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Sie wächst dauerhaft voller Würde
Kaiserkronen haben wirklich was Royales an sich. Das fängt mit einem imposanten Start im Frühling an. Kräftige, starke Stängel mit großen, saftigen Blättern schießen förmlich aus dem Boden. Zur Erde hin ist der Stängel kahl, über den Blättern wieder, bis zu den glockenförmigen, grüngeschopften Blüten, die im Kreis hängen. Wahrhaftig eine gekrönte Blume, ein Staatsstück mit passendem Namen. Zuerst hängen die roten, rostroten oder gelben Blütenglocken abwärts. Dann heben sie sich allmählich und geben den Blick in ihr Innerstes frei, in das tiefe, warme Rund ihrer Kelche, wo auf dunklem Grund elfenbeinfarbene Nektarien schimmern, schwer von süßem Saft für allerlei Insekten.
Kaiserkronen sind erfreulich dauerhaft. Sie blühen zwar nur wenige Tage in kaiserlichem Glanz, aber wachsen mit ruhevoller Würde Jahrzehnte. Und das schon viele hundert Jahre. Kaiserkronen gehören zu den ältesten in Europa kultivierten Gartenpflanzen, außerdem zu jenen, die Maler seit dem Mittelalter und immer wieder auf ihren gleichnisvollen Bildern darstellten. So kam es zu der verbreiteten Meinung, Kaiserkronen wären hier heimische Pflanzen. Tatsächlich kamen sie aus den Gebieten zwischen dem Iran, Nordindien und dem Himalaja. Botanisch heißt die Pflanze mit Rücksicht auf die Blütenform Fritillaria impe-rialis, frei übersetzt Kaiserlicher Würfelbecher.
Kaiserkronen gedeihen am besten in tiefgründiger, nahrhafter, humoser, frischer Erde in ganz lichtem Schatten oder an einem Platz, wo es im Frühling vollsonnig ist, im Sommer ein lockerkroniges Gehölz allzu heiße Sonne abhält. Die Zwiebeln dürfen allerdings nicht in den Wurzeldruck eines solchen Gehölzes geraten, weil sie dann schlecht oder gar nicht blühen. Sie blühen auch nicht an trockenem Standort und in magerer Erde. Wer Freude an Kaiserkronen haben möchte, muss sie unbedingt gut mit Nährstoffen versorgen. Auf eine Spätfrostnacht reagieren Kaiserkronen empfindlich. Sie kippen ein bisschen vornüber, erholen sich jedoch erfreulicherweise meist im Laufe des Tages.
Weil Kaiserkronezwiebeln keine schützende Trockenhaut haben, pflanzt man gekaufte zeitig im Oktober etwa 25 cm tief in durchlässige Erde, bei schwererem Boden vorsorglich über Sand- oder Kiesdränage, außerdem in leichter Schräglage, damit kein Wasser in der leichten Höhlung des letztjährigen Stängels voll Wasser läuft und die Zwiebel fault. Kaiserkronen wirken am besten in Gruppen zu jeweils 5–6 Zwiebeln mit 30 cm Abstand. Nach der Blüte vergehen die Pflanzen rasch. Man entfernt Blütenstängel und Blätter erst nach völligem Vergilben, weil nur dann die Pflanzen im nächsten Jahr wieder gut blühen und sich vermehren.
Ilse Jaehner