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Blätter steigern Lebenslust
Damit erst gar keine Unsicherheiten aufkommen: es besteht ein großer Unterschied zwischen Kerbelkraut und Kerbelrübe. Kerbelrübe heißt botanisch Caerophyllum bulbosum und wird wegen der Rüben angebaut, Kerbelkraut, botanisch Anthriscus cerefolium, nur wegen der Blätter.
Kerbelkraut ist bei uns heimisch und wächst schon urlange auch in Gärten. Die einjährige Pflanze wird je nach Boden und Standort 50–80 cm hoch und bildet gefiederte, stark aromatisch duftende Blätter, deren Geschmack ein wenig an Anis erinnert. Kleine, weiße Blüten bilden im Mai/Juni doldenförmige Blütenstände. Das Kraut enthält nur wenig ätherisches Öl, das hauptsächlich aus Estragol besteht. Von anderen Verbindungen ist vor allem Chavibetol zu nennen, das den typischen Kerbelgeschmack hervorruft. Als Einjahrspflanze stirbt Kerbel nach der Samenbildung ab, doch ausgefallene Samen überstehen an geschützter Stelle geringe winterliche Fröste.
Kerbel ist keine ausgewiesene Heilpflanze, doch häufiger Verzehr wirkt blutreinigend, appetitanregend, abführend, stimulierend, kommt daher wie gerufen zu einer Frühjahrskur mit anderen Kräutern, die den Körper auf Schwung bringt. Man nimmt dazu gleiche Teile Kerbel, Löwenzahn und kleingeschnittenen Schnittsalat, stellt daraus Saft her und trinkt davon jeden Morgen auf nüchternen Magen. Die klassische Gesundheitsbrühe besteht aus in Öl gedämpften Blättern von Kerbel, Löwenzahn, Brennnessel, Sauerampfer in leichter Hühnerbrühe. Köstlich schmeckt Kerbelsuppe verfeinert mit Eigelb, Crème fraiche und geriebenen Haselnüssen.
Man sieht, es besteht reichlich Anlass, Kerbel zu säen, im Frühjahr so früh wie möglich, zuerst im Frühbeet, danach draußen, sowie die Erde genügend abtrocknete, immer wieder etwa alle 14 Tage, in Reihen oder einfach breitwürfig. Wird es im Laufe des Mai deutlich wärmer, ist es besser, Kerbel nicht vollsonnig zu ziehen, sondern an einem hell beschatteten Platz, wo die Erde auch im Sommer genügend feucht bleibt, weil Kerbel sonst zu schnell in Blüte geht. Übrigens kann man die Blüten mit verwenden. Während man im September noch aus sommerlichen Folgesaaten erntet, sät man zur gleichen Zeit für die Ernte im Nachwinter und Frühling. Den eigentlichen Winter- und Vorfrühlingsbedarf sichern Saaten in Kistchen ähnlich Kresse. Man sät Kerbel allerdings nicht ganz so dicht wie jene, und er braucht auch etwas länger bis zur Schnittreife, bei 15 Grad etwa 3–4 Wochen. Die letzte Saat im Haus schafft dann schon wieder Anschluss an die erste Ernte aus dem Frühbeet.
Ilse Jaehner