Sorten und der Entschluss Pflanzgemeinschaften zu bilden (z.B.: Vergiss mein nicht).
  • Pflanzen mit einem guten Abstand setzen, damit sie nach einem Regenguss gut trocknen können.
  • Gießen, wenn nötig, am Morgen an der Wurzel der Pflanze.
  • Tomaten brauchen zur Vorbeugung der Kraut- und Braunfäule einen Regenschutz. Zusätzlich werden die bodennahen Blätter entfernt.
  • Pflanzenstärkungsmittel wie Brennnessel-, Beinwell-, Schachtelhalm oder Ringelblumenjauche oder -tee erhöhen die Widerstandskraft der Pflanzen. Damit können alle Kulturen vorbeugend behandelt werden. Ein Schachtelhalm-Extrakt stärkt die Zellwände der Pflanzen und verhindert damit ein Eindringen von Pilzsporen in die Pflanze.


Ein Tipp: Pflanzenstärkungsmittel, wie Brennnesseljauche, Zinnkrautsud oder Comfrey (Beinwell), müssen mehrfach und vor der Pilzinfektion angewandt werden. Es ist sinnvoll, frühzeitig mit den Behandlungen, am besten schon nach dem Pflanzen, bevor Symptome einer Pilzkrankheit zu sehen sind, zu beginnen.


Ackerschachtelhalm als ­Pflanzenstärkungsmittel

Ackerschachtelhalm hat sich als Medizin gegen einige Pflanzenkrankheiten bewährt, weil er reich an Kieselsäure ist, deren Baustein Silicium, die Zellstruktur von Pflanzen kräftigt. Das Einsatzgebiet der Ackerschachtelhalmkur sind vorrangig Pilzkrankheiten, die sich als weißer Mehltau, zum Beispiel auf den Blättern von Petunien, Tomaten, Thymian, Salbei oder Minze, oder als rotbrauner Rost zeigen. Ebenso wird Ackerschachtelhalm für die Beseitigung hartnäckiger Blattläuse und zur grundsätzlichen Stärkung jeglicher Pflanzen im Garten verwendet. 

Zur Herstellung einer Jauche aus Ackerschachtelhalm benötigt man frische oder getrocknete Pflanzen, die in einen wassergefüllten Eimer gelegt werden. In der Praxis haben sich zum Befüllen Wäschenetze bewährt. Anschließend lässt man die Jauche zwei bis drei Wochen ziehen. In dieser Zeit kann es passieren, dass die Jauche zu schäumen beginnt und einen unangenehmen, stechenden Geruch verbreitet. Der Geruch kann mit Urgesteinsmehl gebunden werden. Anschließend wird die Jauche – verdünnt oder seltener pur – morgens, auf die von Schädlingen betroffenen Stellen gesprüht oder mit dem Gießwasser verteilt. Bei akuter Gefährdung durch rasch um sich greifende Pilzinfektionen sollte die Schachtelhalm­brühe einige Tage hintereinander angewendet werden. Die vorbeugende Wirkung ist am stärksten, wenn die Spritzungen von Frühling bis zum Sommer regelmäßig wiederholt werden. Brennnesseljauche und Ackerschachtelhalmbrühe können gemischt und gemeinsam versprüht werden.


Das ist der Ackerschachtelhalm 

Der Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense) wird häufig, nach seiner früheren Anwendung als Putzmittel für Zinngegenstände, Zinnkraut genannt. In anderen Gegenden heißt er Pferdeschwanz, Schachtelhalm oder Fegekraut. Er gehört botanisch zu den Farnen und ist in deutschen Gärten und im Acker eine Zeigerpflanze. Er ist häufig auf dauerhaft feuchten Stellen im Acker zu finden und gehört botanisch zu den ältesten Landpflanzen der Erde. Fossilienfunde zeigen, dass es in der Vergangenheit Schachtelhalmarten gab, die eine Wuchshöhe von über 30 Metern erreichten. Der Ackerschachtelhalm kann, wegen des Aussehens, leicht mit dem Sumpfschachtelhalm (Equisetum palustre), der für Mensch und Tier giftig ist, verwechselt werden. Sie haben, der eine auf dem Acker, der andere vorwiegend in Feuchtgebieten, unterschiedliche Standorte. Der Schachtelhalm zählt zu den wenigen Gewächsen, die Staunässe vertragen. Ein Anbau im Garten ist wenig sinnvoll, da er, einmal kultiviert, mit seinen tiefen Wurzeln  bis zu zwei Metern, standorttreu bleibt. 


Das ist das „Kiel Life Science“ (KLS)

Das interdisziplinäre Zentrum für angewandte Lebenswissenschaften – Kiel Life Science (KLS) – ist mit dem CAU Forschungen aus den Agrar- und Ernährungswissenschaften, den Naturwissenschaften und der Medizin vernetzt. Es bildet einen von vier Forschungsschwerpunkten an der Universität Kiel. Im Mittelpunkt der Forschung stehen Fragen, wie sich landwirtschaftliche Nutzpflanzen an spezielle Wachstumsbedingungen anpassen oder wie Pflanzenkrankheiten entstehen können. 

Monika Hermeling

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