Welche Ernährung brauchen unsere Pflanzen?

Das Obst und Gemüse im Garten soll, nach Erwartung vieler Gärtner, nach der Ernte nicht nur gut aussehen, sondern ebenfalls lecker schmecken und über ausreichende Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzstoffe verfügen. Experten weisen darauf hin, dass Obst und Gemüse aus dem Garten nur dann diesen Vorstellungen entsprechen kann, wenn es auf einem Boden angebaut wurde, der dem Vergleich mit den gesundheitlichen Standards des biologischen Gartenbaus, entspricht. Für Gärtner stellt sich die Frage, welche Nährstoffe Pflanzen brauchen, um die an sie gestellten Erfordernisse erfüllen zu können.         

Pflanzen haben einen individuellen Hunger          

Pflanzen haben einen unterschiedlichen Nährstoffbedarf. Sie werden in die Gruppen Starkzehrer, Mittelzehrer und Schwachzehrer eingeteilt. Die Unterteilung bezieht sich auf den Stickstoffverbrauch, den Motor des Wachstums bei den Pflanzen. Das bedeutet, dass sie den Boden stark, mittel oder schwach zum Aufbau ihrer Früchte nutzen.         

Als Starkzehrer gelten:        

Kartoffeln, Kürbis, Zucchini, Neuseeländer Spinat, Zuckermais. Blumenkohl, Brokkoli, Chinakohl, Romanesco, Rotkohl, Rosenkohl, Spitzkohl, Weißkohl, Wirsing, Artischocken, Lauch, Möhren, Rhabarber, Sellerie, Spargel und Sonnenblumen.          

Als Mittelzehrer:         

Im Nutzgarten bilden die Mittelzehrer die größte Pflanzengruppe. Zu ihnen gehören beispielsweise folgende Pflanzen: Auberginen, Endivien, Gurken, Lauch, Mangold, Rettich, Paprika, Rote Bete, Stangenbohnen, Tomaten, Chinakohl, Erdbeeren, Kohlrabi, Karotten, Rote Bete, Salate und Zwiebeln, Chicorée, Fenchel, Mangold, Pastinake und Rettich. Schnittlauch ist ebenso wie Knoblauch, Lauch, Zwiebeln, Basilikum und Liebstöckel eher den Mittelzehrern zuzurechnen.          

Als Schwachzehrer:        

Buschbohnen, Erbsen, Feldsalat, Knollenfenchel, Kopfsalat, Radieschen, Zwiebeln, Kräuter, Ackerbohnen. Im Folgenden werden einige Möglichkeiten der Pflanzenernährung beschrieben und aufgezeigt, wann sie optimal eingesetzt werden. Für Starkzehrer werden so gut wie alle Düngerarten eingesetzt. Es stehen zur Verfügung:        

Kunstdünger        

Kunstdünger hat den Vorteil, dass er jederzeit, in gleichbleibender Qualität, erhältlich ist. Der Nachteil ist, dass er zwar die Pflanzen, die Bodenlebewesen aber nicht ernährt, weil diese ihn nicht verwerten. Als dauerhafter Gartendünger führt Kunstdünger, bei alleiniger Anwendung, nach Erfahrung von Fachleuten, langfristig zur Abnahme der Bodenqualität. Zusätzlich nehmen Wasser- und Nährstoffspeicherung des Bodens ab, da die Mikroorganismen im Boden auswandern und sich der Humus abbaut, wodurch sich die Belüftung, Lockerung und Durchwurzelbarkeit verschlechtert. Um ein Kilogramm Stickstoff im Labor herzustellen, wurden im Jahr 2015 bis zu zwei Liter Erdöl verbraucht.         

Stallmist        

Abgelagerter Stallmist von Kühen, Pferden und Hühnern ist nach Meinung von Gartenexperten zum Düngen ideal. Er wirkt ausgleichend auf den Boden und ist auf dem Gemüsebeet eine ideale bodenverbessernde Langzeitnahrung. Er wird oft mit Hornmehl oder mit Hornspänen vermengt, mit etwa zwei Schaufeln pro m² im Garten untergearbeitet. Dabei ist zu beachten, dass einige Pflanzen wie Möhren, Sellerie und Lauch, die als Starkzehrer bekannt sind, frischen Mist auf dem Beet nicht vertragen. Gärtner sollten sie deshalb besser auf einem Schwachzehrerbeet anbauen. Wer sich fragt, welcher Mist für die Pflanzen im Garten der wertvollste ist, erfährt, dass Hühnermist, besonders im ersten Jahr, die höchste Düngeleistung erbringt. Es folgt der Schafsmist, der Pferdemist und der Rindermist. Letzterer ist langjährig wertvoll. Für Pferdemist wird etwa zwei bis drei Kilogramm je Quadratmeter und bei Schweinemist ein Kilogramm verbraucht. Wer mit Mist düngt, sollte den Boden alle zwei bis drei Jahre analysieren lassen, um sicherzugehen, dass der Boden nicht überdüngt wurde oder sich Phosphate im Boden anreicherten.        

Kompost     

Kompost tut allen Pflanzen gut. Er lässt sich kostengünstig, aus dem eigenen Bioabfall herstellen. Um diesen rückstandslos rasch verrotten zu lassen, gehört einige Sachkenntnis dazu, denn einfach aufgeschütteter Abfall ist kein funktionierender Kompost. Kompost benötigt: Einen schattigen Standort, früher nutzte man gerne Holundersträucher, da diese, mit ihrem Duft, oft Mäuse oder Ratten abschrecken. Einen Behälter mit Bodenkontakt in einer dem Garten angemessenen Größe. Dazu ein Drahtgeflecht, das das Eindringen von Kleintieren verhindern hilft. Der Kompost sollte über mindestens drei Abteilungen – für frischen Bioabfall, Einjährigem und dem Kompost der sofort zur Verfügung steht – verfügen. Manche Gärtner fügen noch eine extra Wurmaufzucht hinzu. Eine Antwort auf die Frage, ob sich das Kompostieren von Bioabfall lohnt, liefert das Statistische Bundesamt DESTATIS. „Die privaten Haushalte kompostierten im Jahr 2020, durchschnittlich drei Millionen Tonnen, rund 31 Kilogramm Kompost pro Kopf.“ Damit wurden mit dem gesamten Erlös des Bioabfalls der privaten Haushalte und der Betriebe im Jahr 2020 rund gerechnet sechs Prozent der Bruttostromerzeugung erwirtschaftet. Der Kompost wird mit etwa ein bis drei Kilogramm je Quadratmeter, im Herbst oder im Frühjahr, in den Gartenboden eingearbeitet.      

Stallmist, Pflanzenjauchen oder Kompost?      

Ein weitverbreiteter Irrtum liegt in dem Glauben, dass Kompost alternativ zu Stallmist oder Pflanzenjauchen verwendet werden kann. Die Dünger dürfen nicht völlig gleichgestellt werden, weil Kompost ein reiner Humusdünger ist, der den Boden aufbessert, Pflanzenjauchen diese stärken und kein vergleichbarer Stickstofflieferant zum Stallmist sind.      

Bokashi     

Bokashi ist Biokompost, der unter Luftabschluss in einem Behälter mit effektiven Mikroorganismen versetzt und anschließend milchsäurevergoren wird. In diesem Verfahren vermehren sich die Mikroorganismen, die die Grundlage eines jeden Bodens bilden, stark. Unterschieden wird in Kompostbokashi, der aus Bioabfall besteht, Düngebokashi, dem Stallmist zugesetzt wurde, und Futterbokashi, der bei der Fermentierung von Weizenkleie, Getreidekleie, Spreu und/oder Sojaschrot entsteht.    

Grüneinsaat     

Grünsaat kann als Mischung oder Einzelsaat gekauft werden. Sie reichert, als Zwischensaat oder zur Abdeckung im Winter, den Boden reichlich mit einem hohen Stickstoffgehalt an. Erfahrene Gärtner gestalten mit den unterschiedlich blühenden und wachsenden Pflanzen schöne Landschaftsbilder. Im Herbst kann zum Beispiel der so genannte Weihnachtsweizen angebaut werden.      

Beispiele von Pflanzen, die sich für eine Gründüngung eignen      

Bienenfreundlich sind:     

  • Die blaublütige Phacelia gilt als besonders bienenfreundlich und wird als Bienenfreund oder Bienenweide bezeichnet. Wer sich einen fruchtbaren Boden für das Gemüse wünscht, sollte daher auf dieses Pflänzchen zurückgreifen. Ihre Wurzeln lockern den Boden, speichern dort Nährstoffe und schützten ihn während der Wachstumsphase vor einer Austrocknung.   
  • Der Borretsch ist ein Tiefwurzler, welcher Nährstoffe aus tief gelegenen Bodenschichten erschließt und damit das Wachstum von Gurken oder Zucchini begünstigt.   
  • Die Ackerbohne (Vicia faba) ist nicht winterhart, eignet sich als erstes Bienenfutter im Jahr.   
  • Der Ausdauernde Baumspinat ist eine gute Bienenweide.   
  • Der Echte Steinklee ist eine alte Heilpflanze. Er bevorzugt einen kalkreichen und stickstoffarmen Boden mit viel Sonne, ist eine gute Bienenweide und Futterquelle für Schmetterlinge.    
  • Der Echte Buchweizen ist eine gute Bienenweide. Er liebt sandige, durchlässige, frische, warme Böden, die basenarm und wenig sauer sind.   
  • Der Feldsalat (Valerianella ssp.) kann den ganzen Winter über als Salat geerntet werden, blüht blau und ist aus diesem Grund eine gute Bienenweide.   
  • Das Kleinblütige Knopfkraut ist eine wichtige Bienenweide.  
  • Luzerne ist eine grundlegende Nahrungsgrundlage für Hummeln, Schmetterlinge und Bienen.   
  • Die Ringelblumen sind ein begehrtes Schneckenfutter und bei Wildbienen und Schmetterlingen beliebt. Sie haben zahlreiche Zuchtsorten, die unterschiedlich gefärbte Blütenblätter haben und bei vielen Gärtnern als schön anzusehende  Beeteinfassung gegen Schnecken oder zur Bekämpfung der Bodenmüdigkeit oder bei Nematodenbefall eingesetzt werden.   
  • Rübsen sind eine ausgezeichnete Bienenweide für Honigbienen und eine der Hauptfutterpflanzen des Großen Kohlweißlings. In der Nähe von Kohlanpflanzungen können sie diese vor Fraßschädlingen schützen.  
  • Lupinen sind Tiefwurzler, die den Boden auflockern und mit Nährstoffen anreichern. Sie binden Stickstoff aus der Luft im Boden und fördern damit das Wachstum anderer Pflanzen. Lupinen sind widerstandsfähig gegen Krankheiten und Schädlinge und sind pflegeleicht.   


Winterharte Grünsaat    

Der Dinkel (Triticum aestivum subsp. spelta) ist ein winterhartes Getreide, das auch mit schwerem Boden fertig wird.    

 Nicht winterharte Grünsaat     

Die Bitterlupine, Blaue Lupine (Lupinus angustifolius) ist nicht winterhart. Der Buchweizen (Fagopyrum esculentum) ist ein nicht winterhartes Knöterichgewächs.    

Gutes Futter für Kleintiere      

Wer Futter für Pferd, Rind, Kaninchen, Hühner benötigt, kann als Grünsaat Getreide nehmen. Die Grünmasse der gewöhnlichen Sonnenblume wird gerne in der Kleintierhaltung verfüttert. Inkarnatklee hat ein tiefreichendes Wurzelsystem, ist eine gute Futterquelle für Insekten und wird von pflanzenfressenden Haustieren, als Frischfutter oder Silage, gerne verzehrt.   

Für Kleingärten nicht geeignet   

Gelbsenf  

Senf wird als Tiefwurzler in der Landwirtschaft zur Gründüngung prinzipiell im gesamten Jahr von April bis Oktober eingesetzt, denn er bietet Vorteile für den Boden und dessen Nährstoffhaushalt. Für Kleingärtner ist er zur Gründüngung weniger geeignet, weil Senfsaat ein Kreuzblütler ist, welcher sich nur zur Gründüngung von Flächen eignet, auf denen kein anderer Kreuzblütler wie Kohl, Blattsalat oder Radieschen angepflanzt wurde.   

Auf die Fruchtfolge und Pflanzgemeinschaften achte    

Um einen besseren Ernteerfolg zu erreichen, sollen Pflanzen derselben Familie frühestens nach drei Jahren wieder auf dem gleichen Beet angepflanzt werden. Hierzu gehören:    

  • Bei Doldenblütlern: Fenchel, Dill, Sellerie, Möhren, Sellerie, Pastinake            
  • Bei Eiskrautgewächsen: Neuseeländer Spinat        
  • Bei Gräsern: Mais, Roggen          
  • Bei Korbblütlern: Artischocke, Chicorée, Endivien, fast alle Salatarten       
  • Bei Kreuzblütlern: Radieschen, Rettich, Kohl, Senf, Meerrettich, Kohlrabi          
  • Bei Kürbisgewächsen: Kürbis, Gurke, Melone, Zucchini          
  • Bei Liliengewächsen: Lauch, Schnittlauch, Knoblauch, Zwiebel         
  • Bei Nachtschattengewächsen: Tomate, Paprika, Aubergine, Kartoffel       
  • Bei Schmetterlingsblütlern: Erbsen, Bohnen           


Pflanzgemeinschaften       

Gute Nachbarn im Garten sind: Buschbohnen, Knoblauch, Kohl, Kohlrabi, Kopf- und Pflücksalat, Paprika, Petersilie, Sellerie, Spinat und Zucchini. Zu beachten ist, dass Starkzehrer in der Regel in einem Beet mit mittelzehrenden Pflanzen kombiniert werden können. Eine Kombination mit Schwachzehrern ist zu vermeiden!       

Eine Saat im Frühjahr oder Herbst?      

Einige Gartenexperten weisen darauf hin, dass eine Gründüngung mit blau blühender Saat besonders im Frühjahr ein erstes Bienenfutter ist. Bienen erkennen blaue Blüten bevorzugt. Damit sie, je nach Witterung zur Verfügung stehen, hat sich ein Anbau der sich selbst aussäenden Pflanzen im Herbst oder im zeitigen Frühjahr bewährt.     


Monika Hermeling

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