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Immer mehr Deutsche füttern Wildvögel, und das – wie in England üblich – oft nicht mehr nur im Winter, sondern übers ganze Jahr. Doch was spricht eigentlich fürs Füttern?
Wer heute einen Gartenmarkt betritt, findet häufig schon im Eingangsbereich unzählige Artikel rund ums Vögelfüttern. Ob Energiecreme oder Vogelkuchen, Mehlwürmer in Fett oder Nussstangen, Vier-Jahreszeiten-Menü oder 5-Kilo-Eimer Meisenknödel – es gibt nichts, was es nicht gibt. Offenbar macht es vielen Menschen Freude, Vögel zu füttern. Falls Sie dazugehören: Der BUND will Ihnen diese Freude nicht nehmen. Das Futterhäuschen vorm Fenster hat schon Menschen jedes Alters die Natur nahegebracht – ihren Zauber, ihre Vielfalt, ihre Schönheit. Angelockte Vögel aus der Nähe zu beobachten, kann Interesse und Begeisterung für die Natur vor der Haustür wecken. Und die Erkenntnis, dass die Vögel Schutz verdienen. Wer weiß, vielleicht erwächst daraus ein langes Engagement für Umwelt und Natur? Und die Lust, den Garten naturbewusster zu gestalten, oder gleich den Lebensstil als Ganzes?
Füttern = Vogelschutz?
Und damit ist schon der größte Effekt des Vogelfütterns benannt. Mittelbar kann das Füttern – indem es uns Menschen zu Einsichten verhilft – durchaus dem Vogel- und Naturschutz dienen. Doch was ist mit dem eigentlichen Zweck? Kommt das Futter nicht direkt den Vögeln zugute, die es fressen, ob im Winter oder ganzjährig? Nun – einige Gartenvögel, die in sterilem Siedlungsgrün kaum noch Nahrung finden, profitieren tatsächlich. Selten oder gefährdet aber ist kaum eine der Arten, die Ihren Garten oder Balkon aufsuchen. Noch offen ist, ob das Füttern nicht auch Verlierer produziert: etwa spät aus dem Süden heimkehrende Trauerschnäpper, deren Nisthöhlen längst von wohlgenährten Meisen besetzt sind. Und bedenken Sie: Wilde Vögel sind auf ein jahreszeitlich wechselndes Nahrungsangebot eingestellt; im Winter ist ihr Energiebedarf sowieso stark reduziert. Dem Artenschutz und der Vogelvielfalt ist also mit Futter nicht zu helfen. Weit sinnvoller investiert ist hier jeder Cent, der etwa in Produkte der ökologischen Landwirtschaft fließt. In einer Kulturlandschaft mit Weidetieren, Obstbäumen, Kleingewässern, Hecken und bunten Ackerrandstreifen leben viel mehr Vogelarten – auch solche, die heute stark gefährdet sind. Schließlich: Vogelfutter ersetzt nicht den naturnahen Garten. Heimische Beerensträucher oder Ecken mit Wildwuchs liefern Vögeln natürliche Nahrung sowie Nischen, wo sie nisten und sich verbergen können.
Richtig füttern
Damit das Füttern mehr nützt als schadet, beachten Sie bitte Folgendes:
BUND